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Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3

Titel: Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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gedacht. Denn die Leute liebten es nicht, an Orten einzukaufen, wo
jemand gestorben war, und dies aus gutem Grund; schließlich blieben manchmal rachsüchtige
Gespenster zurück.
»Oh, das ist ja entsetzlich«, sagte Orlene erschauernd. »Müssen wir unbedingt hierbleiben?«
»Natürlich nicht.« Sie schritten zurück zum Transportband.
Während sie zu ihrem Apartment befördert wurden, wurde Norton klar, daß die Existenz des
Leuchtens bewiesen worden war. Der Mann war ein schlechter Partner für die Frau gewesen, nicht
etwa aufgrund von mangelhaften Charaktereigenschaften oder aus Mangel an Reichtümern, auch nicht
weil er untreu gewesen wäre, sondern weil er nicht mehr lange bei ihr bleiben würde, weil er ihr
einen erdrückenden Schmerz zufügen würde. Deshalb war da der Schatten gewesen.
Er mußte das Leuchten akzeptieren; es war eine legitime Magie. Folglich mußte er aber auch
Orlenes Urteil akzeptieren - er war für sie also der Richtige.
Doch was war dann mit seinem Traum? Was sollte er nun glauben?
»Ihr Leuchten beginnt zu schwanken«, murmelte Orlene. »Denken Sie etwa daran, mich zu
verlassen?«
Norton zuckte schuldbewußt zusammen. »Ich weiß nicht, was richtig ist.«
Fest ergriff sie seinen Arm. »Oh, bitte, Norton, ich könnte niemals eine Nacht allein verbringen,
nachdem ich... das mitansehen mußte.«
Als sich die Tür des Apartments hinter ihnen schloß, drehte sich Orlene zu ihm um, warf die Arme
um seinen Hals, vergrub den Kopf an seiner Schulter und schluchzte. Alle Selbstbeherrschung fiel
von ihr ab.
Nach einer Zeit beruhigte sie sich wieder. Sie löste sich von ihm und begab sich ins Bad, um sich
wieder herzurichten. »Ich werde nie wieder Eiscreme essen«, sagte sie, als sie wieder
erschien.
Eiscreme. Schuldgefühle durch Assoziation. Das war unlogisch, aber er verstand ihre
Gefühle.
»Haben Sie Streit mit ihr?« wollte Gawain wissen und wurde sichtbar. »Ich hab ihr Weinen
gehört.«
»Konnten Sie es denn nicht sehen?« fragte Norton gereizt.
»Nein. Das ging nicht vom Nebenzimmer aus. Ich kann zwar durch Wände gehen, aber nicht durch sie
hindurchsehen. Ich hörte nur gedämpfte Geräusche.«
»Wir haben uns nicht gestritten.«
»Was dann?«
»Was geht das Sie an?«
»Hören Sie mal zu, Sterblicher, das geht mich sehr wohl was an!« versetzte Gawain. »Das hier ist
mein Besitz, und sie ist meine Frau.«
»Eine Frau, die Sie im Leben nie kannten und die Sie noch nicht einmal jetzt lieben.«
»Nun, ich bin schließlich ein Gespenst! Was nutzte es, wenn ich sie liebte?«
Das Gespenst hatte recht, was die Sache für Norton leichter machte. Was immer er auch mit Orlene
tun würde, er würde dadurch Gawains Gefühle nicht verletzen. »Wir haben gesehen, wie ein Mann
starb. Das hat sie schockiert.«
Gawain schnaubte. »Ich habe schon viele Männer sterben sehen. Ich bin selbst tot.«
»Ich glaube, ich verstehe jetzt, warum sie soviel Mühe hatte, an Sie zu glauben. Sie mag den Tod
nicht und will ihn auch nicht in der Nähe haben.«
»Das hätte sie sich lieber vorher überlegen sollen, bevor sie mich heiratete!«
»Das stand ihr nicht völlig frei, ebenso wenig wie Ihnen. Männer heiraten meistens wegen des
Sexappeals, aber Frauen wegen der Sicherheit. Ich bin sicher, daß sie einen lebendigen Mann
geheiratet hätte, wenn das möglich gewesen wäre.«
»Nun, jetzt hat sie einen Job zu erledigen - und Sie ebenfalls. Ich will schließlich nicht ewig
im Fegefeuer warten müssen. Jetzt sagen sie ihr schon, daß Sie nicht länger bleiben werden, wenn
sie nicht endlich mitmacht...«
»Ich werde nichts dergleichen tun! Hören Sie zu, Gawain, ich habe noch nie im Leben eine Frau
unter Druck gesetzt! Und ich werde auch nicht ihre gegenwärtige Schwäche ausnutzen.«
»Nein, Sie möchten wohl lieber unbegrenzt hier herumhocken und sich auf meinem Besitz
durchfüttern.«
»Zum Teufel mit Ihrem Besitz!« schrie Norton. »Sie haben mich um einen Gefallen gebeten! Ich
hatte nie vor, Ihnen irgend etwas wegzunehmen!«
»Dann tun Sie, wozu Sie gekommen sind, und hauen Sie ab!«
»Ich werde sofort gehen, wenn Sie das glücklicher machen sollte. Sie können sich einen anderen
Mann suchen, der Ihnen diesen Gefallen tut.«
Das Gespenst machte einen Rückzieher. »Ich sage Ihnen doch, daß sie sehr wählerisch ist. Es
müssen unbedingt Sie sein.«
»Da bin ich mir überhaupt nicht sicher. Auf jeden Fall wird die Entscheidung ihre sein und nicht
unsere.«
Doch Gawain war schon wieder

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