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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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nun ihre
     Geschichte erzählen musste, auch wenn sie mich nicht darum gebeten
     hatte, ihr die Beichte abzunehmen — abgesehen davon, dass ich dies
     auch gar nicht hätte tun dürfen, denn Mönch war ich zwar,
     doch nicht als Priester ordiniert.
    »In Rampillon«,
     fuhr Jacquette fort, »haben wir eine große Kirche der Templer,
     errichtet zu der Zeit, da sie noch nicht als Ketzer galten. Viele prächtige
     Grabplatten schmücken ihr Inneres, steinerne Ritter mit Helmen und
     Schwertern. Unter irgendeinem, so sagt man, liege der legendäre
     Schatz der Templer versteckt. Vielleicht ist es diese Geschichte gewesen,
     welche die Burgundischen letztes Jahr in unser Dorf gelockt hat, ich weiß
     es nicht.                     
    Eines Morgens jedenfalls
     waren Landsknechte da und plünderten die Kirche, doch fanden sie
     wenig, das zu rauben sich lohnte. Da wurden sie sehr zornig und steckten
     unsere Häuser an.
    Meinen Mann«, Jacquette
     redete jetzt so schnell, dass ich ihr Flüstern kaum mehr verstehen
     konnte, »meinen Mann zwangen sie, gleich vielen anderen Bauern, in
     eine leere Mehlkiste. Ihr kennt sie vielleicht, Bruder? Es sind hölzerne
     Kisten, so groß wie ein Sarg. Während er dort drinnen
     eingesperrt war, warfen mich einige Landsknechte auf den Deckel und taten
     mir Gewalt an. Während sie dies taten, da verhöhnten sie meinen
     Mann und riefen, er solle doch seine Frau retten, wenn er könne. Ich
     biss mir auf die Lippen, damit er zu ihren Hohnworten nicht auch noch
     meine Schreie ertragen musste. Später, ich weiß nicht, wie
     viele Stunden vergangen sein mochten, verschleppten die Landsknechte
     meinen Mann und einige andere Bauern. Wir sollten Lösegeld zahlen,
     wenn wir sie lebend wiedersehen wollten.«
    Sie schwieg nun, erschöpft.
     Dann raffte sie sich mit müder Stimme auf: »Wir hatten doch
     nichts, unser Dorf war ja niedergebrannt worden, unsere Ernte zertrampelt
     oder geraubt von den Burgundischen. Wir gingen zum Kloster der
     Benediktiner, das nicht weit von Rampillon aufragt, doch die Mönche
     mochten uns nicht einen Sou geben. Sie würden für uns beten,
     sagten sie.
    So mussten wir also die Frist
     verstreichen lassen, die uns die Landsknechte gesetzt hatten. Mein Mann
     und die anderen Bauern wurden an einer Eiche aufgehängt wie
     Verbrecher. Wir durften ihre Körper abschneiden und beerdigen, als
     die Landsknechte weitergezogen waren.«
    Jacquette blickte auf die
     Kerzen, die vor dem Altar flackerten, doch ich glaube, dass sie deren
     Licht nicht sah, sondern ein ganz anderes Bild vor Augen hatte. Ein Bild,
     wie es wohl kein Künstler je wird malen können — und das
     ist sicherlich auch gut so. »Also ging ich nach Paris und wurde, was
     ich bin, Bruder. Denn was sollte ich sonst noch tun? Mein Dorf war zerstört
     — und meine Ehre hatte ich sowieso schon verloren.«
    Ich wusste nicht, was ich
     darauf antworten sollte. Zu verwirrt war mein Geist, zu unsicher wären
     meine Sätze gewesen, um der Schönfrau Trost zuzusprechen. Durfte
     ich dies überhaupt? Was hätte ich ihr schon sagen können?
    Schließlich war es
     Jacquette, die wieder das Wort ergriff. Sie musste lauter sprechen, denn
     inzwischen hatten die gläubigen Frauen vor dem Standbild der heiligen
     Anna ein neues Lied angestimmt, das machtvoll durch die Kirche hallte.
    »Ich wünsche, dass
     Ihr eine Messe lest für Euren toten Mitbruder, dem ich nicht habe
     helfen können«, sagte sie. Sie hob abwehrend die Hände.
     »Ich weiß, dass eine Messe sechzehn Sous kostet und ein Pfund
     Kerzen sieben. So viel habe ich nicht. Die Zeiten sind schlecht —
     vor allem jetzt, da jeder sich vor der Krankheit fürchtet und davor,
     bald vor dem höchsten Richter zu stehen. Da ist es sicherlich nicht
     gut, zu gestehen, dass man noch vor kurzem bei einer Schönfrau
     gelegen hat. So geben mir die Männer, die überhaupt noch zu mir
     kommen, nur zwei Sous — und leben muss ich ja schließlich auch
     von irgendetwas. Deshalb habe ich nur vier Sous gespart.« Sie beugte
     sich rasch vor und drückte mir, bevor ich mich dagegen wehren konnte,
     vier Kupfermünzen in die Hand. »Das sollte, so hoffe ich, für
     eine stumme Messe reichen. Bitte Bruder, ich flehe euch an!«
    Ich zögerte. Es war Geld
     der Sünde, sie hatte es mir ja gerade selbst gestanden. Die Münzen
     brannten gleich Feuer in meiner Hand. Und doch: Sollte ich es verweigern?
     Sollte ich es wegwerfen als Ausfluss

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