In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
Ich kletterte auf seinen Schoß und schmiegte meine Wange gegen seine Brust.
„Meins, meins, meins“, nuschelte ich in seinen herrlich duftenden Pullover. Ein Lachen durchfuhr ihn. „Nur meins, meins alleine.“
„Darf ich mir meinen Körper ab und zu leihen?“
„Nein.“
Elias kramte in seiner Gesäßtasche. „Auch nicht gegen Bestechung?“ Er hielt mir den rosafarbenen Hello-Kitty-Haarreif vor die Nase. Ich schnappte ihn mir und sprang auf.
„Aaaaaahhh!“, schrie ich und hüpfte wie ein Flummi auf und ab.
„Und?“, fragte Elias belustigt.
„Du hast ihn gekauft?“
Er lächelte. „Bevor du ihn gesehen hast, ja.“ Er stand auf und nahm mir den Haarreif ab, um ihn mir anzuziehen. „Kittys für Kätzchen.“
Ich fiel ihm um den Hals. „Danke“, seufzte ich überglücklich.
„Du bist leicht zufriedenzustellen.“
Ich zwickte ihn in die Seite.
„Fester !“, scherzte er, worauf ich ihn schmunzelnd anfunkelte. „Du siehst so süß aus mit dem rosa Reif.“
„Ja, nicht?“ Ich posierte und drehte meinen Kopf mal in die eine und mal in die andere Richtung. Das Donnern eines startenden Flugzeugs erklang und mein Magen verabschiedete sich wieder. Elias bemerkte es sofort und setzte sich mit mir hin.
„Du darfst gerne dein nerviges Lied weitersingen, wenn du dich dann besser fühlst.“
„Nein“, hauchte ich und schmiegte mich näher an ihn. „MEINS!“
„Ja.“ Er lachte. „Nur deins.“
Unser Flug wurde aufgerufen und ich machte innerlich drei Kreuze. Elias anscheinend auch, denn er seufzte erleichtert.
Der Flug nach München war unruhig und ich schickte mindestens hundert Stoßgebete zum Himmel. Mein Vampir fand meinen Zustand besorgniserregend und lustig zu gleich. In München taumelte ich aus dem Flugzeug hinaus und freute mich über die eine Stunde Pause, die wir Zeit hatten, ehe der nächste Flug startete. Elias war gerade damit beschäftigt, meine Stirn und meine Schläfen zu küssen, als sein Handy vibrierte. Genervt zog er es aus der Tasche.
„Anastasija?“, fragte er und starrte ungläubig auf das Display. „Wieso nutzt sie das Handy?“ Er nahm das Gespräch an. „Ana?“
Mein Kopf tat weh, aber sonst wäre ich vor Freude über Anas Anruf auf und ab gehüpft. Ich wollte gerade Elias das Handy aus der Hand reißen, als ich seinen Gesichtsausdruck bemerkte. Er sagte nichts, starrte aber ängstlich in mein Gesicht.
„Was ist passiert?“, wollte ich wissen und zupfte an seinem Ä rmel.
„Aber ihm geht es so weit gut, oder?“, fragte Elias ins Handy und sah dann etwas erleichtert aus.
„ Wem ist etwas passiert?“, bohrte ich nach.
„Weine nicht , Ana!“
Den Rest der Unterhaltung führte er auf Rumänisch. Ich hatte das Gefühl, dass mir jemand den Boden unter den Füßen wegzog , und hielt mich krampfhaft an meinem Freund fest. Elias’ Stimme war weich wie Seide und er sprach beruhigend auf seine Schwester ein. Schließlich legte er auf und sah mich an.
„Während wir in der Luft waren …“, begann er und mir flossen jetzt schon Tränen die Wangen hinunter. Etwas war passiert, etwas Schlimmes, und er suchte nach den richtigen Worten, es mir beizubringen; das konnte ich aus seinem Gesicht lesen. „Die Werwölfe“, sprach er weiter, schloss die Augen und legte Zeigefinger und Daumen um seine Nasenflügel.
„Liebling , mach es kurz: Wem ist etwas passiert?“ Ich sprach ruhig, denn ich sah, dass er mitgenommen war. Er öffnete wieder die Augen und nahm meine Hände in seinen.
„David.“
Mein Herz setzte aus und alles um mich herum fing an, sich zu drehen. Ich dachte, ich würde ersticken, als heftiges Schluchzen sich meine Lunge heraufbohrte.
„Er ist i m Krankenhaus und es geht im so weit wieder gut. Er hat ein paar gebrochene Rippen und blaue Flecken.“
L angsam hörte die Welt auf, sich zu drehen, doch ich versuchte mich auf Elias zu konzentrieren.
„Werwölfe haben unser Zuhause im Hahnwald ausfindig g emacht und in Schutt und Asche gelegt.“
„ Und dein Papa?“, brachte ich so gerade noch heraus. Roman war nicht in unser Wohnzimmer gezogen wie die anderen.
„Papa und Opa sind mit dem Schrecken davongekommen. Dank den Rauchmeldern! Sie sind bei dir zu Hause. David wollte hinfliegen und sich die Sache aus der Luft ansehen. Er muss sich wohl mit den räudigen Hunden angelegt haben. Sie kamen am helllichten Tag, wohl wissend, dass die meisten Vampire dann schlafen. Papa hatte zuerst die Nachbarn vermutet, die schon seit unserem
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