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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Sheriff Walker erwartete sie auf der Straße. Er wirkte wie immer ein bisschen unsicher wegen seiner Größe, ließ die breiten Schultern herabhängen. Sie erwartete fast, dass er sich zu ihr herunterbeugen und mit ihr dann wie mit einem kleinen Mädchen reden würde, und irgendwie machte ihn das noch liebenswerter.
    »Wir haben beide ein paar arbeitsreiche Tage hinter uns, was?«, sagte Walker.
    Durch Haley McWaids Tod war Wendy mehr als nur rehabilitiert. Vic hatte sie wieder eingestellt und zur ersten Sprecherin der Wochenend-Nachrichten befördert. Andere Nachrichtenagenturen baten um Interviews, in denen sie immer wieder die gleichen Fragen über Dan Mercer stellten und bis ins Detail wissen wollten, wie sie, die heldenhafte Reporterin, nicht nur einen Pädophilen, sondern sogar einen Mörder zur Strecke gebracht hatte.
    »Wo ist Ermittler Tremont?«, fragte sie.
    »Im Ruhestand.«
    »Er bringt den Fall nicht zu Ende?«

    »Was gibt’s da noch zu Ende zu bringen? Haley McWaid wurde von Dan Mercer ermordet. Mercer ist tot. Eigentlich ist der Fall damit doch abgeschlossen, oder? Wir suchen weiter nach Mercers Leiche, aber ich habe auch noch andere Fälle - außerdem will sowieso niemand Ed Grayson dafür verurteilen, dass er diesen Drecksack beiseitegeschafft hat.«
    »Sind Sie sicher, dass es Dan Mercer war?«
    Walker runzelte die Stirn. »Sie nicht?«
    »Ich frag ja nur.«
    »Erstens ist das nicht mein Fall. Dafür ist Frank Tremont zuständig. Er scheint sich ziemlich sicher zu sein. Allerdings haben wir die Sache noch nicht ganz zu den Akten gelegt. Wir nehmen Dan Mercers Leben genauer unter die Lupe, und wir sehen uns andere Fälle an, in denen junge Mädchen vermisst wurden. Ich meine, hätten wir Haleys Handy nicht in seinem Motelzimmer gefunden, wären wir vermutlich nie darauf gekommen, dass zwischen Mercer und Haley eine Verbindung besteht. Also könnte er das schon seit Jahren und mit vielen Mädchen gemacht haben. Vielleicht haben noch andere Mädchen seinen Weg gekreuzt, die dann später spurlos verschwunden sind. Trotzdem, ich bin County Sheriff - und dieses Verbrechen wurde nicht einmal in meinem Zuständigkeitsbereich begangen. Da sitzt jetzt das FBI dran.«
    Sie betraten das sehr schlicht eingerichtete Büro der Gerichtsmedizinerin Tara O’Neill. Wendy stellte erfreut fest, dass der Raum eher wie das Zimmer eines stellvertretenden Schuldirektors aussah als wie irgendetwas, das mit Leichen zu tun hatte. Die beiden Frauen kannten sich aus der Zeit, als Wendy über Mordfälle in der Umgebung berichtet hatte. Tara O’Neill trug ein glänzendes, schwarzes Kleid, was Wendy sehr viel besser gefiel als ein Kittel. Besonders überraschte sie an Tara jedoch immer wieder, dass sie, trotz einer gewissen Morticia-Addams-Ausstrahlung,
einfach absolut fantastisch aussah. Tara war groß, hatte lange, glatte, zu tiefschwarze Haare und ein blasses, ruhiges, klares Gesicht - ein Look, den man durchaus als ätherisches Gothic bezeichnen konnte.
    »Hallo, Wendy.«
    Tara stand hinter ihrem Schreibtisch auf und streckte Wendy die Hand entgegen. Das Händeschütteln war steif und formell.
    »Hi, Tara.«
    »Ich versteh nicht ganz, warum wir uns privat unterhalten müssen«, sagte Tara.
    »Gehen Sie davon aus, dass Sie uns einen Gefallen tun«, sagte Walker.
    »Aber, Sheriff, das ist nicht einmal in Ihrem Zuständigkeitsbereich passiert.«
    Walker breitete die Arme aus. »Muss das wirklich alles den offiziellen Dienstweg nehmen?«
    »Nein«, sagte Tara. Sie setzte sich und forderte sie auf, das Gleiche zu tun. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Der Stuhl war aus Holz, und der Designer hatte offenbar alles andere als die Bequemlichkeit im Kopf gehabt. Tara saß aufrecht da und wartete - die vollendete Fachfrau, die genau wusste, wie man am besten mit Toten umging. Der Raum hätte wieder mal einen frischen Anstrich gebraucht, aber, wie der alte Witz schon sagte, von Taras Kunden hatte sich noch nie einer beschwert.
    »Wie ich am Telefon schon erwähnte«, sagte Walker. »Wir würden gern alles erfahren, was Sie über Haley McWaid wissen.«
    »Selbstverständlich.« Tara sah Wendy an. »Sollen wir mit der Identifikation anfangen?«
    »Das wäre wunderbar«, sagte Wendy.
    »Also gut. Es besteht kein Zweifel daran, dass es sich bei der
Leiche, die im Ringwood State Park gefunden wurde, um die vermisste Haley McWaid handelt. Das Gewebe war schon stark verrottet, das Skelett war jedoch intakt, genau wie die Haare. Insgesamt war

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