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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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immer er ist, wir werden ihn finden. Ich habe Mr. Bishop, dem Bürgermeister und dem Gouverneur versichert, dass es in diesem Fall eine Verhaftung geben wird – und zwar schon bald.«
    Ich bemerkte die Reihenfolge, in der O’Donnell seine Loyalitäten aufgelistet hatte – Bishop vor allen anderen.
    Ich wollte gerade zur Entspannung im Internet surfen, als es an der Tür klingelte. Ich ging zur Gegensprechanlage. »Ja?«
    »Frank, ich bin’s, Julia. Es tut mir Leid, dass ich nicht vorher angerufen habe. Ich …«
    Ich drückte den Sprechknopf. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, sagte ich. »Komm rauf.« Ich drückte den Summer, um sie hereinzulassen. Während ich dastand und auf sie wartete, fühlte ich mich angespannt, erregt und seltsamerweise entblößt. Wenn einen jemand, der einem am Herzen liegt, im eigenen Heim besucht, ist es so, als würde man sich splitternackt offenbaren. Meine Wohnung war schließlich nur ein Loft im bodenständigen Chelsea und kein Anwesen auf Nantucket oder ein zweistöckiges Penthouse in Manhattan. Mir war bedeutend wohler dabei, das Leben anderer zu begutachten, als mein eigenes bloßzulegen. Ich lauschte Julias Schritten, als sie die Treppe heraufkam. Als sie an meiner Tür klopfte, öffnete ich nur langsam, als könnte ich die Dinge besser unter Kontrolle halten, wenn ich mir etwas Zeit ließ.
    Julia stand in Jeans, einem weißen T-Shirt und einer kurzen schwarzen Lederjacke vor mir, schöner, als ich sie je zuvor gesehen hatte. »Als die Sitzwache kam, war ich ein bisschen beruhigter, also habe ich mir ein Zimmer in diesem Hotel genommen und versucht, etwas zu schlafen, aber ich konnte nicht«, erklärte sie. »Ich dachte, vielleicht gelingt es mir hier – bei dir. Natürlich nur, wenn es dir keine Umstände bereitet. Denn …«
    Ich ergriff ihre Hand und zog sie sanft herein. Wir küssten uns leidenschaftlich. Die Wärme ihrer Lippen und Zunge, der Druck ihrer Hände auf meinem Rücken, der Duft ihres Haars entführten mich in einen emotionalen Zustand, in dem Leidenschaft und tiefer Friede nicht nur nebeneinander existierten, sondern einander nährten. Mein Verlangen nach ihr war ein seltsam behagliches Gefühl, so als wäre sie von Anbeginn der Zeit vorherbestimmt, das Objekt meiner Begierde zu sein. Wir lösten uns voneinander und standen schweigend da, Hand in Hand, wie Schulkinder auf einer schummrigen Veranda. »Ich bin froh, dass du gekommen bist«, sagte ich.
    »Eine kleine Abwandlung der traditionellen Hausvisite«, bemerkte sie. »Ich war überrascht, dass du im Telefonbuch stehst wie ein ganz gewöhnlicher Mensch.«
    »Im Grunde bin ich das ja«, erwiderte ich.
    »Nein, das bist du nicht«, widersprach sie. »Ganz und gar nicht. Die Leute, mit denen du zu tun gehabt hast, die Gewalttätigen … sie können dich dadurch leicht aufspüren.«
    »Das ist die beste Methode, sie wissen zu lassen, dass ich keine Angst vor ihnen habe.«
    »Hast du wirklich keine Angst vor ihnen, nicht einmal gelegentlich?«
    »Nein«, antwortete ich. »Nie. Aber das könnte auch einfach nur bedeuten, dass ich nicht ganz normal bin.«
    Sie ging an mir vorbei ins Wohnzimmer.
    »Kann ich dir etwas anbieten? Einen Drink? Abendessen?«
    »Ich habe etwas in der Krankenhaus-Cafeteria gegessen«, sagte sie, während sie durch den Loft schlenderte. »Aber lass dich nicht abhalten.«
    Ich beobachtete sie, während sie die Wohnung inspizierte, die Kunstwerke betrachtete und einige der Möbel berührte. Schließlich blieb sie vor dem Panoramafenster stehen. »Das ist der schönste Ausblick, den ich je gesehen habe«, schwärmte sie. »Wie hast du diese Wohnung gefunden?«
    »Jemand, mit dem ich befreundet war, hat in diesem Haus gewohnt«, antwortete ich. »Ich habe mir immer gern die Tanker angeschaut, wenn sie vorbeizogen.«
    »Von ihrer Wohnung aus«, bemerkte Julia lächelnd.
    Ich nickte.
    Sie zog ihre Jacke aus und ging zu meinem Bett hinüber. »Ich brauche eine halbe Stunde Schlaf. Ich bin völlig erschöpft. Macht es dir etwas aus?«
    »Natürlich nicht«, sagte ich.
    Sie legte sich auf die Tagesdecke aus grauem Leinen und rollte sich wie eine Katze zusammen. »Kannst du mich in den Arm nehmen?«, fragte sie.
    Ich ging zum Bett und legte mich neben sie, schmiegte mich an sie, mein Gesicht in ihrem glänzenden schwarzen Haar vergraben, die Finger mit den ihren verschlungen und an ihre Brust gepresst. Ich konnte ihren Verlobungsring fühlen, der für mich jedoch nur ein Relikt aus einem

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