Ina: Der Konflikt (German Edition)
– Botschafter Gechru hat Zweifel an ihrer Person geweckt, welche die weiteren Gespräch unter Aufsicht der neutralen Vereinigen massgebend erschwerden.“ Das war eine Möglichkeit. Aber bestimmt gab es noch andere Gründe, die einfach nicht genannt wurden. „Wohin reisen wir?“ Sie fürchtete sich vor der Antwort. „Die Tuma haben den Ort für die Fortsetzung bestimmt. Eine ihrer Kolonien nahe unserer Grenze.“ Es war vereinbart, dass sie hier bleiben würden. Hier auf Nek7 bis die tumanischen Botschafter zurückgekehrten. – Denk immer an das Schlimmste. – Und das war nach wie vor ein Krieg gegen die Tuma. Wenn sie und Demir nun also auf eine Kolonie der Tuma gebracht wurden und dann ein Krieg ausbrach, dann wären sie Gefangene der Tuma. Gefangene tauscht man gegen eigene Leute ein. Also würden die Tuma sie und Demir austauschen, womit sie nach Seran zurückkehren und dort inhaftiert werden würde! Ihr Herz pochte. Demir erkannte an ihrem Gesicht, dass ihr etwas nicht gefiel. Er legte seinen Arm über ihre Stuhllehne und neigte sich zu ihr: „Machen sie sich erst Gedanken darüber, wenn es soweit ist, Miss Norak. Daran, dass wir Nek7 verlassen können sie ohnehin nichts ändern.“ Offensichtlich. – Notfalls dann also zu den Tuma überlaufen. War vielleicht sogar das kleinere Übel als die neutrale Vereinigung. Immerhin gab es dort keinen Sven Lanik. „Wann?“
„Die nächsten Tage. – Woran denken sie Miss Norak?“ Als ob er das nicht verdammt genau wüsste!
„Miss“, Chevrin setzte sich neben sie, wie es Neche Tage zuvor getan hatte und blickte gegen den Horizont. – Begriffen diese Männer denn nicht, dass sie alleine seien wollte, wenn sie diesen verdammten Hügel bestieg? „Störe ich sie?“ Ja. Aber es wäre unhöflich gewesen, wenn sie es ihm so direkt beantwortet hätte. Deshalb zwang sie sich zu einem stummen Lächeln. „Ich habe mich scheinbar unverständlich ausgedrückt und dadurch ein Missverständnis hervorgerufen. Dafür entschuldige ich mich in aller Form.“ War auch eine Art der Darstellung. Ina wartete auf eine weitere Erklärung von ihm. Eine weitere Ausrede. Aber es kam nichts mehr. Botschafter Chevrin schwieg wie sie und blickte zum Horizont. Bestimmt hatte Neche ihm erzählt, dass auch sie sich bei ihm entschuldigen wollte. Aber das war ihr unterdessen wieder vergangen. „Ist meine Vermutung korrekt, dass es ihnen nicht zusagt, Nek7 zu verlassen?“ Nicht das Weggehen war das Problem. Sondern ihr Ziel. Er betrachtete sie lange von der Seite und schüttelte dann gedankenverloren den Kopf, als er den Blick wieder gegen den Horizont richtete. „Wiso tun sie das, Miss Ina?“
„Was?“
„Sie sprechen nicht mit uns, meiden unseren Kontakt, als ob wir eine ansteckende Krankheit hätten. – Sie isolieren sich.“ Man konnte sich auch selten dumm stellen. – Vielleicht hatte Ina diese Angewohnheit im Blut. „Ich stehe auf der anderen Seite Botschafter Chevrin.“
„Das verbietet es ihnen nicht mit uns zu sprechen.“ Nein. Aber es machte es schwieriger. Jedes Wort fünf Mal abzuwägen, bevor man es aussprechen konnte, lag ihr nicht besonders. Deshalb war es besser Gespräche von Grund auf zu vermeiden. Neche hatte es ihr die vorletzte Nacht bewiesen. „Als Gehilfin eines Botschafters wird doch erwartet, dass sie Kontakte knüpfen.“
„Botschafter Chevrin – Würden sie Wert darauf legen, mit der Gehilfin eines Botschafters zu sprechen, wenn sie Seranerin wäre?“ Seine druchdringenden blauen Augen erfassten ihre Grünen. „Wären sie hier, wenn ich Seranerin wäre?“ Nein. Wäre er nicht. Eine Seranerin würde sich darum bemühen, mit den tumanischen Botschaftern zu sprechen aber diese würden es vorziehen, ihr aus dem Weg zu gehen. Keinesfalls würde einer von ihnen auf die Idee kommen, ihr auf diesen verdammten Hügel zu folgen. „Wann haben sie sich von ihrem Volk abgewandt?“ Irgendetwas steckte in ihrem Hals fest und schnürte ihr die Luft ab. „Als Neven Norak mein Vater wurde!“ Wieso sie ausgerechnet das vorbrachte, wusste sie selbst nicht. Aber den Botschafter liess es verstummen.
Sven Lanik wartete vor der Absperrung ihres Chattels, das sie auf das Schiff der Tuma bringen würde. Woher er das bloss erfahren hatte? „Er hat sich einen Abschiedskuss verdient, Miss Norak.“ Keineswegs! Aber Demir neigte sich zu ihr und flüsterte in ihr Ohr: „Vielleicht sind sie später einmal froh um einen Mann wie ihn.“ Und vielleicht sollte sie die letzte
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