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In Vino Veritas

In Vino Veritas

Titel: In Vino Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Henn
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Handlanger sein. Sowohl von August als auch
von der Weinbruderschaft. Weil keiner sich die Finger schmutzig machen wollte.«
    »Da passt was net ganz zusammen: Wenn er tatsächlich der Handlanger
is, warum is er dann verschwunden? Es wär doch viel unauffälliger, wenn er
einfach weiterarbeiten tät. Es käm doch niemand auf die Idee, des er was damit
zu tun haben könnt.«
    Wieder ein neues Rätsel. Als gäbe es nicht schon genug. Sie waren so
schwer in den Griff zu bekommen. Egal, wo man anfasste, man rutschte ab. Egal,
woran man zog, ein neues Mysterium klebte daran. Es gab ein Gericht, an das
Julius denken musste: Pasta. Es galt diese Riesenportion Spaghetti zu
entwirren. Am besten machte man das, indem man Nudel für Nudel herauszog.
    Julius hatte sich noch einmal auf den Weg nach Koblenz
gemacht, zu von Reuschenberg. Auf deren Etage war alles Verschlafene
verschwunden, es herrschten Tempo und Hektik. Das viele Blut musste die Beamten
in Bewegung gebracht haben. Nur mühsam schaffte es Julius, die Kommissarin und
sich in ihr Büro zu bugsieren. Ungestört waren sie jedoch nicht. Das Telefon
klingelte ständig. Das Auge des Gesetzes hatte begonnen, intensiver ins Ahrtal
zu blicken.
    »Ich hab überhaupt keine Zeit, also rücken Sie raus, was immer Sie
erfahren haben!«
    »Hier ist ja die Hölle los!«
    »Ja. Sehr scharfsinnig – also, was gibt es?«
    Alle Verletzlichkeit war verschwunden. Eine harte, professionelle
Schale verbarg diese. Von Reuschenberg hatte sich für den Kampf gewappnet.
Schnell holte Julius die Fotos, welche den verdächtigen Wanderer zeigten, aus
der Tasche.
    »Diesen Mann müssen Sie finden!«
    »Sonst noch Wünsche?«
    »Wollen Sie meine Hilfe oder nicht?«
    Er war den ganzen Weg von Heppingen bis Koblenz gefahren. Der Regen
auf der Straße hatte die Angelegenheit keineswegs spaßiger gemacht. Patzigkeit
war nicht, was er als Dank erwartet hatte.
    »Erzählen Sie schon.«
    Und er erzählte. Und sie schlug tatsächlich die Hände über dem Kopf
zusammen.
    »Deshalb soll ich eine Fahndung rausgeben? Wegen einem
durchgestrichenen Namen? Nee, also das ist zu wenig.«
    »Könnten Sie denn nicht mal in Ihren Fahndungscomputer schauen? Ob
Sie das Gesicht finden?«
    Von Reuschenberg deutete auf das Foto in Julius Hand. »Mal ganz
unprofessionell gesagt: Sieht der wie ein Vorbestrafter aus? Schalten Sie mal
Ihren gesunden Menschenverstand ein. Mit diesem unschuldigen Beamtengesicht und
dem klobigen Kassengestell auf der Nase? Ich bitte Sie …«
    Keine Hilfe von dieser Seite, dachte Julius. Dann vielleicht
wenigstens ein paar Infos. Beim Gemüsesortieren waren ihm einige Fragen
gekommen, die auf Antwort drängten. Vor allem eine, die er viel früher hätte
stellen müssen. Damit verbunden war ein aus Kriminalfilmen bekannter Begriff,
der Julius komisch vorkam, nun, da er ihn erstmals aussprach.
    »Was ist eigentlich mit der Tatwaffe von Siggis Mord? Ist die schon
gefunden worden?«
    Von Reuschenberg blickte ihn entgeistert an. »Glauben Sie, wenn ich
eine Tatwaffe präsentieren könnte, hätte ich das nicht schon längst getan? Ich
würde mein Monatsgehalt für die Tatwaffe geben! Dann hätte die Presse-Meute
endlich was zu schreiben. So aber lassen die uns wie die letzten Amateure
aussehen!«
    »Aber Sie haben doch bestimmt Siggis Kopf untersucht.«
    »Haben wir. Ein stumpfer Gegenstand aus Holz. Vermutlich ein
schwerer Stock oder so was. Am Schädel sind Holzsplitter gefunden worden, aber
auch Spuren von Baumrinde. Eiche, um genau zu sein. Hilft Ihnen das jetzt
weiter? Ich hab wirklich keine Zeit.«
    Julius platzte der Kragen. »Können Sie endlich mal wieder vernünftig
mit mir reden?! Erst machen Sie auf nette Polizistin, und jetzt lassen Sie hier
den Großkotz raushängen! Auf solche Spielchen hab ich keine Lust. Und dafür
habe ich keine Zeit! Wir können unsere Zusammenarbeit
auch gerne für beendet erklären!«
    Etwas des von Reuschenbergschen Schutzkokons schien abzubröseln,
denn sie musste lächeln. »Ich lass es wohl am Falschen aus. – Wie kann ich
noch helfen?«
    Julius entspannte sich wieder. »Hat August Herold eigentlich ein
Alibi?«
    »Wie kommen Sie auf den?«
    »Er hat ein Motiv.«
    Von Reuschenberg lächelte wieder. »Stimmt, und ein Alibi. In der
Nacht, als Siegfried Schultze-Nögel getötet wurde, fuhr er allein im Wagen von
Koblenz zurück, wo er noch bis spät in die Nacht einen Termin hatte. Seine Frau
sagt, sie hätte ihn kommen hören, aber das wirkte nicht sehr

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