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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Wingate einen einfachen Ausweg, das zu liefern, was de Becque will. Er entführt meine Zwillingsschwester.«
    »Deine Theorie hat ein großes Loch.«
    »Dass de Becque das Gemälde von Jane nicht hatte? Ganz einfach. Wingate hat es vor seiner Nase an jemand anderen verkauft. Deswegen der Streit zwischen den beiden.«
    »Das meine ich nicht. Ich spreche von Übereinstimmungen. Jedes andere Opfer stammt aus New Orleans, doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund wählt de Becque dich, eine Weltreisende mit Wohnsitz in San Francisco, als Opfer Nummer fünf aus? Um de Becques Order zu erfüllen, beschließt Wingate, statt deiner deine Zwillingsschwester zu entführen, und dein Ersatz lebt rein zufällig ebenfalls in New Orleans, in der gleichen Stadt wie all die anderen Opfer? Das ist statistisch unmöglich!«
    Ein dumpfes Pochen hat in meinem Hinterkopf eingesetzt. Ich greife in den Fußraum und öffne meine Gürteltasche auf der Suche nach meinen Pillen.
    »Was ist das?«, fragt John, als ich sie gefunden habe.
    »Xanax.«
    »Tranquilizer?«
    »Keine große Sache, wirklich nicht.«
    »Xanax ist chemisch eng mit Valium verwandt.«
    »Das weiß ich selbst. Hör zu, ich muss mich beruhigen!«
    Er blickt aus dem Fenster auf den See hinaus, doch ich weiß, dass das Thema damit noch nicht erledigt ist. »Nimmst du dieses Zeug regelmäßig?«
    Ich lasse den Deckel aufspringen, schüttele zwei Pillen in meine Hand und schlucke sie trocken herunter. »Es war ein schlimmer Tag, okay? Ich habe zugesehen, wie Wendy gestorben ist. Ich habe mitangesehen, wie du angeschossen wurdest. Ein Kerl hat versucht, mich zu kidnappen, und ich habe gerade herausgefunden, dass ich für den Tod meiner Schwester verantwortlich bin. Du kannst mich ja morgen in den Entzug einliefern.«
    Er sieht mich wieder an, und seine haselnussbraunen Augen sind sorgenvoll. »Tu, was du tun musst, um damit fertig zu werden. Ich mache mir nur Gedanken um dich. Und mich. Wir haben noch fünfzehn Minuten im Wagen. Du wirst doch nicht am Steuer einschlafen, oder?«
    Ich lache auf. »Keine Sorge. Zwei von diesen Dingern würden dich außer Gefecht setzen, aber bei mir zeigen sie kaum Wirkung.«
    Er sieht mich lange prüfend an, dann blickt er geradeaus auf den Damm. »Früher oder später werden wir einen Durchbruch erzielen, Jordan. Wir werden diese Frauen finden. Jede einzelne von ihnen.«
    Früher oder später . Besser früher. Später, das ist wie mit dem Horizont: Er zieht sich immer weiter zurück, wenn man ihn einholen will.
    John lebt in einem Vorstadthaus in einer Straße mit zwanzig anderen, die exakt genauso aussehen. Homogener amerikanischer Stil, erzwungen durch Nachbarschaftsverträge. Die Rasenflächen sind ausnahmslos gepflegt, die Häuser frisch gestrichen, die Fahrzeuge in den Auffahrten sauber und neu. Ich parke den Mustang vor dem Haus und helfe John beim Aussteigen. Nachdem nur noch ich zugegen bin, hat er nichts dagegen, seinen Krückstock zu benutzen. Er kommt nur langsam voran, doch er beißt die Zähne zusammen und geht weiter.
    Unter dem Carport tippt er einen Sicherheitscode in einen Wandkasten und öffnet die Hintertür, die in einen Waschraum führt. Von dort aus geht es in eine makellos aufgeräumte weiße Küche.
    »Offensichtlich kochst du nie«, beobachte ich.
    »Manchmal schon.«
    »Dann hast du eine Haushaltshilfe.«
    »Eine Frau kommt einmal in der Woche vorbei, ja. Aber im Grunde genommen bin ich ein ordentlicher Mensch.«
    »Ich habe noch nie einen ordentlichen Menschen getroffen, mit dem ich die Nacht verbringen wollte.«
    Er lacht und zuckt gleichzeitig zusammen. »Die Wahrheit ist, ich schlafe im Büro auf einer Pritsche, seit Baxter angerufen und von deiner Entdeckung in Hongkong berichtet hat.«
    »Ah.«
    Hinter der Küchentheke befindet sich eine Essecke mit einem Glastisch, und ein weiter Durchbruch führt in ein nett möbliertes Wohnzimmer. Alles scheint an seinem Platz zu stehen, und nur ein paar Magazine auf einem niedrigen Wohnzimmertisch lassen auf die Anwesenheit eines Bewohners schließen. Das Haus erweckt den Eindruck, als sei es für den Verkauf bereitgemacht worden oder als sei es gar ein Demonstrationsobjekt, um jungen Paaren andere Häuser in der Nachbarschaft zu verkaufen.
    »Wo ist all dein Zeug?«, frage ich und spüre die wohlige Woge, mit der das Xanax meine Kopfschmerzen wegspült.
    »Mein Zeug?«
    »Du weißt schon. Bücher, Videokassetten. Alte Briefe? Die Sachen, die man bei Wal-Mart aufs Geratewohl

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