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In stiller Wut: Kriminalroman (German Edition)

In stiller Wut: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In stiller Wut: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Fux
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Augusto deutete auf einen Hocker an der Bar. »Hat sich ein paar Tapas bestellt und ein paar Bier getrunken. Und das Fußballspiel geguckt, natürlich.«
    »HSV gegen Stuttgart«, bestätigte Hadice.
    »Ein Trauerspiel.« Der Wirt nickte betrübt. »Da haben wir ordentlich was auf die Mütze gekriegt.«
    »Wie lange war er denn da, der Sebastian Klasen?«
    »Auf jeden Fall bis zum Ende der Spiels.«
    Hinter ihm erschien Judith Rakers von der Tagesschau auf dem Bildschirm. Im Hintergrund wurde ein Bild von Nathalie Stüven eingeblendet. Die Presse war also informiert. Na, dann geht ja jetzt wohl die Post ab, dachte Hadice.
    »Hat er sich mit irgendjemandem unterhalten?«, fragte Henry. »Soweit wir verstanden haben, war er bei Ihnen doch so was wie ein Stammgast.«
    Der Wirt kraulte sich verlegen die Koteletten. »Anfangs war er ziemlich mürrisch. Hatte wohl wieder mal Krach mit seiner Alten.« Sein Gesichtsausdruck erhellte sich. »Aber dann ist diese Lady aufgetaucht. Die hat sich ein Stück weiter hinten an die Bar gesetzt, eine, die ich nicht kannte. Die ist mir aufgefallen, weil sich ansonsten ja nicht viele Fremde hierher verirren. Und solche schon gar nicht.«
    Hadice hob fragend die Augenbrauen.
    »War ne echte Augenweide, die Dame. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Sebastian sich das hat entgehen lassen. Der hat immer was übrig gehabt für schöne Frauen.« Er zwinkerte vieldeutig und begann damit, ein weiteres Glas zu polieren.
    Hadice und Henry warfen sich einen Blick zu.
    »Und mit der hat er sich also unterhalten.«
    »Zumindest in der Halbzeitpause. Aber so genau habe ich das nicht mitgekriegt. Wenn Fußball ist, ist hier immer einiges los.«
    »Und sind die dann zusammen gegangen, Sebastian Klasen und diese Frau?«
    Der Wirt schüttelte betrübt den Kopf. »Könnt ich nicht beschwören. Ganz ehrlich, da habe ich keinen Schimmer.«
    »Wie sah sie denn aus?«
    Der Wirt überlegte. »Groß und schlank auf jeden Fall. Dunkelbraune, glatte Haare. So ein bisschen ein Typ wie diese Schauspielerin. Bloß jünger. Die mit diesem jungen Schnösel liiert war …«
    Hadice runzelte die Stirn. Sie hatte nicht besonders viel Zeit, um die Klatschpresse zu lesen.
    »Früher war sie mit diesem anderen Typen verheiratet. Der mit der Glatze … Ich meine den, der diese ganzen Actionfilme dreht. ›Stirb langsam‹ und so.«
    »Bruce Willis?«
    »Yippie-Ya-Yeah, Schweinebacke.«
    Henry lachte, Hadice glotzte. »Das war ein Filmzitat«, sagte er.
    »Und diese Frau am Tresen, die sah also aus wie eine Ex von Bruce Willis«, versuchte Hadice den Faden wieder aufzunehmen.
    »Genau.«
    Hilfe suchend blickte sie zu Henry.
    Der machte ein Pokerface. »Demi Moore«, sagte er schließlich.
    »Ebendie.« Der Wirt strahlte. »Die hat wirklich Klasse.«
    »Und so eine Klassefrau hat sich also an jenem Abend mit Sebastian unterhalten.«
    »Exakt, Meister.«
    »Vielleicht hat ja jemand anderes beobachtet, ob die beiden zusammen weg sind. Können Sie uns da ein paar Namen nennen? Von Ihren Stammgästen, die auch am Mittwoch hier waren?«
    »Reinhard, Bartels, Pawlowski …« Er schüttelte den Kopf. »Eigentlich die ganze Bande, wenn ich mich recht erinnere … Aber wissen Sie was, wenn Sie heute Abend wiederkommen, haben Sie gute Chancen, die alle auf einen Schlag zu treffen.«
    »HSV gegen Bayern München.« Henry seufzte.
    »Das gibt wieder ein Gemetzel.« Resigniert stellte der Wirt das blitzende Glas auf dem Tresen ab.
    »Na so was, eine geheimnisvolle Dame«, sagte Henry, als sie wieder im Auto saßen.
    »Das muss nichts heißen.«
    Henry zuckte die Schultern. »Abwarten. Aber nehmen wir uns doch erst mal die Bekannten von Reinhold Lehmann vor.«
    »Wenn wir überhaupt welche auftreiben können …«
    »Alleinstehend, arbeitslos – das wird vielleicht nicht einfach.«
    Sie fuhren hinüber zur Fährstraße, wo der Tote gewohnt hatte. Das Reiherstieg-Viertel hatte sich in den letzten Jahren dank diverser Renovierungen zum In-Viertel der Wilhelmsburger Szene gemausert. Das Haus, in dem Reinhold gewohnt hatte, war allerdings noch nicht saniert. Die Fassade hatte einen schmutzig grauen Farbton und war mit künstlerisch wenig anspruchsvollen Graffitis besprüht. Hadice klingelte irgendwo auf gut Glück. Beim dritten Versuch krächzte es aus der Sprechanlage. »Verschwindet, ihr Lausebengel.« Die Stimme ließ sich unmöglich einem weiblichen oder männlichen Wesen zuordnen. Aber zweifelsohne war ihr Eigentümer ziemlich

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