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In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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mich, »ich bin Jungfrau, und die gebenedeite Muttergottes helfe mir, daß ich es bis zu meiner Heirat bleibe! … Allerdings will mir scheinen«, fuhr sie nach einer kleinen Pause fort, »daß Euch – wenn mich der Teufel hinlänglich versuchte, Eurethalben zu stöhnen – mein Alter angemessener wäre.«
    Dies fand ich ihrer Herrin gegenüber hinterhältig und erwiderte nichts.
    »Nun, Ihr schweigt?« fragte sie ein wenig pikiert.
    »Aglaé, Madame de Joyeuse ist eine so gütige, charmante Frau und so sehr lieb ich sie, daß ich bereit bin, ihr jedwede Bitte zu erfüllen, und gälte es, den Mond vom Himmel zu holen. Ihr Alter tut nichts zur Sache.«
    »Ha, das sehe ich zur Genüge!« sagte sie bekümmert und mit einer Träne im Auge. »Ihr seid ein neuer Typ von Büßer: der glückliche Märtyrer.«
    Ich spürte ihren Groll hinter der Neckerei und wollte etwas Balsam auf diese Wunde legen.
    »Ich bin bei Madame de Joyeuse ein glücklicher Märtyrer, aber bei Euch, Aglaé, ein unglücklicher, denn weil mir fünfzigtausend Livres fehlen, muß ich die Hoffnung fahrenlassen, Euch zu heiraten.«
    Welch Zauberwort für junge Mädchen!
    Kaum hatte ich »heiraten« gesagt, strahlte Aglaé vor Freude.
    »Denkt Ihr ernstlich daran?« fragte sie, dabei ein Lächeln ihr entzückende Grübchen in die Wangen grub.
    »O ja, Eurer Grübchen wegen!« sagte ich und wollte diese küssen, doch als ich beim linken Grübchen war, machte Aglaé von ungefähr eine Bewegung, und es wurde ein Kuß auf die Lippen, von dem sie sich nicht sogleich löste.
    »Frechling!« sagte sie endlich und tat verschämt. »Scheusal, schert Euch fort.«
    Auf der Freitreppe begegnete ich Monsieur de Joyeuse. Der eilte auf mich zu, umarmte mich und sagte:
    »Monsieur de Siorac, wie dankbar bin ich Euch, daß Ihr Madame de Joyeuse Gesellschaft leistet. Offenbar habt Ihr einen besonderen Charme, der zänkische Ehefrauen besänftigt. Wo vorher Widersetzlichkeit und Murren war, finde ich nur noch Lächeln, eitel Frohsinn!«
    Ich wollte auf seine Freundlichkeiten Erwiderung tun, wußte aber nicht recht, was ich sagen sollte, zumal mich auch ein bißchen das Gewissen plagte. Doch eigentlich, so überlegte ich, sind Skrupel wenig angebracht, wenn alle sich zufrieden zeigen. Ich bin hier eben gern gesehen, dachte ich, als ich das Haus verließ, nicht ahnend, wie bald schon ich aus eigenem Verschulden in Gefahr geriete und dieses Schutzes dringend bedürfte.
    Glücklich mit der Thomassine und glücklich mit Madame de Joyeuse, war mir die arme Fontanette, die ich nun schon vor Monaten verloren hatte, nicht aus dem Sinn. Wie eifrig ich mein Studium auch betrieb, den Vorlesungen folgte, Niederschriften machte und Exzerpte, allabendlich die Texte der Autoren las, die man uns tagsüber erläutert hatte, ich säumte dennoch nicht, Sonntag für Sonntag meine Accla zu satteln und die Suche fortzusetzen, von Dorf zu Dorf auf allen Wegen, die strahlenförmig von der Stadt ins umliegende Land führten. Doch alles war vergebens! Und als weitere Monate hingingen, ließ ich dann ab von meinem Suchen.

ZEHNTES KAPITEL
     
    Ich, der ich die Strenge der Winter im Sarladischen kannte, war verzückt von der Milde des Klimas in Montpellier; hier strahlte die Sonne im Januar – der auch der Monat der Feste ist – beinahe jeden Tag, und allenfalls an den Abenden wurde in den Kaminen ein Feuer angefacht. Da verbrannte man Knüppelholz der Garrigue-Eiche, Gezweig von Sträuchern, alte Rebstöcke, Rosmarin und Wurzeln vom Besenginster, was sehr schöne Flammen ergab, die das Auge verzückten und die Luft mit balsamischen Düften erfüllten. Deren heilender Wirkung verdanke ich es, daß ich hier stets von Katarrhen verschont blieb, obwohl ich andernorts darunter leide …
    Der Frohsinn der Montpellieraner, der schon im Alltag sich zeigt, tobt sich vor allem zu Karneval und am Fastnachtstag aus, die in Wahrheit sehr heidnische Feste sind, auch wenn von der Tradition an die christliche Fastenzeit gebunden. In meinem Sarladais kennen wir nicht diese wunderbare Ausgelassenheit, diese große Freude am Tanzen, Singen, Musizieren und Verkleiden. Der Leser mag sich gut vorstellen, daß ich, ohne die Medizin zu vernachlässigen (ich webte tagtäglich am Tuch meines künftigen Wissens), jede Gelegenheit nutzte, mich unter die fröhlichen Trupps zu mischen, die da durch die Stadt zogen.
    Diese große Heiteretei am Anfang des Jahres ließ hoffen, daß jedes beginnende Jahr nur Glück bringen kann, was

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