Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3
Betsy.
Orb räusperte sich und erzählte alles. »Nun muß ich alles noch meiner Mutter mitteilen«, schloß
sie.
»Sie weiß es bereits«, ertönte die Stimme einer Spinne.
»Oh, hast du meinen Lebensfaden inspiziert?« entfuhr es Orb, als sie Niobe vor sich
entdeckte.
»Ich habe nur einen flüchtigen Blick darauf geworfen«, antwortete die Inkarnation des Schicksals.
»Schließlich gibt es in meinem Amt Millionen von Fäden. Doch der deine ist mir besonders
teuer.«
»Nat ist kein Dämon«, sprudelte es aus Orb hervor.
Niobe schüttelte den Kopf, als sei sie mit den Gedanken ganz woanders gewesen. »Deswegen bin ich
eigentlich nicht hier. Ich wollte dir nur mitteilen, daß dein Faden einen unübersehbaren anderen
Kurs eingeschlagen hat.«
»Wenn wir stören, lassen wir euch beide gern allein«, bemerkte Lou-Mae.
»Nein, bleibt nur«, antwortete Niobe, »vielleicht geht es euch auch an. Orb, du bist ausersehen,
eines der mächtigsten Ämter anzutreten: Du sollst die Inkarnation der Natur werden.
Möglicherweise ist dir schon aufgefallen, wie sehr deine Kräfte gewachsen sind.«
»Ich... eine Inkarnation...?«
»Einige von uns sind eher durch Zufall an ihr Amt geraten, wie zum Beispiel der Tod. Er hat
unbewußt seinen Vorgänger getötet. Andere aber werden aufgrund ihrer Anlagen oder Fähigkeiten in
ein Amt berufen. Die jetzige Natur will sich zurückziehen, und du bist die einzige, die ihren
Platz einnehmen könnte. Deine Kräfte basieren auf deiner magischen Musik. Und damit vermagst du
bereits jetzt mehr, als es Gäa je möglich war. Sobald du einmal zur Inkarnation geworden bist,
werden diese Kräfte um ein Vielfaches anwachsen.«
»Aber es kommt nicht aus mir heraus, ich borge es nur vom Llano!« widersprach Orb.
»Das stimmt nur halb«, erläuterte Niobe. »Das Llano ist eines der mächtigsten Werkzeuge der
Magie, das unsere Erde kennt. Doch nur wenige verstehen es, dieses Lied zu nutzen. Du hast
bewiesen, daß du das Llano einsetzen kannst. Doch ist es eigentlich nur ein Meilenstein auf dem
Weg zur eigentlichen Magie der Natur. Wir sind zuversichtlich, daß es dir eines Tages gelingen
wird, diese wahre Magie zu erreichen. Daher bist du die geeignete Kandidatin für das Amt der
Natur.«
»Aber ich hätte nie...«
»Du kannst natürlich ablehnen, meine Tochter...«
»Aber ich liebe einen Sterblichen!«
»Daraus kann dir ja auch niemand einen Vorwurf machen. Als ich eine Inkarnation geworden war,
habe ich mich in einen Sterblichen verliebt. Um ihn zu heiraten, mußte ich mein Amt aufgeben. Ich
habe meine Entscheidung nicht eine Sekunde lang bereut. Doch bevor ich mich dazu entschloß, ließ
ich mich erst über alle Folgen informieren. Aus diesem Anlaß bin ich hier. Ich will dich über
alles informieren.«
»Das... das heißt, ich kann nicht beides haben... entweder das Amt oder die Hochzeit?«
»Nein, eine Inkarnation kann durchaus heiraten«, erklärte Schicksal. »Doch dabei gibt es ein paar
Einschränkungen. Eine Inkarnation altert nicht... und sie kann Kinder weder zeugen noch
gebären.«
»Keine Kinder«, wiederholte Orb tonlos.
»Und es gilt zu bedenken, daß der menschliche Partner an der Seite einer Inkarnation altert und
schließlich stirbt. Deshalb habe ich damals mein Amt aufgegeben. Ich hätte deinen Vater heiraten
und gleichzeitig Schicksal bleiben können - doch mit ihm Kinder zu haben, wäre mir versagt
geblieben...«
Orb hatte bereits einem Kind das Leben geschenkt. Wenn sie jetzt vor die Wahl gestellt wurde, für
immer auf weitere Kinder zu verzichten, empfand sie nichts als Angst. »Dann würde ich das Amt
lieber nicht antreten.«
»Das bleibt dir überlassen. Ich versuche nur, dir klarzumachen, auf was du verzichten müßtest. Du
kannst heiraten, du kannst eine Inkarnation werden, du kannst beides tun, und du kannst beides
lassen. Die Wahl liegt ganz bei dir. Ich möchte nur, daß du bedenkst, welche Konsequenzen jede
dieser vier Entscheidungen hervorruft. Am besten berätst du dich mit deinen Freunden darüber. Laß
dir soviel Zeit, wie du brauchst, damit du deinen Entschluß niemals bereuen mußt.«
»Aber was sollen wir dir denn raten?« protestierte Lou-Mae.
»Willst du deinen Freund heiraten, solange er noch rauschgiftabhängig ist?« entgegnete
Niobe.
»Nein«, sagte Lou-Mae mit bebenden Lippen.
»Als Natur könnte Orb deinen Freund heilen.« Sie wandte sich an Jezebel: »Als Natur könnte sie
dich vom Succubus-Fluch befreien.«
»Ich würde meine
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