In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
ist.«
»Wie?«
»Haley brennt mit Mercer durch. Er wird umgebracht. Als sie das hört, flieht sie aus seinem Motelzimmer - ohne sich noch einmal umzusehen. Ich meine, überlegen Sie doch mal. Wenn Dan Mercer sie entführt und umgebracht hätte, warum sollte er dann ihr iPhone behalten?«
»Als Trophäe?«
Wendy runzelte die Stirn. »Glauben Sie das wirklich?«
Tremont sagte nichts.
»Sie haben diesen State Park auf Google Earth gefunden, stimmt’s?«
»Ja.«
»Versetzen Sie sich mal kurz in Haleys Position. Sie würden doch nicht den Ort nachsehen, an den ein Kidnapper Sie verschleppt hat oder wo er Sie verscharren will oder so was.«
»Andererseits«, vollendete Tremont ihren Gedankengang, »könnte man sich womöglich einen Ort ansehen, an dem man
sich mit seinem Freund treffen will, nachdem man von zu Hause ausgerissen ist.«
Wendy nickte.
Tremont seufzte. »Sie ist ein anständiges Mädchen.«
»Es geht hier nicht um eine Bewertung ihrer Moral.«
»Nicht?«
Wendy ging nicht darauf ein.
»Nehmen wir an, dass Sie Recht hätten«, sagte Tremont. »Wo wäre Haley dann jetzt?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Und warum sollte sie ihr Handy im Motel liegen lassen?«
»Vielleicht musste sie schnell weg. Vielleicht konnte sie aus irgendeinem Grund nicht wieder ins Motel zurück. Vielleicht hatte sie Angst, weil Dan ermordet wurde, und ist untergetaucht.«
»Sie musste also schnell weg«, wiederholte Tremont und legte den Kopf schräg. »Und darum hat sie ihr iPhone unterm Bett liegen lassen?«
Wendy dachte darüber nach. Dazu fiel ihr nichts ein.
»Gehen wir das Schritt für Schritt durch«, sagte Tremont. »Zuerst schicke ich ein paar Leute ins Motel - und auch in die anderen Absteigen, in denen Dan jeweils für ein paar Tage gehaust hat. Die erkundigen sich, ob irgendjemand Dan mit einem Mädchen im Teenageralter gesehen hat.«
»Gut«, sagte Wendy. Dann: »Und noch was.«
»Was?«
»Als ich Dan gesehen habe, direkt vor seiner Ermordung, hatte ihn jemand ziemlich übel zugerichtet.«
Tremont merkte, worauf sie hinauswollte. »Dann glauben Sie, dass Haley McWaid bei ihm und damit womöglich auch Zeugin dieser Schlägerei war.« Er nickte. »Vielleicht ist sie deshalb untergetaucht.«
Aber jetzt, wo er es in Worte fasste, hatte Wendy den Eindruck, dass irgendetwas daran doch nicht ganz stimmte. Irgendwie bekam das Ganze eine falsche Note. Sie überlegte. Es musste noch mehr dahinterstecken - was zum Beispiel hatten die Skandale der Bewohner der Suite 109 aus dem Stearns-Wohnheim in Princeton damit zu tun? Sie wollte Tremont davon erzählen, im Moment erschien es ihr jedoch noch zu vage. Sie musste sich das genauer ansehen. Und dafür musste sie erst nochmal mit Phil und Sherry Turnball sprechen, dann bei Farley Parks und Steven Miciano anrufen und außerdem Kelvin Tilfer suchen.
»Vielleicht sollten Sie versuchen, denjenigen zu finden, der Dan Mercer zusammengeschlagen hat«, sagte sie.
Ein schwaches Lächeln huschte Tremont übers Gesicht. »Dazu hat Hester Crimstein eine recht interessante Theorie aufgestellt.«
»Hester Crimstein? Die Fernseh-Richterin?«
»Genau die. Sie ist auch Ed Graysons Verteidigerin. Nach einer von ihr entwickelten Hypothese hat ihr Mandant Dan Mercer zusammengeschlagen.«
»Wie kommt sie darauf?«
»Na ja, wir haben Dan Mercers Blut in Graysons Wagen gefunden. Wir haben behauptet, in Verbindung mit Ihrer Aussage wäre das ein klarer Hinweis darauf, dass Grayson Mercer ermordet hat.«
»Okay.«
»Aber Crimstein - bei Gott, die Frau ist echt gut - hat eingewandt, unsere Zeugin, also Sie, hätte ausgesagt, dass Mercer zusammengeschlagen worden war. Also meinte sie, Grayson und Mercer hätten sich womöglich ein oder zwei Tage vorher geprügelt. Und dass das Blut dadurch in Graysons Wagen geraten sein könnte.«
»Nehmen Sie ihr das ab?«
Tremont zuckte die Achseln. »Nein, eigentlich nicht, aber darum geht es auch nicht.«
»Das ist ziemlicht brillant von ihr«, sagte Wendy.
»Yep. Crimstein und Grayson haben eine Möglichkeit gefunden, so gut wie allen Beweisen ihre Beweiskraft zu nehmen. Wir haben das Blut - aber eine Prügelei liefert dafür eine plausible Erklärung. Und die Schmauchspuren an Graysons Hand sind dadurch hinfällig, weil der Besitzer vom Gun-O-Rama Schießstand bestätigt hat, dass Grayson ungefähr eine Stunde, nachdem Dan Mercer erschossen wurde, dort war. Laut Aussage des Besitzers ist Grayson ein Meisterschütze, einer der besten, die
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