Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3
ums Leben kam, dessen Nachfolgerin sie wurde, so daß...«
»Warte, Chronos, warte! Du sprichst schon wieder von der Zukunft, es wäre mir lieber, du würdest
es nicht tun.
Erkläre dich doch bitte etwas allgemeiner, wenn es dir nichts ausmacht.«
»Tut mir leid. Worauf ich hinaus will, ist die Tatsache, daß Satan Luna durchaus beeinflussen
kann, indem er nämlich die Menschen beeinflußt, mit denen sie zu tun hat. Wenn die politische
Waage tatsächlich zu ihren Gunsten ausschlagen sollte, könnte ein Personenaustausch das
Gleichgewicht vielleicht zugunsten eines anderen verändern.«
»Jetzt verstehe ich, was du meinst. Du sagst, daß sie Senatorin werden wird?«
»Ja, wenn dir diese Mitteilung nichts ausmachen sollte. Und zwar eine gute.«
»Also ist der Senat wohl auch der wahrscheinlichste Angriffspunkt?«
»Ich würde sagen, ja.«
»Dann sollte ich wohl besser einmal mögliche Veränderungen innerhalb des Senats überprüfen.
Inzwischen kann ich die Schicksalsfäden schon wesentlich besser deuten, so daß ich diesmal
eigentlich erfolgreicher sein müßte als neulich bei den Stinkbombenlegern. Habe ich dir
eigentlich schon für deine Bemühungen gedankt?«
»Stinkbomben? Ach so, ja, das war etwas, in einer Alternativrealität. Die UNO, nicht wahr?«
»Genau, wenn ich dir letzten Monat dafür gedankt hätte, würdest du heute nichts davon
wissen!«
»Ich bin sicher, daß du schon das Richtige getan hast - und ich werde es tun.«
»Nun, trotzdem danke für dies und das.« Sie verließ das Gebäude und ließ sich wie üblich ein
wenig Zeit, bevor sie nach Hause zurückkehrte, damit sie nicht ihrem Selbst aus der unmittelbaren
Vergangenheit begegnete; denn das war immer beunruhigend. Während der Zeit des Kind-Chronos hatte
sie es zwar gelegentlich geplant getan, doch heutzutage war sie für so etwas viel zu
beschäftigt.
Sie glitt an ihrem Faden hinab, um Luna kurz aufzusuchen, denn sie wollte ihr schnell Bericht
über die gegenwärtige Situation geben. Seit sie das Amt der Lachesis übernommen hatte, hatte sie
die junge Frau nicht mehr gesehen, so daß es nun wirklich an der Zeit war.
Sie ging vor der Tür eines recht eleganten, umzäunten Anwesens nieder, das von zwei wilden
Greifen bewacht wurde. Als diese sie bedrohten, glitt sie an einem Faden durch sie hindurch, um
ihnen zu zeigen, mit wem sie es da zu tun hatten. Die Tür ging auf, und da stand auch schon Luna.
»Meine Liebste!« rief Niobe. »Was hast du nur mit deinem Haar gemacht?«
»Großmutter!« rief Luna. »Komm herein!« Es war ein netter Besuch, in dessen Verlauf Niobe erfuhr,
daß Luna nach ihrer Auswanderung nach Amerika mit Hilfe eines Zaubers ihr Haar kastanienbraun
gefärbt hatte. Mein Vater hat darauf bestanden, ich weiß wirklich nicht warum.«
Niobe erinnerte sich an Satans Verwirrung, als dieser Luna für die Frau mit dem dunkleren Haar
gehalten hatte. Satan hatte sie früher gesehen als Niobe! »Ich glaube, ich verstehe warum«,
murmelte sie. Ihr Sohn, der Magier, war wirklich ein Könner seines Fachs gewesen! Nach einer
Weile küßte sie ihre Enkelin zum Abschied und glitt wieder nach Hause. Sie hatte wichtige Arbeit
zu erledigen.
Sie überprüfte das Gewebe, vor allem die Schicksalsfäden der gegenwärtigen Senatoren. Natürlich
würde es im Laufe von zwanzig Jahren eine Menge Veränderungen geben, so daß jetzt noch nicht
allzuviel zu erkennen sein dürfte, aber...
Sie wurde enttäuscht. Sie begann mit den jüngsten Senatoren, die höchstwahrscheinlich noch
weitere zwanzig Jahre oder länger im Amt bleiben würden und deshalb die wahrscheinlichsten Ziele
für Satans Aktion sein durften. Denn was nützte es, einen Senator zu korrumpieren, der im
entscheidenden Augenblick der Abrechnung nicht mehr dasein würde? Doch alle Fäden waren völlig
normal, nicht einer von ihnen wies das unverkennbare Stigma satanischen Einflusses auf.
»Nun, eine Überprüfung war es immerhin wert«, meinte sie schließlich. »War ja ohnehin nur eine
Vermutung.«
»Warum überprüfst du nicht auch die älteren?« fragte Atropos.
»Weil die bis dahin ohnehin nicht mehr im Amt sein dürften.«
»Überprüfe sie trotzdem. Ich habe da so eine Vorahnung.«
Niobe zuckte die Schultern und musterte den Schicksalsfaden des ältesten Senators. Sie riß die
Augen auf. Da war ja ein Knick Satans! Dann überprüfte sie einen weiteren älteren Senator. Wieder
ein Stigma. Satan hatte ganz zweifellos diese Männer beeinflußt!
»Aber das ergibt
Weitere Kostenlose Bücher