Infanta (German Edition)
seines Körpers. »Und so bin ich später auch Meister meiner Träume geworden« – er lächelte auf einmal und erholte sich wie durch ein Wunder –, »ich schulde Ihnen noch Revanche, Mister Kurt, wenn Sie nicht zu müde sind, fangen wir an.«
Kurt Lukas legte seine Fäuste an die Schläfen.
»Wer hat Aufschlag, Father?«
»Sie, mein Freund.«
»Welcher Boden?«
»Natürlich Rasen.«
»Zuschauer?«
»Im Augenblick keine.«
»Wie viele Gewinnsätze?«
»Der erste entscheidet, Mister Kurt. Null fünfzehn übrigens; Doppelfehler.«
»Fünfzehn beide.«
»Dreißig fünfzehn.«
»Dreißig beide.«
Der kranke Priester bewegte jetzt den Kopf hin und her. Bei jedem Return hob er die Brauen. Mit Dreißig vierzig ging er wieder in Führung. Nach dem nächsten Ballwechsel hieß es Deuce ; Kurt Lukas zögerte erneut, und schon kam ein monotones Advantage , dem ein Game Mister Horgan folgte. Sie wechselten die Seiten, Horgan hatte Aufschlag. Er beanspruchte mehrere Asse. Es wurde ein Zu-Null-Spiel. Beide tuschelten wie Kinder, die etwas Verbotenes tun. Man hörte sie kaum; die anderen waren heimgekommen und in die Hauskapelle gegangen.
Butterworth, McEllis, Dalla Rosa und Pacquin beteten, daß nicht wahr sein möge, was sie im Ort mit eigenen Augen gesehen hatten. Dann gedachten sie Gregorios – einstimmig war beschlossen worden, ihn in ruhiger Stunde unter Ausschluß der Öffentlichkeit im Garten zu bestatten. Sie erbaten Gottes Segen für diese Entscheidung; während sie noch knieten, drangen Wortfetzen herein.
Horgans Vorsprung war auf fünf zu vier geschmolzen, bei Einstand im zehnten Spiel. Doch mit einem Netzroller, wie sein Gegner bemerkte, holte er sich den Matchball, und mit einem traumhaften Stop, so Horgan selbst, entschied er auch diese Partie für sich. Als er dem Geschlagenen gerade die Hand geben wollte, traten die anderen aus der Kapellentür. Nicht einmal die Dunkelheit konnte ihre Besorgnis verbergen.
»Unglaubliches geschieht«, sagte McEllis und sprach von einem Plakat, das von Vermummten auf Infantas strapazierte Wände geklebt werde. Ein Plakat, das einen selbsterklärten Wahlkampf eröffne. Ein überlebensgroßes farbiges Bild, in der Mitte der Ex-Gouverneur mit einem Ausdruck wie abgeschaut, einem Lächeln um die Augen. Rechts und links von ihm zwei junge Leute, die ihn vertrauensvoll ansähen. »Bekannte Gesichter«, fügte McEllis hinzu. »Auf der einen Seite sitzt Mayla, auf der anderen Augustin. Eine Montage, so hoffen wir alle; nur wer war zwischen den beiden?«
M ister Kurt war das, wer sonst«, schrieb McEllis am anderen Tag in sein Wetterbuch und vermerkte damit zum ersten Mal etwas Privates ohne den Umweg der Zettel. »Also ein klares Delikt unter Verwendung eines harmlosen Fotos, das unser Gast noch in der Nacht erwähnte – auch wenn Narciso sich weigerte, eine Anzeige wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten entgegenzunehmen«, notierte er neben dem letzten, im Morgengrauen eingeklebten Zettel. Er und Butterworth hatten am Vormittag den Polizeichef aufgesucht, von Beleidigung, Verleumdung und Schmähung gesprochen und waren später zum Studio von Perfecto Adaza gefahren, um den Fotografen zur Rede zu stellen, vergebens. An seiner Tür hing ein Schild, Wegen Krankheit geschlossen.
»Es war rundherum niederschmetternd«, setzte McEllis die Eintragung fort. »Überall klebte das trügerische Plakat, und die Menschen blieben stehen und ließen sich täuschen; wir konnten nur zuschauen. Der nächste Schlag kam mit der Post. In jeder Zeitung, auch in den überregionalen, waren halbseitige Anzeigen: Mayla und unser Novize, die den Ex-Gouverneur anhimmeln. Fuhren dann zu De Castro und trafen auf Mayla, die dem Bischof gerade das Originalfoto zeigte. Ihre Augen glänzten vor Empörung; sie traut sich kaum noch auf die Straße. Dieses Original beweist übrigens, daß sich der Ex-Gouverneur seinen gesamten und, wie man zugeben muß, ansprechenden Ausdruck abgeguckt hat. De Castro empfahl, das ursprüngliche Foto an die Presse weiterzugeben, auch wenn die Sache damit noch kein Ende habe. Ohne Adaza, der nicht krank sei, sondern verschwunden, werde die Gegenseite das Original als Fälschung bezeichnen. Wir brauchen Geduld und Ideen, sagte er. Während wir noch beratschlagten, kam ein Anruf von Father Demetrio. Der Bischof ließ uns mithören. Demetrio war in heller Aufregung. Zwar glaube er Augustins Schwüren, daß sein Bild in allen Zeitungen auf einem ganz anderen Foto beruhe
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