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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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gleich Heiligen. Euch
     Dominikaner jedoch fürchtet man und ich tue es ganz besonders. Ihr
     lasst auch nach mir suchen, oh ja, das weiß ich wohl.«
    »Warum hast du mich
     denn dann angesprochen?«, unterbrach ich sie nun doch.
    »Gerade weil Ihr
     Inquisitor seid, Bruder«, flüsterte sie. »Die
     Franziskaner mögen gütig sein, Ihr Dominikaner jedoch seid mächtig
     — und mächtige Männer GOTTES, die brauche ich wohl, wenn
     der Teufel hinter mir her ist. Allein deshalb habe ich mich Euch
     offenbart. Es ist besser, wenn ein Mönch mich sieht, als der
     Leibhaftige!«
    »Warum gehst du nicht
     zu Meister Philippe?«, wollte ich wissen. »Wenn jemand in
     solchen Dingen erfahren ist, dann doch er.«
    »Ihn fürchte ich
     fast so sehr wie den Teufel«, bekannte da Jacquette. »Ihr
     aber, Bruder, Ihr …«, sie suchte nach Worten. »Vor Euch
     habe ich auch Angst, jedoch nicht so große. Wenn Ihr versteht, was
     ich meine?«
    »Ich verstehe dich«,
     murmelte ich — und wusste nicht, ob mir dieses Geständnis
     schmeicheln sollte oder ob es nicht eher einer Beleidigung gleichkam. So
     sind die Worte der Frauen: man weiß nicht einmal, ob sie süß
     sind wie Honig oder bitter wie Galle! Ich zumindest wusste es nicht und
     ich weiß es bis heute nicht.
    »Wenn ich dir helfen
     soll, dann musst du mir die Wahrheit erzählen«, fuhr ich fort.
     »Alles. Ich muss alles erfahren von dem, was du in jener Nacht
     gesehen und gehört hast.«
    »Ich habe gelogen«,
     gestand Jacquette. »Ich hatte so schreckliche Angst vor dem
     Inquisitor, da habe ich die Wahrheit verschwiegen.«
    »Öffne deine
     Seele, bevor es zu spät ist«, ermahnte ich sie. »Ich habe
     gesehen, wie Euer Mitbruder niedergestochen wurde«, hauchte sie da
     — so leise, dass ich es kaum vernehmen konnte. Vor der Statue der
     heiligen Anna stimmten die Pilgerinnen nun einen frommen Gesang an und
     ihre Stimmen brausten durchs Kirchenschiff wie eine Sturmböe.
    »Sprich lauter - und
     sprich schnell«, drängte ich die Schönfrau, denn solange
     die schwangeren Frauen sangen, mochte uns wohl niemand hören.
    »Es war der Dekan der
     Domherren, dem ich in jener Nacht zu Diensten war«, gestand
     Jacquette.
    »Nicolas d'Orgemont?«,
     fragte ich. »Bist du dir da ganz sicher?«
    »Ja, er war schon häufiger
     bei mir und auch in jener Nacht, da ihn sein Schicksal ereilte, hatte er
     mich zuvor aufgesucht. Wir gingen zur zweiten Kapelle auf der rechten
     Seite von Notre-Dame, wo die Schatten besonders düster sind, und ich
     tat, was er mir zu tun befahl. Doch ich schwöre, dass er, als er mich
     verließ, gesund an Leib und Seele war! Ich schlich in mein Versteck
     zurück und hörte erst am nächsten Morgen, dass der Domherr
     in jener Nacht zu GOTT gerufen worden war. Herr d'Orgemont wird IHM viele
     Sünden gestehen müssen, denn ich habe die Wahrheit gesprochen,
     als ich sagte, dass er mich zu seinem Vergnügen schlägt. So war
     es auch in jener, seiner letzten Nacht.«
    »Warum lässt du
     dies zu?«, fuhr ich auf.
    Sie warf mir einen
     mitleidigen Blick zu. »Weil ich Hunger habe«, antwortete sie.
    Ich schlug beschämt die
     Augen nieder.
    »In jener Nacht nun, in
     der Heinrich von Lübeck ermordet wurde, da schlug mich Nicolas
     d'Orgemont wieder. Ich war schon zu Boden gegangen und versuchte, mein
     Haupt mit meinen Händen zu schützen, da erblickte ich plötzlich
     eine Gestalt, die aus der Kathedrale kam.«
    »Langsam!«,
     unterbrach ich sie. »Jetzt musst du mir alles sehr genau erzählen:
     Wer kam heraus? Wo?«
    Jacquette dachte einen Moment
     lang nach. »Ich sah eine dunkle Gestalt, mehr nicht. Ich konnte
     nicht erkennen, ob es ein Mönch war. Die Gestalt kam aus der Roten
     Pforte von Notre-Dame, über der die Heilige Mutter GOTTES thront. Die
     Gestalt rannte. Da kam eine zweite Gestalt aus der Kirche, aus derselben
     Pforte. Auch sie konnte ich nicht klar erkennen. Der zweite Unbekannte
     rief etwas, das ich nicht verstehen konnte — da blieb der erste
     stehen. Die zweite Person kam nahe an die erste heran. Es schien mir, als
     würden sie sich unterhalten.«
    »Wie lange?«,
     unterbrach ich sie.
    »Nur ein paar Momente.
     Nicolas d'Orgemont hielt gerade inne mit dem Schlagen, weil es ihn so sehr
     erhitzte, dass er schwer atmete. Ich aber wagte nicht, mich wieder
     aufzurichten. Also lag ich da, blickte auf die beiden Gestalten und
     erwartete den nächsten Schlag des Domherrn.
    Da plötzlich schienen
     die beiden

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