Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3
hängen.
Der Prinz sah sich verwirrt um. Er hatte das doch nicht bewirkt, oder? Nein, ganz gewiß
nicht.
Es dämmerte ihm, daß dieser Vorfall der Grund sein mußte, warum er hierherbestellt worden
war.
Jemand mußte einen Weg gefunden haben, diese göttliche Gabe zu seinen Gunsten einzusetzen. Der
Prinz entdeckte am Himmel einen Helikopter, der langsam abdrehte. Er überflog das Schlachtfeld in
sicherer Höhe. Vermutlich hatte er die Bombe abgeworfen, mit der sich die Zeit einfrieren
ließ.
Mym verließ seinen Wirtskörper. Die Starre konnte ihm als Inkarnation nichts anhaben. Er berührte
sein Schwert und rief Chronos.
Die Inkarnation der Zeit schwebte bald darauf vom Himmel und landete neben dem Prinzen. »Habt Ihr
ein Problem, Mars?«
»Als in den Amtsbereich des Todes eingegriffen wurde, ohne daß Thanatos dazu seine Zustimmung
gegeben hatte, erschien er wütend am Ort des Geschehens und griff ein«, erklärte Mars. »Heute nun
setzt in dieser Schlacht jemand einen Aspekt der Zeit ein, was ich keinesfalls dulden kann. Habt
Ihr etwas damit zu tun? Wenn ja, so muß ich Euch bitten, mir Aufklärung darüber zu geben.«
»Ich habe mit dieser Sache nichts zu tun«, erklärte Chronos steif. »Ich dachte, es handele sich
um eine von Euch geschaffene Starre, denn in meiner Erinnerung deutet nichts auf ein Vergehen
hin.«
»Dann muß dies das erste Mal sein, daß es zu einem solchen Vorfall gekommen ist«, sang Mym.
»Meine Erinnerung reicht in die Zukunft zurück«, sagte die Zeit.
»Und da war nichts? Dann muß es sich wohl um einen Zufall handeln.«
»Kaum. Das Übergeordnete läßt sich nicht von Zufällen kopieren. Wahrscheinlicher ist, daß ein
Sterblicher darauf gestoßen ist, wie man die Zeit anhalten kann.«
»Ihr vermögt doch sicher, diesen Sterblichen aufzuspüren und seine Kenntnisse zu löschen, oder?«
fragte der Prinz.
»Das wird nicht einfach sein«, erwiderte Chronos. »Natürlich kann ich das Gedächtnis des
Betreffenden nach meinem Willen umformen, doch dazu muß ich ihn erst einmal kennen. Wo soll ich
ihn finden?«
»Könnt Ihr nicht den Weg der Zeitbombe bis zu ihrer Entstehung zurückverfolgen?«
»Das wäre die einzige Möglichkeit, doch bin ich weniger an der Bombe als an dem Sterblichen
interessiert, der sie entwickelt hat. Und vermutlich wird der von der Regierung versteckt
gehalten. Sicher vermutet der Sicherheitsdienst nicht gleich, daß sich Chronos selbst für den
Mann interessiert, aber man hat dennoch vermutlich falsche Fährten und andere Fallen
ausgelegt.«
Militärlaster rumpelten zum Schlachtfeld. Sie hielten am Rand der Sperre an.
Eigenartig gekleidete Soldaten sprangen heraus und marschierten in einer langen Reihe auf das
Dorf zu, ohne im mindesten behindert zu werden.
»Punkt-Aufheber!« entfuhr es Chronos. »Ein weiterer Verstoß!«
Nun erkannte Mym die Strategie der Regierungssoldaten. Nachdem man einen Rebellenstützpunkt
ausgemacht hatte, wurde darüber eine Zeitbombe abgeworfen.
Spezialtruppen rückten dann an, um die reglosen Feinde zu entwaffnen und gefangenzunehmen. Die
Soldaten erreichten die Schützengräben, nahmen alle Waffen an sich und fesselten die
Rebellen.
»Das ist unerhört«, schimpfte Mym. »Sobald die Starre wieder aufgehoben ist, haben die
Verteidiger nicht den Hauch einer Chance.«
»Das dürfte im Moment unsere geringste Sorge sein«, brummte Chronos. »Wir haben uns hier vor
allem um die frechen Eingriffe in unsere Vorrechte zu kümmern.«
»Ach was, Vorrechte!« gab der Prinz zurück. »Mag solch ein Vergehen auch auf den ersten Blick den
erfreulichen Aspekt haben, völlig unblutig zu verlaufen, so kann ich mich dennoch mit dieser Form
der Hinterlist nicht einverstanden erklären.«
»Fairneß fällt nicht in mein Ressort, vor allem nicht, wenn sie etwas mit menschlichen
Auseinandersetzungen zu tun hat«, erklärte Chronos. »Ganz anders sieht die Sache allerdings aus,
wenn Sterbliche sich erkühnen, in unser Handwerk zu pfuschen.«
»Ich würde denken, es stünde Euch besser zu Gesicht, den Hungernden dieser Region Lebensmittel
zukommen zu lassen«, sang der Prinz.
»Ohne Euch und Eure Gehilfen wäre es um die Verhungernden erheblich besser bestellt«, erinnerte
ihn Chronos. »Seht nur Euren Gehilfen Hungersnot dort drüben. Er kann es ja kaum erwarten, seine
Ernte einzufahren.«
»Ich gebe mir alle Mühe, seinen Wirkungskreis einzuschränken«, erwiderte Mym. »Doch die Menschen
hier leiden schrecklichen Hunger, weil
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