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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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die Schaufel sich ins Erdreich bohrte.
    So würde es sicher nicht lange dauern.

IV

    »Sehr gut. Jetzt haben wir also die Knochen. Und weiter? Wir gehen wieder durch den Spalt, zurück zum Bahnhof und fahren mit dem Zug bis zum Pogrom Park. Von da aus machen wir uns auf die Suche nach dieser Kommission für Justizfolter, richtig?« Cassie klang leicht gereizt.
    »Richtig«, sagte Via. »Ganz einfach.«
    »Klar, klingt total einfach.«
    Sie waren wieder auf dem Pfad hinter dem Haus, in der Nähe des Übergangs. Cassie schleppte die Knochen von Fenton Blackwell in einem Kartoffelsack hinter sich her.
    Du lieber Himmel, Knochen sind schwerer, als ich dachte.
    »Die Ruhmeshand wird doch noch funktionieren, oder?«, erkundigte sie sich.
    »Keine Sorge«, versicherte Via. Hush hielt ihre abgetrennte Hand hoch, während Via die Fingerspitzen wieder anzündete. »Ohne die Hand wären wir ganz schön aufgeschmissen, wir könnten nicht mal in den Zug steigen, ohne aufzufliegen. Also entspann dich einfach. Wir sind in null Komma nichts bei der Kommission.«
    Das beruhigte Cassie etwas. Je eher sie Lissa befreiten, desto besser.
    »Ein kleines Problemchen haben wir allerdings noch«, sagte Via. »Dein Verhältnismäßigkeitselixier wirkt nicht mehr, und wir haben keine Zeit, neues zu besorgen. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, aber du musst da jetzt einfach durch.«
    Na großartig , dachte Cassie. Ihr wurde schon beim bloßen Gedanken schlecht. Gott sei Dank hatte sie schon länger nichts mehr gegessen.
    »Also weiter.«
    An den Weg durch den Spalt hatte sie sich inzwischen beinahe gewöhnt, als wäre es völlig normal, die Schwelle von einer Welt in die andere zu überschreiten. Inzwischen war es zwei Uhr nachts vorbei, doch sie wusste, die Zeit würde für sie wieder stehen bleiben, wenn sie die Hölle betrat.
    Die Welt wurde schwarz, dann blickte sie hoch in den merkwürdigen rötlich braunen Himmel. Sie versuchte, sich einen Plan zurechtzulegen, eine Taktik oder eine Strategie. »Sollten wir uns nicht überlegen, wie wir vorgehen?«, schlug sie vor, als Via und Hush hinter ihr durch den Spalt traten. »Wir können schlecht einfach in das Gefängnis marschieren, Lissa suchen und wieder rausmarschieren.«
    »Doch, genau das machen wir«, entgegnete Via. Gemeinsam traten sie den Weg den rauchenden Hügel hinunter an. »Und ich sage dir auch, wie. Hiermit«, sie hielt die Ruhmeshand hoch, »und damit«, jetzt zeigte sie auf den Kartoffelsack in Cassies Hand.
    »Du meinst, wir erkaufen uns den Einlass?«
    »Nein, nein, so nicht. Das ist nicht dasselbe wie die Fischgräten.«
    »Aber ich dachte, Knochen wären bares Geld?«
    »Das Skelett in dem Sack da ist viel mehr wert als Geld. Es ist eine Reliquie der Macht. Wart’s ab, du wirst schon sehen.«
    Immerhin hatte Via bisher mit praktisch allem Recht gehabt, was sie Cassie erklärt hatte. Vielleicht machten die Spritztouren in die Hölle sie nur langsam pessimistisch.
    Die ganze Sache klingt viel zu einfach.
    Via hielt die Hand hoch, als sie aus dem Ekel erregenden Wald traten. Doch dann blieb sie stehen und schnüffelte in die Luft.
    Auch Hush schnüffelte.
    »Riecht ihr das auch?«, fragte Via.
    Hush nickte, und jetzt bemerkte es auch Cassie. »Riecht, als würde irgendwo Laub verbrannt«, sagte sie. »Oder so was in der Art.«
    Aber Via machte ein sehr finsteres Gesicht. »Hush, riechen wir das, was ich denke?«
    Wieder nickte Hush.
    Cassie wurde langsam ärgerlich, denn sie verstand mal wieder kein Wort. »Was? Was ist es denn dann?«
    »Das ist Serrowurzel«, sagte Via. »Verdammt, irgendjemand vollzieht hier einen Expossenritus.«
    »Und was bedeutet das?«
    Via seufzte. »Das bedeutet, dass wir nicht mehr unsichtbar sind.«
    »Wie bitte?«, schrie Cassie.
    »Es ist das einzige Ritual in der Hölle, das gegen eine Ruhmeshand wirkt.«
    Cassie war empört, doch dann zählte sie zwei und zwei zusammen. »Das heißt also, dass die Constabler …«
    »Uns schon erwarten«, beendete Via den Satz.
    Hush deutete nervös durch die niedrigen Zweige auf das Ödland zwischen ihnen und dem Bahnhof.
    Mindestens eintausend Dämonen warteten dort in auf sie.

KAPITEL VIERZEHN

I

    In Panik rannten sie den Pfad wieder hinauf.
    »Du hast doch gesagt, sie wären nicht hier, wenn wir zurückkommen!«, rief Cassie.
    »Dann hab ich mich ganz offensichtlich getäuscht!«, brüllte Via zurück.
    Eines war jedenfalls klar: Ihre einzige Option war, den ganzen Plan aufzugeben und sich wieder durch

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