Indigo - Das Erwachen
sie nicht mehr, wie sie es wiedergutmachen sollte.
Bei Einbruch der Nacht hätte Mia die Verfolgung ihrer Schwester fast aufgegeben. Aber als Rayne ihre Harley gegen Mitternacht in Richtung des alten Zoogeländes von L.A. lenkte, wurde Mia neugierig. Mit ausgeschalteten Scheinwerfern folgte Mia ihr auf den Crystal Springs Drive, eine dunkle, gewundene StraÃe, die zum ehemaligen Zooeingang führte. Sie konnte nicht leugnen, dass sie den Adrenalinschub genoss, den es ihr verschaffte, im Dunkeln herumzuschnüffeln.
Und ihr Gefühl bei der Sache war gut.
Der Ort war so verlassen, dass sie sicher war, dass Rayne sich hier mit Lucas treffen würde. Vielleicht hatte Raynes Suche ja etwas ergeben! Doch als Mia den oberen Parkplatz direkt beim Haupttor erreichte, war Raynes Rücklicht plötzlich verschwunden. Ihr Motorrad war nicht mehr zu sehen. Aber es gab doch nur einen Weg in den Park! Wo konnte sie sein? Entweder hatte sie bemerkt, dass sie verfolgt wurde, und war vorsichtig geworden, oder sie war von der StraÃe abgefahren und nahm einen Weg, auf dem Mia ihr nicht mehr folgen konnte.
Verdammt!
âWas hast du nur vor, kleine Schwester?â, flüsterte Mia und umklammerte das Lenkrad. âWarum bist du hergekommen?â
Sie blieb lange in den Schatten stehen und wartete, dass ihre Schwester wieder auftauchte. Doch als Rayne verschwunden blieb, gab Mia auf und fuhr nach Hause. Sie war sich sicher, dass sie auf ein wichtiges Teil des Puzzles gestoÃen war, und sie würde nicht zulassen, dass Rayne mit ihrer Sturheit ihren eigenen Plänen in die Quere kam. Sie würde zurückkommen â und zwar gerüstet. Wer oder was auch immer ihre Schwester in den Griffith Park gelockt hatte: Mia war fest entschlossen, Raynes Geheimnis zu ergründen.
Sie war sich sicher, dass es von Bedeutung war.
Burbank
2:17 Uhr
OâDell hielt sich nicht an normale Arbeitszeiten. Er tat, was der Job erforderte, war ergebnisorientiert. Wenn er trainieren musste, ging er ins Fitnessstudio, das nur einige Häuser von seiner Zentrale entfernt lag. Wenn er Hunger hatte, stopfte er etwas in sich hinein. Feste Arbeitszeiten und Stechuhren waren für Idioten.
Als er den Bunker verlieÃ, waren nur noch ein paar Fahrzeuge für die Männer von der Nachtschicht auf dem Parkplatz. Sein SUV stand unter einer Sicherheitsleuchte in einer für ihn reservierten Parkbucht. Mit über die Schulter geworfener Sporttasche lief OâDell auf den SUV zu und lieà dabei seinen Schlüsselbund um den Finger kreisen. Dann bemerkte er, dass etwas nicht stimmte.
âWas zum Teufel â¦?â
Er seufzte tief, warf die Tasche auf den Boden und fing den Schlüsselbund in der Faust auf. Glasscherben auf dem Asphalt reflektierten das Licht, und der SUV stand leicht zur Seite geneigt, weil er zwei Platten hatte. Jemand war in seinen Wagen eingebrochen und hatte ihn demoliert.
âSo eine verdammte ScheiÃe!â Fluchend begutachtete er den Schaden.
Soweit er sehen konnte, war bis auf die Stereoanlage kaum etwas gestohlen worden. Wer auch immer das hier getan hatte, hatte Eier in der Hose. Der Parkplatz war von einem gesicherten Maschendrahtzaun umgeben und nur durch ein Tor mit Keycardleser betretbar. Ein Weg rein, ein Weg raus. Als OâDell zur nächsten Sicherheitskamera hochsah, fluchte er erneut. Das Ãberwachungssystem war ausgeschaltet worden. Auf dem Gelände gab es kein Schild, das auf Operations hinwies. Sie blieben absichtlich unauffällig. Eine groÃe Show abzuziehen erregte nur ungewollte Aufmerksamkeit.
OâDell stand alleine auf dem Parkplatz und wog die Möglichkeiten ab. Gerade wollte er sein Handy aus der Hosentasche ziehen, da fuhr direkt am Eingangstor ein Taxi an den StraÃenrand. OâDell hielt mitten in der Bewegung inne und beobachtete, wie der Fahrer ausstieg und zum Tor lief. Der Idiot benahm sich, als ob um diese Uhrzeit eigentlich alles wie sonst sein müsste. Echt jetzt, fragte der sich wirklich, warum das Tor geschlossen war?
âEs ist nach zwei Uhr nachts, du Volltrottelâ, murmelte OâDell in sich hinein und schüttelte den Kopf. Aber ehe er sich wieder mit seinem Handy beschäftigte, brüllte er dem Taxifahrer zu: âHey, Kumpel, da kommst du nicht durch. Hier ist geschlossen!â
Er schulterte erneut seine Sporttasche und lief mit klimpernden Schlüsseln auf den Mann zu.
âJemand hat ein Taxi
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