Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3
gab keine Klinik, die bequem zu erreichen gewesen wäre. Cedric wollte
schon das Studium aufgeben und nach Hause kommen, doch Niobe bat ihn zu bleiben. So wurde Cedric,
noch ehe er achtzehn geworden war und kurz bevor er zum Sommer nach Hause zurückkehrte, Vater
eines gesunden Sohnes.
Er freute sich darüber, doch er wußte auch, daß die Sache ihren Preis hatte. Bisher war Niobe
allein zurechtgekommen, doch nun würde dies nicht mehr gehen. Cedric mußte das College abbrechen,
um sich voll und ganz seiner Familie zu widmen. Er war bereit dazu, doch sie wußte, daß er es
zugleich bedauerte. Es war nicht zu übersehen gewesen, daß er im Falle einer Fortsetzung seines
Studiums zu einem Experten geworden wäre, vielleicht nach einer Weile sogar zum Professor. Diese
Möglichkeit stand ihm zwar immer noch offen doch nun würde es eine Verzögerung geben, und wenn er
in einigen Jahren aufs College zurückkehrte, würde die Lage sich gründlich verändert haben. Für
Cedrics akademische Karriere stellte es also ein kalkuliertes Risiko dar. Fast wünschte sie sich,
daß sie nicht so schnell schwanger geworden wäre.
»Es macht nichts«, meinte Cedric. »Man muß tun, was zu tun ist, alles zu seiner Zeit, und ich
will bei dir sein.«
»Das ist lieb von dir«, sagte sie und belohnte ihn mit einem Kuß. Dennoch fühlte sie sich
schuldig.
»Mein Prof. meinte, daß er, wenn er eine Frau gehabt hätte, die so ausgesehen hätte wie du,
ebenso schnell ein Kind bekommen hätte«, fügte er hinzu.
»Dennoch, vor dir steht eine so große Karriere. Du mußt so bald wie möglich ans College
zurückkehren.«
»Wir werden sehen«, sagte er nur. Doch als sie an das Kind dachte, schwang ihre Stimmung sehr
schnell um. Der Junge war für sie eine absolute Freude! Sie wußte von der ersten Stunde an, daß
er ein Genie sein würde, wie sein Vater und er würde von Anfang an eine richtige Ausbildung
genießen. Ach, wieviel sie sich doch von Junior versprach!
Cedric kümmerte sich um alles und führte mehr oder weniger den Haushalt allein, bis sie wieder
auf den Beinen war. Dann, als er wieder etwas mehr Zeit für sich hatte, hielt er sich öfter im
Sumpfgebiet auf, er erstellte eine Karte der örtlichen Ökologie von den Bäumen, der kleineren
Vegetation, den Tieren, den Insekten, den Algen, den Wasserläufen und den beobachtbaren
Zusammenhängen zwischen ihnen.
Der Wald wurde von Jägern durchstreift, und zwar sowohl während der Jagd als auch in der
Schonzeit. Cedric traf auf ihre Spuren und wurde wütend. »Wenn das Rotwild zurückschießen könnte,
wären die Jäger weniger frech!« rief er. Dann hatte er eine Idee und hielt inne. »Vielleicht
könnte ich ja dafür sorgen!«
Niobe lachte doch es war ihm ernst. Er war zwar nur Spezialist für Feuchtgebiete und nicht für
Magie, besorgte sich aber ein Buch über Zauberei und studierte es, um etwas zu finden, das er für
seine Zwecke anwenden konnte. Wenn man mit Magie einen Pfeil oder ein Projektil auf seinen
Ursprung zurücklenken könnte, so daß der Jäger sich tatsächlich selbst erschoß...
Doch Magie war nichts für Laien, ebensowenig wie die Wissenschaft. Es bedurfte eines jahrelangen
Studiums und äußerster Disziplin, um auch nur ihre Grundlagen zu meistern; und selbst dann noch
war sie nicht frei von Gefahren. Cedric war zwar klug, doch für diese Aufgabe war mehr als nur
Intelligenz gefordert. »Ich habe einfach nicht die Zeit!« rief er enttäuscht.
»Du kannst dir alle Zeit nehmen, die du brauchst, mein Lieber«, meinte Niobe. Sie stillte gerade
Junior und mochte es nicht, Cedric in Rage zu sehen. Wenn er verärgert war, neigte sie dazu,
dieses Gefühl widerzuspiegeln, das wie derum schien die Muttermilch zu verändern und Junior
Hustenkrämpfe zu verursachen, und wenn es etwas gab, das noch schlimmer war, als ein verärgerter
Ehemann, so war es ein Baby mit Hustenkrämpfen.
Cedric hielt inne, als würde er etwas ungeheuer Bedeutsames abwägen. »Natürlich«, sagte er und
ging hinaus. Hatte sie ihn irgendwie verärgert? Ihr Mann wirkte nervöser, reizbarer und allgemein
angespannter als früher. Vielleicht konnte sie eine Dienstmagd für den Haushalt anheuern, damit
Cedric doch noch aufs College zurückkehren könnte. Sie wußte, welch Opfer er brachte, und sie
wollte alles in Ordnung bringen. Ihre Liebe war etwas so Wunderbares, daß sie sie um keinen Preis
irgendwie belasten wollte.
Doch als sie das Thema später ansprach, wollte Cedric
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