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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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entfaltete sich auf dem Fußboden wie ein schwarzer Tintenfleck.
    »Da kommt er«, sagte Angelese ruhig. »Er weiß schon, was ich sagen will.«
    Der Schatten erhob sich langsam, wie eine kantige dunkle Gestalt, die vom Boden aufsteht.
    Der Engel begann: »Weißt du noch, was wir vorhin in den Nachrichten gehört haben?«
    »Die Brände in Dannelleton?«, warf Cassie ein.
    »Davon erzähle ich später auch noch, aber ich meine die andere Sache.«
    »Die Explosion, die angeblich von einer geplatzten Gasleitung herrührte. Irgendeine Bibliothek in Maryland.«
    »Das war keine Explosion, das war Luzifers bester Freund, ein Gefallener Engel namens Zeihl.«
    Der Raum verdunkelte sich mehr und mehr, während der Schatten anwuchs. Er war eine dichte schwarze Masse ohne weitere Merkmale außer seinem Umriss, und nun öffneten sich die Hände und gaben den Blick frei auf messerscharfe Krallen, jeweils mindestens fünf Zentimeter lang. Ein unheimlich dunkler, kehliger Laut ertönte, kaum hörbar, aber doch da. Mit einem Schaudern erkannte Cassie, was das war: das Wesen kicherte.
    »Sprich nicht weiter«, warnte sie.
    »Ich muss.«
    »Aber das Ding da wird dich verletzen. Tu es nicht.«
    »Ich muss«, wiederholte Angelese. »Darum bin ich hier.« Hektisch, ohne Punkt und Komma sprudelten die Worte aus ihr heraus. »Zeihl, der Gefallene Engel, hat sich inkarniert und dann Selbstmord begangen, er hat sich selbst geopfert, denn wenn ein Engel sich opfert, können materielle Dinge zwischen den Welten ausgetauscht werden. Das war in Wirklichkeit gar keine Bibliothek, Luzifer wollte etwas von dort, also hat Zeihl sich geopfert, um es zu bekommen, und funktioniert hat das Ganze, indem sie eine räumliche Verschmelzung durchgeführt haben, eine okkulte Technologie, die Satan bis jetzt nie vollkommen beherrscht hat. Jedenfalls kann man auf diesem Weg einen kleinen Ausschnitt aus der Hölle auf die Erde bringen, nur ein paar Straßenzüge, aber ein paar Straßenzüge reichen vollkommen, denn während der Verschmelzung teilt sich der kleine Ausschnitt aus der Hölle ein und denselben Raum mit einem kleinen Ausschnitt aus der Welt der Lebenden, und genau das ist dort passiert, sie haben eine Räumliche Verschmelzung mit dieser komischen Bibliothek durchgeführt, um dort etwas zu stehlen, und was auch immer das war, sie haben es mit zurück in die Hölle genommen, denn nur aus einem solchen Grund hätte Zeihl Selbstmord begangen, das ist nämlich eine der Regeln, die einzige Möglichkeit, etwas aus der Welt der Lebenden mit in die Hölle zu nehmen, ist durch einen Kraftaustausch, und ein Engelsopfer kann eine solche Kraft erzeugen …«
    Doch nun war es zu spät. Das Umbraphantom hatte sich vollständig materialisiert, die schwarze Masse war jetzt so real wie Fleisch und Blut. Es hatte Angelese an die geflieste Duschwand gedrückt und zog langsam seine Krallen über ihren Oberschenkel. Angelese schauderte, trotz des überwältigenden Schmerzes sprach sie immer noch weiter. Ihre riesigen beige-violetten Augen wurden vor Entsetzen noch größer. »… So haben sie das also gemacht, das ist die einzig mögliche Erklärung, ein Kraftaustausch während einer räumlichen Verschmelzung. Wenn ein Engel in der Welt der Lebenden stirbt, ist das beinahe, als würde eine Atombombe explodieren …«
    »Hör auf!«, schrie Cassie. Hilflos musste sie zusehen, wie der Schatten Angelese genussvoll folterte. »Sag nichts mehr! Hör auf zu sprechen!«
    Doch Angelese erzählte weiter, sie schrie jetzt durch ihren überirdischen Schmerz, verzweifelt versuchte sie, so schnell wie möglich alles zu erklären. »- und diese andere Geschichte unten in Dannelleton, das war auch eine räumliche Verschmelzung. Eine Übung, und ich weiß auch, wofür sie üben …«
    Plötzlich verzehnfachte sich die Lautstärke ihres Schmerzensschreis; Cassie musste sich einen Augenblick die Ohren zuhalten. Das Umbraphantom schlitzte Angelese jetzt auf, langsam schob es seine Krallen zwischen ihre Rippen und zog sie wieder heraus. Blut strömte aus den Wunden, leuchtend, wie flüssiges rotes Neonlicht wirbelte es in den Abfluss der Dusche.
    Cassie war nicht ganz sicher, aber sie glaubte das Schattending mit rostiger Stimme sagen zu hören: »Bitte sprich weiter, brich deinen Eid. Ich liebe es, dir das anzutun.«
    Angelese keuchte noch mehr Worte durch ihren Schmerz. »Sie wissen, dass ich dich zu dem anderen Totenpass bringen will, sie wollen nicht, dass du von allein in die Hölle

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