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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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aber ab und an turnt Judas durch die Stadt. Jetzt kommt. Lasst uns hier abhauen, wir haben in den Ghettoblocks was zu erledigen.«

III

    »Gott, wie ich das hasse«, maulte Via. »Warum mussten wir hierher kommen?«
    »Ich muss hier paar Sachen klar machen«, sagte Xeke. »Ich bin angesagt in der Gegend. Ich hab hier Connections.«
    »O, du großer Macker«, stöhnte Via. »Habt ihr das gehört? Xeke ist angesagt in der Gegend. Er ist der Oberchecker.«
    »Du bist ja nur neidisch.«
    »Genau. Träum weiter.«
    Das Gebiet, durch das sie jetzt liefen – die Ghettoblocks -, stank schlimmer als alles vorher. Endlose Reihen trister Hochhäuser standen aufgereiht an der mit Abfall übersäten Hauptstraße. Viele davon standen in Flammen, oder es quoll Rauch aus zerbrochenen Fensterscheiben. Die Ausgezehrten und die Hohläugigen saßen in stummer Verzweiflung auf nicht enden wollenden Stufen vor den Häusern. Verhärmte Menschen rannten mit Messern bewaffnet Polterratten durch Gassen hinterher, die nach Urin und noch viel Schlimmerem rochen. Andere kratzten einfach nur Dreck aus der Gosse und aßen ihn.
    »Hier leben die ärmsten menschlichen Bewohner«, erklärte Xeke. »Es gibt hier Millionen von Wohnungen. Kein fließendes Wasser, keine Kanalisation, kein Strom – nicht gerade Manhattan, so viel ist sicher.«
    Sie mussten mitten auf der Straße laufen, da auf den Bürgersteigen mannshohe Abfallhaufen lagen. Von allen Seiten hallten platschende Geräusche wider, bleiche Bewohner leerten Eimer voller Abfall aus den Fenstern. Aus einer Gasse tauchten Dämonen mit mokkafarbener Haut auf und zerstreuten sich; kurze Zeit später erschien eine menschliche Frau und zupfte sich ihren schmutzigen, fadenscheinigen Rock zurecht. Abgesehen von dem verdreckten Haar und den schwarzen Schmutzspuren auf der Haut hätte sie fast als attraktiv durchgehen können. Als sie Xeke auf der anderen Straßenseite laufen sah, pfiff sie. »Hey, schöner Mann! Lust auf die beste Nummer der Stadt? Komm rüber, wir machen einen drauf!«
    Neckisch hob sie ihren zerlumpten Rock.
    »Ähm, nein danke«, sagte Xeke.
    Nun zeigte sie ihm eine magere Brust. »Okay, für dich mach ich’s umsonst.«
    »Lass mal, ich hab’s eilig. Nächstes Mal vielleicht.«
    »Nächstes Mal?«, schrie Via ihn an. »Du Arschloch!«
    »Ich war nur höflich. Das ist eine Zap-Hure. Die würde ich nicht mal mit Schutzkleidung anfassen.«
    Die Frau wedelte immer noch mit ihrem Rock. »Komm schon, Süßer!«
    Via funkelte sie an. »Halt die Fresse, du Dämonenmatratze! Ich würde ja rüberkommen und dich in den Hintern treten, aber du bist es nicht wert, dass ich meine Stiefel versaue.«
    »Fick dich doch selbst, du Schlampe!«, schrie die Prostituierte zurück.
    Das war zu viel. Wütend stürmte Via über die Straße, Hass im Blick.
    »Ach Via, lass sie doch«, stöhnte Xeke.
    Via rannte weiter. Die Prostituierte quiekte und verschwand eiligst in einer Gasse.
    »Ja, hau bloß ab, du Nutte!«, brüllte Via. »Wenn ich dich noch mal sehe, wisch ich mit deinem Gesicht die Straße auf.«
    »War das jetzt wirklich nötig?«, meinte Xeke, als sie zurückkam. »Sie hat es doch sowieso schwer genug.«
    »Wenn ich die in die Finger kriege, dann hat sie es wirklich schwer«, schimpfte Via. »Verdammte Straßennutte. Und du machst es nur noch schlimmer, wenn du mit ihr flirtest.«
    »Ich hab doch gar nicht geflirtet«, wandte Xeke ein.
    »Blödsinn. Du findest das super. Du läufst doch rum wie der Don Juan der Hölle. Stimmt, du bist echt angesagt, selbst die Straßenhuren pfeifen dir hinterher.«
    Xeke lächelte Cassie an. »Frauen sind immer so eifersüchtig.«
    Doch diese Vorstellung war Cassie völlig fremd. Ich war noch nie eifersüchtig, weil ich noch nie einen Freund hatte . Der Gedanke war deprimierend.
    Der einzige Junge, den sie jemals geküsst hatte, war Radu gewesen, in jener Nacht im Goth House. Das war der Auslöser für Lissas Selbstmord gewesen …
    Sie schob den Gedanken weit weg.
    Weiter ging es an riesigen Slums vorbei, an Feuer und Rauch. Ein paar Minuten später kamen sie vor einer Kneipe namens THE GOUL’S HEAD an.
    »Na toll«, schimpfte Via weiter. »Jetzt gehen wir auch noch in die Kneipe. Mal sehen, wie viele Mädels sich hier an Xeke ranmachen.«
    »In der Hölle bekommen Frauen doch gar nicht ihre Tage«, sagte Xeke. »Wie kannst du dann ununterbrochen PMS haben?«
    »Ich wünschte, ich hätte einen Schwanz, dann könnte ich dir jetzt sagen, dass du ihn

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