Infinitas 3 - Engel der Morgenstille (German Edition)
durch den Kopf, wer wollte das nicht?
Resigniert steuerte er mit steifen Schritten auf das Haus zu. »Bleib hinter mir, die Tür ist nur angelehnt, ich weiß nicht, wer sich im Haus befindet.«
Vorsichtig stieß er gegen die Tür, die lautlos aufschwang. Der Anblick des Wohnzimmers versetzte Rayhan wieder an den Tag zurück, als Philippe Sara in seine Gewalt gebracht hatte. Zwar war aufgeräumt worden und die nötigsten Schäden behoben, doch noch immer ließ der Ort erkennen, dass hier ein Kampf stattgefunden hatte.
»Bleib hier unten, ich sehe im Keller nach.«
Schnell durchsuchte er das Untergeschoss, doch hier war niemand zu finden. Auch das Obergeschoss war verlassen. Als er an die Brüstung trat, steckte er das Schwert in die Scheide zurück.
»Alles in Ordnung, es ist niemand mehr hier. Die Krieger sind alle nach Seattle geflogen.«
Madison schloss die Haustür und folgte ihm ins Obe rgeschoss. »Wen hast du gehofft hier anzutreffen?«
Er wandte sich um und ging in sein Zimmer. »Ich weiß nicht genau, vielleicht meinen Bruder.«
»Du hast einen Bruder?« Madison war überrascht.
»Ja«, nickte er und zog eine schwarze Reisetasche aus dem Schrank, »ich habe einen Bruder, Tariq!«
Er packte Einsatzkleidung in die Tasche. Schwarze T-Shirts und Cargohosen, sowie zwei kugelsichere Stichschutzwesten.
»Ist er auch ... ich meine ...?«
»Ja, er ist auch ein Vampir und ein Krieger des Glaubens, genau wie Sunny, sein Glaubensgelöbnis.«
Vorsichtig setzte sich Madison neben der Tasche auf das Bett und beobachtete Rayhan dabei, wie er weiter seine Sachen zusammensuchte.
»Krieger des Glaubens – woran glaubt ihr?«
»An die Fügung des Schicksals. Daran, dass eine höhere Macht unser Leben lenkt. Wir mögen unsterblich sein, doch deshalb sind wir nicht seelenlos. Jedem Krieger ist eine wichtige Aufgabe vorbestimmt, wir bekommen sie durch unsere Tätowierung mitgeteilt. Diese zu erfüllen bestimmt unser Dasein und das Diarium – das geheime Buch der Vampire – zu beschützen.«
»Wow, Credo ut intelligam – ich glaube, um zu verstehen. Ich muss diese Aufgabe erfüllen? Und du auch? Tragen alle Krieger das gleiche Mal?«
Stumm schüttelte Rayhan den Kopf und zog eine Schublade auf, aus der er gleich zwei Heckler & Koch nahm. Er prüfte sie auf Sauberkeit und Munition.
»Warum tragen wir beide dann eine identische Losung?«
Schweiß brach ihm plötzlich aus und sein Kopf war auf einmal vollkommen leer. Er blickte sie nicht an, sondern hantierte weiter mit seiner Reisetasche, bis sich Madisons Hand auf seine legte. »Kannst du mir das erklären?«
Plötzlich war ihr Gesicht ganz nah vor seinem. »Nein, Madison. Das kann ich dir nicht erklären.« Er fuhr ihr mit dem Daumen über die Lippen. »Ruhʼ dich etwas aus, eines der Gästezimmer ist noch unversehrt. Du kannst dort schlafen, während ich unten in der Zentrale versuche, Kontakt zu meinen Leuten aufzunehmen. Du bist hier in Sicherheit.«
Sie machte keine Anstalten sich zu erheben. »Kann ich nicht hier bei dir bleiben? Ich möchte kein anderes Zimmer.« Und wäre dies nicht Versuchung genug für ihn gewesen, fügte sie noch hinzu: »Kannst du nicht hier bleiben, bei mir?« Die letzten Worte waren nur ein Flüstern. Ihr Blick fiel dabei auf das große Bett.
»Du weißt nicht, was du von mir verlangst.« Seine Worte kamen leise über die Lippen, denn ein Knurren kam aus seiner Kehle und das Blut rauschte mit hohem Tempo durch seinen Körper, es dröhnte unüberhörbar in seinen Ohren.
Mit ihrer Zungenspitze berührte Madison ganz zufällig seinen Daumen, der immer noch auf ihren Lippen lag. Rayhan zog überrascht die Luft durch seinen geöffneten Mund, er schloss ergeben die Augen.
»Hast du denn überhaupt keine Angst vor mir?«, zischte er.
Ohne zu zögern schüttelte Madison den Kopf. »Wir sind doch beide Krieger des Glaubens, auch wenn ich keinen blassen Schimmer habe, was das zu bedeuten hat. Warum sollte ich Angst vor dir haben?«
Sie berührte mit den Fingerspitzen die Konturen seines Gesichts und fuhr seine Kinnlinie entlang.
»Du wurdest durch einen Vampir zu einem gefallenen E ngel. Du musst einen tiefen Groll gegen unsere Rasse hegen.«
Madison legte ihre Hände auf seine Hüften und ihrem Kopf an seine breite Brust. Sie schien seinem mächtigen Herzschlag zu lauschen. »Nein, ich hasse Kassai, aber nur ihn. In meiner langjährigen Arbeit als Ärztin landeten viele Vampire auf meinem OP-Tisch. Sollte ich sie alle sterben
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