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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Sehenswürdigkeiten waren das Pestis-Hospital, die John-Dee-Bibliothek mit den Infernalen Archiven, die Abtei des unheiligen Iscariot sowie das berüchtigte Amt für Transfiguration und Teratologische Forschung.
    Zudem konnten die reicheren Hierarchen, die gerne auf Strandraub gingen, jederzeit in ihre Hütten am wunderschönen, mit Blut gefüllten Meer von Cagliostro fahren.
    Cassies Faszination ließ nicht nach. Das letzte Wandbild der Galerie bedeckte die gesamte Rückwand und zeigte verschiedene Blickwinkel des spektakulärsten Wolkenkratzers, den man sich vorstellen konnte. Der Turm war monolithisch, blass grau, ragte kilometerhoch in die rauchige Luft und blickte mit hunderttausenden Schießschartenfenstern auf die Stadt herab. Auf den steinernen Fenstersimsen jedes Stockwerks sah man Gargoyles herumschleichen; Caco-Fledermäuse nisteten in den gekreuzten Eisenblöcken, die den charakteristischen Antennenmast des Gebäudes formten. Ein Bild, das vom höchsten Stockwerk aus herunter auf das Panorama der Stadt fotografiert war, ließ Cassie beinahe schwindlig werden.
    »Der Mephisto-Turm«, sagte Via. »Da wohnt Luzifer. Er ist 666 Stockwerke hoch.«
    Cassie blinzelte auf ein Bild, das den hauptstädtischen Sitz des Teufels weiter unten zeigte. Der untere Teil des Gebäudes war von einer glänzenden, rosafarbenen Masse umgeben. »Was ist das denn?«, fragte sie. »Da um das Gebäude herum? Sieht fast organisch aus.«
    »Ist es auch«, antwortete Xeke. »Man nennt es das Fleischlabyrinth. Ein Gewirr von miteinander verbundenen Straßenzügen, die lebendig sind. Eine Art organische Sicherheitszone, Katakomben aus künstlich hergestelltem lebendigem Fleisch mit einem eigenen Immunsystem. Sozusagen Satans Alarmanlage; es ist unmöglich, es zu überwinden. Hin und wieder dringt eine Terrorgruppe ein und versucht, Luzifer zu schnappen. Aber sie kommen nie wieder raus.«
    Sofort kam die nächste Frage: »Warum sollte jemand Luzifer angreifen wollen? Ist er nicht der Gott hier in der Hölle? Wird er nicht verehrt?«
    »Er wird von Gesetz wegen verehrt, aber Unzählige hassen ihn natürlich. Es gibt buchstäblich Milliarden von Menschen und Dämonen, die ihn liebend gern in die Finger bekämen.«
    »Aber er ist doch ein Gefallener Engel, er kann nicht getötet werden.«
    »Das nicht, aber man könnte ihn ganz schön fertig machen. Luzifer herrscht zwar über diese ganze Stadt, aber wenn du’s genau wissen willst: Er lebt jede Sekunde seiner Unsterblichkeit in Angst. Vielleicht ist das seine ganz persönliche Hölle. Wie auch immer, deshalb hat er dieses Fleischlabyrinth um das gesamte Gebäude erbauen lassen. Damit niemand reinkommt.«
    Das erinnerte sie wieder an seine vorangegangene Bemerkung. »Was hast du davor gesagt – es gibt hier Terroristen?«
    »Aber klar. Die meisten sind ziemliche Penner, nicht besonders gut bewaffnet oder organisiert. Es sind Aufständische, Rebellenmilizen, die einen kleinen Guerillakrieg gegen Luzifers Armee und die Constabler führen. Es gibt revolutionäre Bewegungen, seit es die Hölle gibt.« Xeke wirkte niedergeschlagen. »Aber die Gruppen werden immer geschnappt. Niemals wird es einer terroristischen Streitmacht gelingen, Luzifer zu besiegen.« Er zeigte auf ein Schild an der Wand neben dem Bild. Darauf stand:
    GESUCHT:
EZORIEL – STAATSFEIND
NUMMER EINS
(KEIN PHANTOMBILD VERFÜGBAR)

    »Ezoriel?«, fragte Cassie. »Der Name klingt wie der eines Engels.«
    »Das ist er auch«, entgegnete Xeke. »Ezoriel war Luzifers rechte Hand, der zweite Engel, der von Gott aus dem Himmel verbannt wurde. Aber ihm passte nicht, wie Luzifer den Laden hier führte, also zettelte er eine Meuterei in Satan Park an und bildete seine eigene Rebellentruppe. Seine Anhänger nennt man seitdem die Aufständischen von Satan Park , und sie sind inzwischen die größte terroristische Vereinigung der Stadt. Ezoriel hat geschworen, Luzifer eines Tages abzusetzen, aber dazu kann ich nur sagen: Viel Glück. Er hat ein paar Angriffe auf das Fleischlabyrinth gestartet, aber sie wurden immer zurückgeschlagen.«
    Terroristen , dachte Cassie. Revolutionäre in der Hölle . Das alles klang unglaublich faszinierend. Wieder betrachtete sie die Bilder an der Wand: Sie hatte keinerlei Vorstellung von der biologischen Hexentechnologie, mit der man etwas wie das Fleischlabyrinth erschaffen konnte. Ein Labyrinth – aus Fleisch und Blut. »Jesus«, murmelte sie ehrfürchtig.
    Xeke lachte. »Den wirst du hier nicht finden,

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