Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
Sie könnten einer Russin mit Kälte Angst einjagen. Verglichen mit Sankt Petersburg wird Ihr Falkirk wie Kalkutta wirken. Wir Russkis sind ziemlich gut darin, in frostigen Gegenden Wärme zu schaffen.«
    Obwohl ihre Worte scherzhaft gemeint waren, trafen sie doch absolut zu, denn Laura hatte bereits begonnen, in Ians kaltem Herzen Wärme zu verbreiten. »Ich glaube, ich habe das Schlimmste soweit gebeichtet. Hätten Sie noch etwas zu gestehen?« fragte er.
    Ihre fröhliche Laune schwand augenblicklich, und sie blickte abwesend auf das Relief neben ihr. »Ich besitze leider nicht Ihre Fähigkeit, schmerzliche Dinge offenzulegen, Ian. Das ist zwar kein dunkles Geheimnis, aber ganz sicher ein Fehler in meinem Wesen.«
    »Wenn das Ihr schlimmster Charakterfehler ist, dann werde ich ein glücklicher Mann sein.« Er lächelte leicht. »Ich glaube, das einzige, mit dem Sie mich dazu bringen könnten, meinen Antrag zurückzunehmen, wäre die Tatsache, daß Sie noch irgendwo einen Ehemann versteckt haben. Ist es so?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, keinen einzigen.«
    In dem Wissen, daß er sie nicht drängen sollte, aber doch unfähig, die Spannung länger zu ertragen, fragte er: »Können Sie eine Entscheidung treffen, oder brauchen Sie mehr Zeit?«
    Laura streckte die Hand aus und rieb Ganeshas runden Bauch mit der Innenfläche. Ganesha, der Gott des Glücks, der den Sterblichen die Hindernisse aus dem Weg räumte. »Laura Stephenson ist eine ruhige, vernünftige Engländerin, die Ihren Antrag für absolut verrückt hält«, sagte sie schließlich langsam. »Aber Larissa Alexandrowna ist eine überdrehte Russin, und sie meint, ich solle diese Chance mit beiden Händen packen, da ich nie wieder eine solche bekommen werde.«
    Hoffnung quoll in seinem Herzen, und er stand auf und kam zu ihr. »Dann, bitte, erinnern Sie sich doch daran, daß Sie russischen Ursprungs sind.«
    Laura drehte sich zu ihm um. »Wie war der Vorname Ihres Vaters?«
    »Derselbe wie der Ihres Vaters — Alexander.« Er blieb direkt vor ihr stehen, unterdrückte jedoch den Impuls, sie zu berühren. Das letzte, was er wollte, war, sie nun zu erschrecken.
    Sie holte tief Luft. »Also gut, Iwan Alexandrowitch, ich nehme an.« Sie streckte die Arme aus und nahm seine Hände in die ihren. »Und ich hoffe bei Gott, daß wir beide dies niemals bereuen werden.«
    »Nie«, sagte er mit absoluter Gewißheit. »Und ich schwöre, ich werde alles geben, daß Sie es auch nie müssen.«
    »Ach, wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, bemerkte sie grinsend. »Und was habe ich außer meinem Seelenfrieden und meiner geistigen Gesundheit schon zu verlieren?« Ihre eiskalten Hände packten seine fester. »Ich habe furchtbare Angst, Ian, aber ich bin auch sehr froh.«
    Mit einer Dankbarkeit, die zu tief für Worte war, hob Ian ihre Hände an die Lippen und küßte sie sanft, erst die linke, dann die rechte. In Cambay hatte er erkannt, daß er etwas finden mußte, was ihm wichtig war. Und nun hatte er in dem goldäugigen Mädchen einen Grund gefunden, weiterzuleben.

Kapitel 10
    Als sie nach Baipur zurückritten, sagte Ian: »Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich so schnell wie möglich heiraten. Am besten innerhalb von zwei Wochen, wenn alle Formalitäten erledigt werden können und ein Geistlicher zur Verfügung steht.«
    Laura sog scharf die Luft ein. »Es kommt mir so schnell vor. Noch vor einer Stunde hielt ich mich für eine zukünftige vertrocknete Jungfer, und nun plane ich meine Hochzeit.« Eine steile Falte bildete sich auf ihrer Stirn, während sie darüber nachdachte. »Aber es ist wohl sinnvoll, schnell zu heiraten. Es gibt einen englischen Missionar, der Baipur immer besucht, und er müßte in der nächsten Woche kommen. Bis dahin habe ich hier auch alles geregelt, und wir können einen Tag nach der Zeremonie verschwinden.«
    Sein Blick traf sie. Zum ersten Mal bemerkte sie, daß er immer so ritt, daß sie an seiner Linken war, damit er sie mit seinem gesunden Auge leicht sehen konnte. »Möchtest du lieber schnell und mit leichtem Gepäck reisen oder langsam und bequem?« fragte er.
    Sie grinste. »Was, wenn ich dir sage, ich kann nicht ohne zwanzig Ochsenkarren und vierzig Diener auskommen?«
    »Wenn Lady Falkirk es wünscht«, erwiderte er stoisch.
    »Lieber Himmel, du bist wirklich umgänglich«, bemerkte sie beeindruckt. »Aber ich reise lieber zu Pferd mit wenigen oder gar keinen Dienern. Es macht mich ungeduldig, mit großem Staat zu reisen, obwohl

Weitere Kostenlose Bücher