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Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3

Titel: Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Keine
menschliche Hoffnung läßt sich mit der einer verdammten Seele vergleichen, die davon träumt,
irgendwann doch noch ins Himmelreich aufzufahren.«
»Aber Ihr seid keine verdammte Seele, sondern eine Dämonin!«
»Ich habe eben ja auch nur bildlich gesprochen. Ich wurde geschaffen, Euch zu verführen, egal in
welcher Form oder in welcher Erscheinung.« Sie schimmerte wieder und verwandelte sich in
Lilith.
»Ihr seid auch sie?«
»Macht es einen Unterschied? Ich bin die Dämonin, die Euch dazu bringen soll, dem Satan zu Willen
zu sein. Unter uns Dämonen gibt es keine Individualität; die äußere Form ist mehr oder minder dem
Zufall unterworfen.«
»Als Satan damals Lilith wegschickte und Euch an ihrer Stelle präsentierte...«
»Habe ich nur rasch mein Erscheinungsbild verändert«, bestätigte sie.
»Der Teufel sagte mir doch, Lilith sei ein uralter Succubus, während er Euch als unberührte
Jungfrau vorstellte.«
»Auch das ist nichts als Illusion. Wenn Ihr auf Jungfräulichkeit besteht, zeige ich mich Euch
eben als Jungfrau.«
»Aber dann ist ja alles Lüge! Und ich dachte, Ihr würdet mir stets die Wahrheit sagen!«
»Ach, Wahrheit... für einen Dämonen hat sie keinerlei Bedeutung. Wenn es uns geboten erscheint,
setzen wir eben die Wahrheit ein. Doch ich habe in dieser Frage keineswegs gelogen, denn bei
einer Dämonin gibt es so etwas wie Jungfräulichkeit nicht; woher auch, sie besteht ja nicht
einmal aus Fleisch. Alles liegt in Eurer Wahrnehmung. Und auf Erden ist die Jungfräulichkeit nie
etwas anderes als die Grille von Männern gewesen.«
Der Prinz fragte sich, ob er nicht tatsächlich ein Wesen wie Lila verdient hatte. Sie war schön
und intelligent; was wollte er mehr.
»Dann will ich mich für die zweite Möglichkeit entscheiden und mir eine Frau suchen!« erklärte
er, als ihm auffiel, daß er im Begriff gestanden hatte, sich mit einer Dämonin einzulassen.
Er wandte sich ab und lief zur Burg zurück.
»Findet Ligeia«, rief sie ihm nach.
Er blieb stehen und sah sie wieder an. »Warum ratet Ihr mir zu Ligeia? Wäre es nicht Euer
Schaden, wenn ich mich tatsächlich für sie interessieren sollte?«
»Prinz, Ihr seid ein ehrlicher und guter Mann«, erklärte Lila. »Ich hingegen bin nichts weiter
als eine Ausgeburt der Hölle. Doch solange ich auf Euch angesetzt bin, forme ich mich
entsprechend Euren Wünschen und Gelüsten. Mittlerweile erscheine ich Euch als Lila so, wie die
Frau aussehen muß, die Ihr begehrt. Das schließt mit ein, daß ich Euch in jeder Hinsicht helfen
muß.«
»Aber ich will doch nichts von Euch!«
»Ich darf Euch korrigieren: Euch stört an mir nur, daß ich eine Dämonin bin. Nein, widersprecht
nicht, Ihr würdet doch nur lügen. Ich stehe Euch in jeglicher Hinsicht zur Verfügung, also auch
als Ratgeberin. Und eines Tages werdet Ihr mich akzeptieren, denn ich bin nach Euren Wünschen
geschaffen.«
Mym schüttelte den Kopf. »Ihr seid mir zu gefährlich.«
»Ja, ich bin eine Gefahr für Euch. Denn sobald Ihr mich erst angenommen habt, seid Ihr Satan
verfallen.«
»Und Ihr behauptet, Ihr hättet keine Gefühle?« wollte der Prinz wissen. »Ihr seid nur dazu da,
mich zu verführen, und darüber hinaus interessiere ich Euch nicht?«
»Ja.«
»Ich denke, Ihr lügt.«
Sie senkte den Kopf. Mym sah genauer hin und entdeckte eine Träne in ihrem Auge.
Er wollte etwas sagen, hielt sich aber zurück. Er hob eine Hand, um sie zu trösten, und riß sie
entsetzt zurück. Eine menschliche Regung, ein Gefühl zu zeigen, das war je gerade die
Lüge an ihr! Fast wäre er auf ihren letzten Trick hereingefallen.
Er drehte sich rasch um und lief in seinen Palast.
Bald war er nicht mehr von sorgfältig gepflegten und wunderschönen Pflanzen und Statuen umgeben.
In seinem Garten wucherten Büsche und Sträucher vor sich hin, waren die Statuen von Ranken und
Blattwerk verdeckt. Die Blumen in den Rabatten ließen die Köpfe hängen und waren schon
eingegangen. Selbst der Himmel zeigte sich nicht mehr sonnig, sondern Wolkenverhangen und
grau.
Mym gefiel es hier überhaupt nicht, und ihm fiel ein, daß er nicht weiter durch diese Ödnis
laufen mußte. Er brauchte nur sein Schwert zu rufen.
Oder sein Roß.
Werre erschien sogleich, galoppierte schon auf ihn zu. »Wie bin ich froh, dich wiederzusehen!«
rief der Prinz. Er schlang die Arme um den Hals des Tieres und stieg dann auf. »Wir suchen mir
eine Frau«, erklärte er dem Roß. »Bring mich zu Ligeia!«
Werre flog

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