Infinitas 3 - Engel der Morgenstille (German Edition)
für immer zusammenzubleiben.«
»So, wie ein Heiratsversprechen bei den Menschen?«
»Ja, genau.« Er blickte zu ihr hinüber.
»Und – bist du schon solch ein Versprechen eingegangen?«
Rayhan räusperte sich und setzte die Sonnenbrille auf, die er aus seiner Jackentasche zog. Die Augen hinter den Gläsern verborgen, murmelte er: »Nein, dieses Versprechen gibt man nur einmal im Leben. Dieses Gelübde wird von Schicksal bestimmt.«
Sie wandte sich auf ihrem Sitz ihm zu. »Das finde ich sehr interessant. Erzähl mir mehr darüber.«
»Äh, da gibt es nichts zu erzählen. Das Schicksal führt die Liebenden zusammen, das ist auch schon alles. Einfach Kismet.«
»Kismet ... wie wundervoll. Aber wie genau?«
»Madison, bitte. Ich kann es dir nicht erklären. Ich bin noch keine Verbindung eingegangen.«
»Aber deine anderen Brüder müssen doch etwas dar über erzählt haben, oder etwa nicht? Ich würde gerne mehr darüber erfahren.«
Er blickte sie an, die Augen hinter den Brillengläsern versteckt , aber sie erkannte trotzdem, wie sein Blick begehrlich aufglühte und er hatte offensichtlich Mühe die Fänge in seinem Mund zu verstecken.
Er wollte sie und jede Minute, die er neben ihr in diesem engen Auto verbrachte, wurde zur reinsten Qual. Jetzt wusste er, wie Maroush zumute war, wenn er in Sunnys Nähe war. Dieses unerklärliche Prickeln, den Drang sie berühren zu wollen, sie zu spüren, zu beschützen wurde so übermächtig, dass Rayhan sich zwingen musste, seine Aufmerksamkeit auf die Straße zu richten.
»Was bedeutet das genau: Kismet?«
Das konnte er ihr nicht erklären. Er konnte nicht einmal sprechen, ohne dass sie erfuhr, in welchem Zustand er sich befand. Dass er am liebsten den Wagen auf einen abgelegenen Parkplatz gelenkt hätte, um ihr zu zeigen, was ein Glaubensgelöbnis unter anderem bedeutete.
Sie schaute ihn an und wartete auf eine Antwort.
Dabei sollte sie sich aus freien Stücken zu ihm hingezogen fühlen, nicht weil es das Schicksal vorbestimmt hatte. Er wollte ihre Liebe, weil sie etwas für ihn empfand, das größer war, als eine normale Bindung, ein Verliebtsein. Er wollte, dass sie ihn so begehrte, wie er sie. Mit einer Höllenqual, die einsetzte, sobald er nur an sie dachte. Dabei kannte er sie kaum länger als 24 Stunden. Verstohlen blickte er zu ihr hinüber. Wie wunderschön sie war, in ihrem leichten Sommerkleid, mit den großen Rosenmotiven, den passenden Ballerinas und ihrem Haar, das sie lose auf ihre Schultern fallen ließ. Fremde würden sie für ein Paar halten, das auf dem Weg in den Urlaub war. Er sah ihrem Gesicht an, dass sie immer noch auf eine Antwort wartete. Eine Antwort, die er nicht gewillt war zu geben. Zumindest noch nicht.
»Madison, wenn du deinem Glaubensgelöbnis bege gnest, werden sich alle deine Fragen in Luft auflösen.«
Sie nickte nur, sagte aber nichts weiter.
Eine ganze Weile schwiegen beide und hingen ihren Gedanken nach, bis Rayhan es mit einem Mal wie Schuppen von den Augen fiel.
»Madison, du sagtest gerade, dass Viktor Kassai dein Blut geraubt hat.«
»Ja, wenn James Thomson und dieser Viktor ein und dieselbe Person sind, dann hat Kassai von meinem Blut getrunken, das ist richtig.«
»Warum ist es verboten, von eurem Blut zu kosten?«
»Weil damit die Fähigkeiten eines Engel auf denjenigen übergehen.«
»Das heißt, Kassai kann nun auch in die Köpfe anderer eindringen und ihre Gedanken lesen?«
Sie nickte. »Darum wurde ich verbannt!«
Noch bevor es an der Tür der Suite klopfte, schwang diese auf. Philippe stand im Wohnzimmer und wartete bereits ungeduldig auf Steel. Er hatte sich gemeldet, sobald er in Dubai gelandet war. Seine wertvolle Fracht im Schlepptau, setzte er sie auf der Couch ab, wo Melody wie in Trance vor sich hinstarrte.
»Steel, schön dich lebend wiederzusehen«, begrüßte Philippe den Vampir und schlug ihm anerkennend auf die Schulter. »Wie ich sehe, trägst du deinen Kopf immer noch auf deinem Hals.«
Ein wölfisches Lächeln trat auf Steels Gesicht.
»Wie heißt sie?«, fragte Philippe und zeigte mit seinem Kinn in Melodys Richtung.
»Ihr Name ist Melody, aber mehr habe ich nicht aus ihr herausbekommen. Sie war auf Entzug, als ich sie fand.«
Ein leichter Drogengeruch ging immer noch von ihr aus, der Philippe in der Nase kitzelte. Neugierig trat er zur Couch und schaute auf die junge Frau herunter.
»Du sagst, sie ist eine Kriegerin?«
»Sie trägt ein Tattoo.«
»Welche Losung?«
» Hoc signo
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