Inkarnation ungesetzlich
zusammenarbeiten müssen? Jeder ein Könner ersten Ranges, jeder ein Individualist vom Adamsapfel bis zum Druckstiefel; jeder beherrscht von ureigensten Ideen, Vorstellungen und einer Mischung aus Heldenmut und verbissenem Trotz nach dem Motto »jetzt erst recht«.
In dieser Umgebung werden Sie entweder zum allesduldenden Weisen oder zu einem Wüterich, der am liebsten die Fliegen an der Wand mit Eichenstämmen erschlagen möchte.
Auf dem Mond gab es weder Fliegen noch Eichen – doch so ähnlich waren meine Gefühle, wenn ich nur in die Nähe der Großraumhangars »Nostalgie«, kam.
Boris, der auf Grund seiner großartigen Leistungen zum Kommandanten ernannte Ex-Chef eines berühmten russischen Raumjagdgeschwaders, brüllte aber nicht allein. Im Hintergrund schrien noch andere Leute, und jeder wollte etwas Wichtiges mitteilen.
Der achte Testflug mit dem Schweren Kreuzer der KASHAT-Klasse sollte eine Art »Eignungsprüfung« sein.
Wenn die Barstruler nicht an Bord gewesen wären, hätten wir »Experten« das Raumschiff bereits beim ersten Abheben in seine Atome aufgelöst, wahrscheinlich aber in noch kleinere Naturbausteine, denn Taatlur hatte unserem physikalischen As, Professor Dr. Emanuel Scheuning, verschüchtert mitgeteilt, selbstverständlich sei ein Atom bei weitem nicht das kleinste Elementarteilchen. Ein Proton, ein Elektron oder ein Inpotron sei auch nicht besonders groß, denn … und so weiter.
Scheuning hatte geistig sozusagen das Handtuch geworfen und war aus dem Raum gewankt. Anschließend hatte er drei Tage lang ZONTA gequält. Das heißt – er hatte versucht, den Gigantroboter für seine mathematisch-physikalischen Kunststücke einzuspannen.
Das hatte sich ZONTA so lange gefallen lassen, bis Scheuning »versehentlich« das marsianische CENTA-Programm zur Vernichtung des Planeten Erde eingeschaltet hatte.
Reling hatte fast einen Tobsuchtsanfall bekommen und entsprechend reagiert. Scheuning und achtunddreißig Wissenschaftler seines Stabes waren schneller aus dem Studio entfernt worden, als sie hineingekommen waren. Und Allison, dieser schadenfrohe Erdenbürger, hatte trotz der ernsten Situation gelacht.
Das war die Lage, der ich mich etwa dreieinhalb Wochen nach dem Kontaktgespräch mit den Soghmolern gegenübersah. Wir schrieben den 30. November 2010.
In dieser Zeit war viel geschehen; wahrscheinlich zu viel. Das aber konnten wir momentan noch nicht feststellen. Ein objektives, aber auch gnadenloses Urteil würden die Besatzungen der sechsundvierzig soghmolischen Großkampfschiffe fällen. Dann war es für Korrekturen zu spät.
Ich fragte mich immer wieder, wieso Steamers eigentlich von »Großkampfschiffen« sprach. In der Tat hatte sich Faral-Maero mehrere Male dahingehend ausgedrückt. Wieso sprach er nie von »Raumschiffen«? Warum stets von Einheiten mit einem besonders hohen Gefechtswert?
Das erschien mir irgendwie unlogisch, Allison glaubte allerdings beweisen zu können, daß bei der organisierten Massenflucht der damaligen Marsbewohner nur sehr große Raumschiffe verwendet worden waren. Einmal hatten sie viele Marsianer in Sicherheit bringen sollen, und die begleitenden Kampfraumer konnten angeblich nicht klein gewesen sein, oder sie hätten ihre Aufgabe als Konvoischützer nicht erfüllen können.
Da die Soghmoler auf die Hinterlassenschaft des Mars zurückgreifen mußten – eine eigene Raumschiffahrt hatten sie nie entwickelt –, konnten wir mit dem Erscheinen von sechsundvierzig Raumschiffen ab der Größenordnung eines KASHAT-Kreuzers rechnen.
Die voraussichtliche
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