Infinitas 3 - Engel der Morgenstille (German Edition)
Aber vielleicht bist du ja ein Außerirdischer oder ein Cyborg!« Ihre Stimme tropfte nur so vor Ironie. Erneut versuchte sie in seinen Kopf vorzudringen, da trat er wütend auf sie zu. »Du sollst dich aus meinem Kopf raushalten.«
»Dann sag mir, was du bist.«
»Du weißt es.«
»Dann stimmt es also. Du bist wirklich ein Vampir. Was willst du von mir? Warum könnt ihr mich nicht endlich in Ruhe lassen?«
Verständnislos blickte Rayhan auf Madison herab. »Was meinst du damit? Bist du einem unserer Art schon einmal begegnet?«
»Und ob und ich habe kein Verlangen danach, diese Begegnung zu wiederholen?« Verächtlich spie sie die Worte aus.
»Warum? Was ist passiert?« Er ergriff ihre Hand, als er sah, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten. Sie wollte sich freimachen, doch er war stärker, hob sie hoch und setzte sie auf einen der Barhocker, als würde sie nichts wiegen. »Erzähl mir, was passiert ist.«
Madison schlug die Augen nieder und schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann nicht darüber reden.«
Mit seinem Zeigefinger hob er ihr Kinn an, um ihr in die Augen zu sehen. »Bitte, Madison, du kannst mir vertrauen, ich bin auf deiner Seite.«
»Du bist ein Vampir, wie kannst du auf meiner Seite sein?«
»Was haben die Vampire dir angetan?«
Sie schluckte. Seine Berührung bereitete ihr ein ang enehmes Prickeln auf der Haut und Rayhans männlicher Duft nach Pampelmuse, Zimt und Pfefferminze stieg ihr wieder in die Nase. Selbst in der albernen Jeans sah er umwerfend aus. Wie sollte sie ihm nicht vertrauen?
»Er hat mein Blut genommen!«, flüsterte sie leise.
»Wer?«
»Der Vampir, der mich überfallen hat.«
»Okay, das mag zwar nicht für jeden angenehm sein, aber es gibt Schlimmeres im Leben. Normalerweise haben Sterbliche keine Erinnerung daran, wenn von ihnen getrunken wurde.«
»Sterbliche nicht.« Sie blickte ihn an und ihre Augen schimmerte n bedenklich.
»Das heißt also, du bist keine Sterbliche? Aber eine Vampirin bist du auch nicht, das könnte ich spüren, was bist du dann?«
Sie war nah davor, ihm ihr Geheimnis anzuvertrauen, doch etwas hielt sie zurück. Sie blickte ihn unschlüssig an. Konnte sie ihm anvertrauen? Würde er ihr Glauben schenken? Wie er so vor ihr stand, groß, düster, Furcht einflößend, sollte sie Vorsicht walten lassen, doch war es dafür nicht schon längst zu spät? Diese Gedanken hätte sie sich vor Stunden machen sollen, bevor sie ihn in ihre Wohnung eingeladen hatte. Sie rang mit sich.
»Bitte, Madison! Sag mir, was du bist!«, flüsterte er.
Sie nahm all ihren Mut zusammen und sagte: »Ein Engel ... ich bin ein gefallener Engel. Man hat mir meine Flügel genommen, weil ich mein Blut an einen Vampir weitergegeben habe. Dabei geschah das nicht freiwillig. Er hat mir mein Blut geraubt, doch ich wurde dafür bestraft und lebe nun unsterblich auf der Erde.«
Er nahm ihre Hand in seine und blickte sie zweifelnd an.
»Du glaubst mir nicht, oder? Ich weiß auch gar nicht, warum ich dir das alles erzähle. Es ist besser, du gehst jetzt. Ich weiß nicht, wo du hergekommen bist, oder was du vorhast. Aber du solltest besser verschwinden.«
»Du schickst mich weg, jetzt, wo du mir dein Geheimnis anvertraut hast?«
»Du vergisst, dass ich auch dein Geheimnis kenne, daher vermute ich nicht, dass du es in die Welt hinausposaunen wirst. Ich denke, es ist bei dir sicher.« Sie wollte von Stuhl gleiten, doch Rayhan hielt sie zurück.
»Warte, willst du gar nicht mehr wissen, was das Tattoo zu bedeuten hat?«
»Du wirst es mir ohnehin nicht verraten. Also, was sollʼs, ich werde nicht betteln.«
Nachdenklich fuhr sie Rayhan über sein Kinn, der Dre itagebart fühlte sich rau an.
»Du sagst also, dass du ein gefallener Engel bist. Nun, mir ist bisher nie einer begegnet, ob gefallen oder nicht. Kannst du es beweisen?«
Sie grinste verlegen. »Ich würde ja gerne für dich fliegen, aber mir fehlen dafür die Flügel.« Sie drehte sich um und zog ihr blaues Shirt hoch. »Aber vielleicht gibst du dich auch mit diesen Narben zu frieden. Sie sind nicht schön, ich weiß, aber es beweist zumindest, dass dort einmal Flügel saßen.«
Rayhan betrachtete ihren zarten Rücken, auf dem zwei große Narben rechts und link s auf ihren Schulterblättern prangten. Vorsichtig berührte er sie, fuhr mit seinen Fingerspitzen die tiefen Furchen entlang. Das bescherte Madison eine Gänsehaut und für eine Sekunde schloss sie die Augen und genoss diese Zärtlichkeit.
»Wie ist das
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