Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
Vom Netzwerk:
Arsch hier dir nicht erzählt, ist, dass wir nur hier bleiben können, wenn du es uns gestattest. Das ist auch eine der Regeln. Würden wir ohne deine Erlaubnis bleiben, müsstest du nur einen Priester besorgen, der diesen Ort segnet, und dann müssten wir gehen.«
    Cassie begriff nichts. »Warum sollte ich wollen, dass ihr weggeht?« Und dann verstand sie plötzlich; es war beinahe komisch. Das hier sind meine Freunde . Irgendwie spielte es gar keine Rolle, dass sie tot waren.
    »Es ist eben wieder eine der Regeln«, erklärte Via. »Du bist ein Ätherkind. Wir sind verpflichtet, es dir zu sagen.«
    »Aber ich will nicht, dass ihr geht. Von mir aus könnte ihr so lange bleiben, wie ihr wollt.«
    Xeke klatschte hocherfreut in die Hände. »Ich wusste, sie würde uns mögen.«
    »Und was meintest du vorhin?«, fragte Cassie. »Etwas von einem Gefallen, den ich euch tun kann?«
    »Tja«, wand Xeke sich. »Hast du vielleicht …«
    Via stieß ihm wieder den Ellbogen in die Seite. »Verdammt noch mal! Du weißt genau, dass wir nicht fragen dürfen!«
    »Klar, aber – sie kann uns fragen.«
    »Schon gut, schon gut«, schaltete Cassie sich wieder ein. »Jetzt bin ich vollkommen verwirrt.«
    Via wirkte nachdenklich. »Halte dich heute um Mitternacht bereit. Aber nur, falls du gehen willst. Du musst nicht gehen, und wir dürfen dich nicht beeinflussen. Es ist eine der …«
    »Es ist eine der Regeln«, beeilte sich Cassie, den Satz zu beenden. »Schon klar. Aber – wohin gehen wir?«
    »Nur, damit du das auch wirklich verstanden hast. Du musst nicht gehen, wenn du nicht willst.«
    »Aber natürlich will sie gehen!«, rief Xeke dazwischen. »Sie ist eine Tochter des Äthers, es ist ihr Schicksal, es zu sehen!«
    Cassie hatte keinen blassen Schimmer, wovon sie sprachen.
    Via stand auf und zog ihre Jacke wieder an. Xeke und Hush erhoben sich ebenfalls.
    »Hier draußen schwindet unsere Energie während des Tages«, erläuterte Xeke. »Wir müssen wieder nach oben und – na ja, du würdest es wohl schlafen nennen.«
    »Also, um Mitternacht«, wiederholte Via. »Wenn du irgendwelchen Schmuck hast – kein Gold oder Diamanten, aber Silber mit Edelsteinen wie Amethyste, Saphire oder jede Art von Monatssteinen – bring ihn mit. Onyx ist besonders wichtig.«
    »Ich glaube, davon hab ich ein paar.« Cassie war immer noch durcheinander.
    Xeke stupste Via aufgeregt an. »Und sag ihr, sie soll …«
    »Bring ein paar Knochen mit«, sagte Via.
    » Knochen ?«
    »Hühnerknochen, Schinkenknochen, Suppenknochen. Geh am besten zu dem Imbiss im Ort und schau im Müll nach. Jede Art von Knochen ist okay.«
    Knochen. Aus dem Müll? Cassie konnte sich keinen Reim darauf machen, aber sie willigte ein. »In Ordnung. Also, wohin gehen wir?«
    Nur Hush sah sich besorgt nach ihr um, während sie nacheinander den Keller verließen. Ihre Körper schienen vor Cassies Augen zu verblassen.
    »Wir gehen in die Stadt«, erklärte Via.
    Ihre Stimme wurde immer schwächer. »Wir gehen in die Mephistopolis …«

III

    Selbstmord , dachte sie. Die einzige Sünde, die nicht vergeben werden kann. Cassie betrachtete die Narben an ihren Handgelenken. Die verheilten Messerschnitte sahen viel zu unbedeutend aus, um die Konsequenzen zu tragen, die nun auf ihrem Herzen lasteten. Damals, als sie lebensmüde gewesen war, hatte sie einfach nur gewollt, dass alles endlich vorbei war. Ihr Leben erschien ihr wie eine Eisenkugel am Fuß, bestehend aus Schuld, Versagen und Verzweiflung; es schien so sinnlos, geradezu masochistisch, einen neuen Tag überhaupt anzugehen.
    Warum weitermachen? , diese Frage hatte sie sich damals hundertmal am Tag gestellt.
    Warum weitermachen in einer Welt, deren Teil sie nie sein würde?
    Ja, sich davon zu befreien, schien die einzig einleuchtende Option. Aber nun wusste sie um ihren furchtbaren Fehler. Mit dem Finger fuhr sie eine dünne Narbe nach.
    Jetzt kannte sie die Wahrheit. Wenn sie sich umbrachte, würde eben nicht alles vorbei sein. Ihr Schmerz und ihre Traurigkeit wären eben nicht vorbei. Stattdessen würden sie in alle Ewigkeit fortdauern.
    In der Hölle , dachte sie.
    Schuldgefühle brachen über sie herein, wie eine einstürzende Ziegelwand. Sie würde sich immer die Schuld an Lissas Tod geben. Sie ist jetzt in der Hölle – meinetwegen . Unbewusst berührte sie das Medaillon. Es stimmte schon, Lissas seelische Krankheit hatte nichts mit Cassie zu tun gehabt. Aber ich war diejenige, die sie von der Klippe gestoßen hat.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher