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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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vorausgeahnt hat«, beendete die Mutter den Satz. »Er mag dich
sehr, Orb, hat dich fast so lieb wie seine Tochter Luna. Er kann nur seine Gefühle schwer zeigen.
Als Kind hat er nie Liebe erfahren und war oft von seiner Mutter getrennt. Ich schätze, er hat es
daher nie gelernt, Liebe und Wärme zu geben. Dieser Teppich ist sein Ausdruck von Liebe, und du
solltest ihm dankbar sein.«
Orb sagte nichts dazu. Niobe war auch die Mutter des Zauberers. Wenn sie ihn in seiner Kindheit
vernachlässigt hatte, mußte sie dafür gewichtige Gründe gehabt haben. »Ich will mit dem Teppich
nach Amerika fliegen und ihn und Luna besuchen!« rief Orb.
»Nein, das wirst du nicht, junge Dame!« wandte Niobe sofort ein. »Dieser Teppich ist für
Interkontinental-Reisen nicht geeignet. Wenn du damit über dem Ozean in einen Sturm gerätst, ist
es um dich geschehen. Mit diesem Teppich kannst du nur kürzere Entfernungen über Land bewältigen.
Wenn du also nach Amerika willst, mußt du dich schon eines Flugzeugs bedienen. Aber falls du
einen Rat von mir hören willst: Warum denn jetzt schon die beiden besuchen. Sieh dich doch erst
einmal ein wenig um.«
Orb nickte. Sie hatte der Mutter nie etwas von ihrer Sehnsucht nach dem Llano erzählt. Jetzt
mußte sie feststellen, daß Niobe offenbar schon seit einiger Zeit Bescheid wußte. Orb küßte ihre
Mutter und wollte das Haus verlassen.
Doch Niobe hatte noch ein Abschiedsgeschenk. Sie reichte der Tochter einen besonderen Umhang: Er
kleidete Orb zu jeder Gelegenheit nach der Art, die sie sich wünschte. Somit konnte sie bei ihrer
Reise auf Koffer und sonstiges Gepäck verzichten. »Kehr zurück, mein Schatz, wenn du genug
gesehen hast. Ich warte hier auf dich.« Hatte es etwas zu bedeuten, daß sie nicht von Pacian
gesprochen hatte?
Orb umarmte sie innig, dann packte sie ein paar Vorräte, ihre Harfe und eine gute Karte von
Irland zusammen. Sie verstaute alles auf dem Teppich und ließ sich auf ihm nieder. Dieser
fliegende Teppich war ein besonders teueres Stück; man brauchte ihm nichts mehr zuzurufen, er
reagierte auf Gedankenbefehl.
Sie warf ihrer Mutter noch eine Kußhand zu, und schon war sie auf und davon. Sie flog über
Baumwipfel. Der Wind blies ihr ins Gesicht, aber der Umhang hielt sie warm.
Zuerst machte sie sich auf den Weg zu den Ratappa-Zapatta-Zigeunern, denen sie als kleines
Mädchen einmal begegnet war. Dieser Stamm hatte ihr zuerst vom Llano erzählt. Viel war das nicht
gewesen, doch möglicherweise hatten die Zigeuner mittlerweile etwas Neues erfahren.
Zuerst suchte Orb die alte Wassereiche der Hamadryade im Sumpf auf. Als Kinder hatten Luna und
sie die Nymphe oft besucht, doch im Lauf der Jahre hatten sie andere Interessen entwickelt und
den Weg hierher nicht mehr sehr oft gefunden. Die Dryade erkannte sie jedoch sofort wieder. Sie
stieg sogar von ihrem Baum, als Orb vom Teppich kletterte.
»Warum kommst du zu mir, ich bin doch jetzt erwachsen?« wunderte sich die junge Frau.
»Aber du bist immer noch voller Unschuld«, antwortete die Baumnymphe. »Davon abgesehen kenne ich
dich, und deine Musik ist unvergleichlich.«
Orb beschloß, die Bemerkung über ihre Unerfahrenheit einstweilen zu schlucken. »Ich trete eine
große Reise an«, erklärte sie der alten Freundin. »Ich suche das Lied, das Llano, und zuerst will
ich die Zigeuner befragen.«
Die Hamadryde runzelte die Stirn, denn sie hatte dem Stamm nicht verziehen, daß er damals ihren
Baum fällen wollte. Naturwesen konnten solche Drohungen nicht leicht vergeben. Doch als sie
erkannte, wie sehr sich Orb nach dem Lied sehnte, entschloß sie sich zur Nachsicht. »Wir, das
heißt meine Schwestern und ich, haben den Stamm seit jenem Tag nicht mehr aus den Augen gelassen.
Er lagert zur Zeit im Süden, am Stadtrand von Cork.«
Orb dankte der Nymphe herzlich und brach wieder auf. Der Weg nach Cork war lang. Als es Nacht
wurde, legte sie sich auf dem Teppich schlafen, während er weiterflog. Der Umhang hielt sie warm,
und Orb war zufrieden, denn so konnte ihr des Nachts nichts zustoßen; zumindest solange kein
heftiges Unwetter wütete.
Als sie am Morgen aufwachte, fand sie sich über einem der verzauberten Wälder von Cork
wieder.
Hier standen die Bäume, die mit der Hilfe von Magie jene besondere Rinde erzeugten, die diese
Gegend hier reich gemacht hatte. Sie flog über dem Wald, bis sie unter sich eine Lichtung mit
einer Quelle entdeckte, wo sie sich waschen konnte.
Wieder in der Luft,

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