Infinitas 3 - Engel der Morgenstille (German Edition)
passiert?«
»Der Engel METATHRON, der Oberste Fürst der Erzengel, hat sie mir herausgerissen, als Strafe dafür, dass ich einen Vampir von mir habe trinken lassen. Unser Blut ist etwas ganz Besonderes.«
Als sie nicht weitersprach, drehte Rayhan sie zu sich herum und zog ihr Shirt wieder zurecht. »Und was ist daran so besonders?«
Sie hob gleichgültig die Schultern. »Du hast es schon am eigenen Leib gespürt, es lässt uns in die Köpfe der Menschen eindringen und wir können ihre Gedanken lesen. Erkennen, ob sie gut oder böse sind.« Sie stand regungslos vor ihm und wartete ab, ob er in schallendes Gelächter ausbrechen würde, oder ihren Worten Glauben schenkte.
Rayhan atmete tief aus und an seinem Ausdruck e rkannte Madison, dass er überlegte, ob die Geschichte der Wahrheit entsprach. Er, der Vampir, ein Wesen, welches eigentlich nur in Mythen und Märchen existieren dürfte, hatte er das Recht an ihr zu zweifeln, überlegte Madison fieberhaft.
»Also, dann leg ʼ mal los, was hat das Tattoo zu bedeuten?«
Er sann kurz darüber nach, was er ihr erzählen konnte, und was nicht. Dabei war er äußerst darauf bedacht, seinen Geist verschlossen zu halten.
»Auch wenn du keine Vampirin bist, bist du eine von uns. Dieses Tattoo ist einzigartig, es gibt dich als eine Kriegerin des Glaubens zu erkennen. Wir sind die Hüter des Diariums, das geheime Buch der Vampire. Wir Krieger haben geschworen, das Buch mit unserem Leben zu beschützen.«
»Was habe ich mit eurem Buch zu tun? Nein, das muss ein Fehler sein.«
Langsam schüttelte Rayhan den Kopf. »Nein, Madison, es ist kein Fehler, du gehörst zu uns. Das Tattoo ist eindeutig, du weißt, dass ich das Gleiche trage.« Um ihrer Erinnerung auf die Sprünge zu helfen, zog er sein Shirt aus.
Sie beäugte die Tätowierung auf seiner Brust, weiter über dem Oberarm, den Rücken hinunter, bis es unter seinem Hosenbund verschwand. »Es ist wunderschön ... so filigran gearbeitet. Einfach zauberhaft.«
Rayhan konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. »Nein ... nein, du Madison bist zauberhaft, einfach engelsgleich.« Er fuhr mit seinem Daumen über ihre Lippen, streichelte sie zärtlich. Eine Frage stahl sich in seine Gedanken: Wie sie sich wohl bei einem Kuss anfühlen würden? Er hatte gute Lust, es einmal auszuprobieren.
Sie lächelte traurig. »Ja, das war einmal. Ein Engel mit einer Gabe und Flügeln zum Fliegen. Jetzt bin ich nur noch eine Ärztin.«
Gebannt starrte Rayhan sie an und ließ sich ihre Worte genau durch den Kopf gehen. Dann schüttelte er seinen Kopf und um seine dunklen Augen legte sich ein sanfter Ausdruck. »Du bist so viel mehr. Vielleicht eine gute Ärztin, offensichtlich kein Engel mehr, aber mit Sicherheit eine Kriegerin des Glaubens.« Er zog sie in seine Arme. Vorsichtig, um ihr keine Angst zu machen. Sie ließ es geschehen, legte zögerlich ihre Arme um seine breiten Schultern.
»Was mache ich hier nur?«, murmelte sie an seinem Hals. Seine Wärme strahlte auf sie ab – die Hände wa nderten über ihren zarten Rücken. Madison schien diese gefühlvolle Geste zu genießen. Sie sah müde aus. Aber, das war auch kein Wunder nach einer Doppelschicht im Krankenhaus. Als sie sich von ihm lösen wollte, flüsterte er: »Warte, noch nicht.« Dann nach einer kleinen Pause: »Es war Kismet, dass wir uns begegnet sind. Ich möchte, dass du mit mir kommst. Zu meinen Brüdern und Schwestern. Wenn es dir bei uns nicht gefällt, dann kannst du jederzeit gehen. Aber lerne sie erst kennen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Ich habe me inen Job im Krankenhaus, den kann ich nicht so einfach sausen lassen.«
»Warum nicht?«
»Weil – ich meine Patienten nicht so einfach im Stich lassen kann.«
»Deine Patienten? Das ist alles?«
»Nein, ich muss schließlich auch von etwas leben. Ich habe nicht die Möglichkeit, mir einen Menschen zu schnappen und von ihm zu trinken.«
Darauf reagierte Rayhan nicht. »Wenn du dir wegen des Geldes sorgen machst«, sagte er stattdessen, »kann ich dich beruhigen, das ist etwas, worüber wir uns keine G edanken machen müssen.«
Mit zusammengezogenen Augenbrauen lehnte sich M adison zurück und sah ihm skeptisch ins Gesicht. »So?«, fragte sie und schaute auf seine geborgte Kleidung.
Belustigt blickte Rayhan an sich herunter, ließ Madison dabei aber nicht los. Am liebsten hätte er sie nie wieder losgelassen. Er spürte diesen Drang, von dem Maroush ih m erzählt hatte, wann immer er Madison
Weitere Kostenlose Bücher