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In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)

In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)

Titel: In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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Es gab keine andere Möglichkeit, ich musste mit Elias reden und alle Unklarheiten beiseiteschaffen oder ich würde nie mehr glücklich werden.
    Plötzlich hörte ich ein Kreischen vom anderen Ende des Ga nges. Es riss mich aus meinen Gedanken wie die Denotation einer Bombe. Aufgebracht und immer noch wimmernd vor Angst rannte ein Mädchen an mir vorbei. Dem Aussehen nach war es jünger als ich.
    „Lauf!“, befahl sie mir. „Oder er frisst dich!“
    „Was redest du da?“, rief ich, aber sie war schon um die Ecke verschwunden. Mit einem flauen Gefühl drehte ich mich in die Richtung, aus der sie gekommen war. Obwohl ich heute unglaublich schnell auf den Beinen gewesen war, schienen sie jetzt aus Wackelpudding zu bestehen und wollten keinem meiner Befehle Folge leisten.
    Ein tiefes Stöhnen brachte meine Nackenhaare dazu, sich aufz ustellen. Blutige Hände erschienen und hielten sich an der Wandecke fest. Mein Überlebensinstinkt gab mir die Kontrolle über meinen Körper wieder und ich wollte gerade um mein Leben laufen, als der Rest der Hände um die Ecke gestolpert kam. Es war Elias und er sah furchtbar wütend aus. Er trug keine Sonnenbrille und es wirkte, als würde Blut aus seinen Augen laufen. Langsam kam er näher und stützte sich dabei an der Wand ab. Blitzartig war ich wieder unfähig, mich zu bewegen.
    „Elias?“, fragte ich mit zittriger Stimme.
    Er war jetzt fast bei mir. Ängstlich ging ich einen Schritt zurück. Er hob eine Hand, mit der anderen hinterließ er blutige Abdrücke auf dem grauen Wandputz. Seine Augen waren tatsächlich blutunterlaufen, sein Mund zu einer festen Linie zusammengepresst.
    „Was hast du nur getan?“, fragte ich ihn mit wütender Stimme.
    Oh Gott, er hatte doch wohl niemanden umgebracht? Ich wollte noch weiter auf ihn einreden, als er einen Wimpernschlag später nur wenige Zentimeter vor mir stand. Bevor ich reagieren konnte, stützte er sich auf meinen Schultern ab. Tränen der Angst stiegen in meine Augen und ich überlegte schon, wie ich um mein Leben flehen könnte, als ich plötzlich bemerkte, dass er sich nicht mehr regte. Er wollte den Mund öffnen, um zu sprechen, aber alles, was herauskam, war dickflüssiges, hellrotes Blut.
    „Oh mein Gott! “, wimmerte ich. Elias stöhnte wieder und sank auf die Knie, wobei er mich mit hinunterzerrte. Seine Augen waren immer noch schwarz wie die Nacht und es sickerte unaufhörlich Blut aus ihnen. Er sah mich flehend an, aber was zur Hölle wollte er von mir? Mein Blut?
    „W … w… was willst d… d… du?“, brachte ich stotternd heraus.
    Er gab keine Antwort, stattdessen spürte ich ein Beben in seinem Körper und der Griff an meinen Schultern wurde fester. Er versuchte wieder zu sprechen, erbrach aber nur Blut auf meinem Schoß. Ich wollte schreien, konnte dann aber sehen, was der Grund für sein merkwürdiges Verhalten war. Ein Messer steckte in seinem Rücken!
    „Oh mein Gott!“, kreischte ich hysterisch. „Elias, da steckt ein Messer in dir!“
    Ein gurgelndes Geräusch war alles, was er als Antwort hervo rbrachte. Er hob wieder den Kopf und sah mich verzweifelt an.
    „Ok ay, ich rufe einen Krankenwagen. Bleib ganz ruhig hier sitzen!“ Ich wollte zu meiner Tasche mit dem Handy stürmen, aber er hielt mich fest.
    „Raus“, hustete er .
    „Ich soll es rausziehen?“, fragte ich ungläubig. Er nickte. „Aber ic h könnte dich schlimm verletzen!“
    Mein Protestieren half nichts, er sah mich mit einem flehenden Blick an. Ich holte tief Luft und krabbelte um ihn herum. Als ich meine Hände um den Griff des Messers legte, zitterten sie wie Espenlaub. Noch einmal füllte ich meine Lunge mit Sauerstoff und zog es mit einem Ruck aus ihm heraus. Elias schrie vor Schmerz auf und ließ sich auf die Seite fallen. Er holte schwer Luft und es rasselte bei jedem Atemzug beängstigend in seiner Brust.
    „Elias bitte, du musst zu einem Arzt! “ Wieder rannen mir Tränen über die Wangen.
    Er hob seine Hand und tastete nach mir. Ich streckte ihm meine entgegen und kniete mich wieder neben ihn. Mit meiner Hilfe zog er sich erneut in eine kniende Position.
    „Nein“ sagte er röchelnd. „Ich heile sehr schnell, jetzt wo das Silber raus ist.“
    Ich betrachtete das Messer, das ich auf den Boden hatte fallen lassen. Es war eher eine Art Dolch, nichts, womit man sich ein Butterbrot schmierte.
    „Wer macht so was?“, fragte ich atemlos.
    Elias’ Augen wurden ganz glasig, sie schienen fast durch mich hindurchzusehen.

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