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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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sollte
jeder bei einer Feier fröhlich sein, doch statt dessen flossen viele Tränen. Niemand wußte von
ihrer Schwangerschaft (die Schlangentänzerin hatte das Geheimnis für sich behalten, und auch die
Nixe, der nichts entging, hatte geschwiegen). Wäre das Baby in ihrem Bauch nicht gewesen, hätte
Orb sich spätestens in diesem Moment entschieden, noch länger beim Zirkus zu bleiben.
Doch so nahm sie das nächste Flugzeug nach Europa und flog dann in die Pyrenäen weiter. Hier
holte sie den Teppich aus ihrem Gepäck und machte sich auf die Suche nach Tinka.
Zu ihrem Glück waren die Zigeuner im Baskenland ein wenig bodenständiger als andere Stämme dieses
Volkes. Tinka war mit ihrer Sippe nur ein Dorf weiter gezogen, wo sie als Sängerin auftrat.
In diesen Tagen hatte sie nicht allzu viel zu tun, denn die Hauptsaison war längst zu Ende
gegangen und die Touristen in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Ihre im Prinzip glückliche Ehe
stand dennoch unter einer gewissen Spannung: Tinka war noch nicht schwanger geworden.
Orb fand ihr Haus und trat ein. Tinka hütete allein das Haus, denn ihr Mann befand sich auf einer
Reise, nach deren Zweck man sich am besten nicht laut erkundigte. In dieser Gegend war der
Schmuggel sehr verbreitet. »Tinka«, grüßte Orb auf Calo, »erinnerst du dich noch an mich?«
»Orb!« rief das Mädchen sofort begeistert und umarmte die alte Freundin.
Nachdem Orb dann vorgetragen hatte, warum sie hierher gekommen war, erklärte Tinka, daß sie sich
ein wenig einsam fühlte und gern etwas dazuverdienen wollte. Ihr Gemahl hätte sicher nichts
dagegen, ganz gewiß nicht.
Tinka wies Orb dann darauf hin, wo man eine günstige Wohnung mieten und wo man am besten
einkaufen könnte.
Im Nu vergingen dann zwei Wochen. Orb hatte nicht nur eine liebe Freundin, sondern in Tinka auch
eine fleißige Hilfe, die ihr alle Arbeiten abnahm. Nun brauchte Orb nur noch auf das Baby zu
warten.
Aber das ließ sich Zeit. Orb verbesserte ihre Calo - Kenntnisse, sang zusammen mit Tinka Lieder
oder ging viel spazieren. Einmal saßen die beiden jungen Frauen beieinander, und auf Tinkas Frage
hin mußte Orb zugeben, daß sie bei ihrer Suche nach dem Llano nicht viel weiter gekommen
war.
Dafür habe sie aber einen wunderbaren Mann kennengelernt, von dem sie ein Kind unter dem Herzen
trage. »Ich hätte mich auch für das Baby entschieden«, lächelte Tinka.
Als sie später wieder allein war, dachte Orb über die Zukunft ihres Kindes nach. Sie wußte, daß
sie es nicht auf Dauer behalten konnte, aber wieviel Zeit würde ihr mit dem Säugling verbleiben?
Und wohin sollte sie das Kind geben?
Sie fragte den Ring: »Soll ich das Kind bei Tinka lassen?«
Der Ring drückte zweimal.
»Warum nicht?«
Dreimaliges Drücken.
»Wird sie sich als schlechte Mutter erweisen?«
Zweimaliges Drücken.
»Also würde aus ihr eine gute Mutter?«
Einmaliges Drücken.
»Aber nicht die richtige Mutter für mein Kind?«
Einmaliges Drücken.
»Wer ist denn dann die Richtige?«
Diesmal drückte der Ring dreimal.
Als sie sich das nächste Mal sahen, erklärte Orb Tinka ihre Schwierigkeiten. »Mein Zauberring hat
mir gesagt, du wärst zwar eine gute Mutter, aber ich soll mein Kind nicht bei dir lassen. Nun
weiß ich nicht, an wen ich mich wenden soll.«
Tinka machte eine enttäuschte Miene, akzeptierte aber den Rat des Zauberrings. »Ich hätte mich
sehr über ein Kind im Haus gefreut. Doch mir verbleibt ja noch einige Zeit, selbst ein Baby zu
bekommen.«
»Das kann man wohl sagen«, meinte Orb, »immerhin bist du drei Jahre jünger als ich.«
Sie machten wieder Musik. Es war für beide ein großes Vergnügen, zusammen zu singen. Tinka
bemühte sich immer wieder, Orb dazu zu bewegen, den Tanana zu erlernen. Orb zierte sich
lange. Sie käme sich verrucht und billig vor, erklärte sie immer wieder.
Selbst wenn kein Mann in der Nähe war, hatte sie ein ungutes Gefühl dabei.
»Ich kann mir nicht vorstellen, mich jemals vor einem Mann so aufzuführen«, sagte sie immer
wieder streng. »Außerdem kann ich mir keinen Mann vorstellen, für den ich mich so entblößen
wollte. Einfach obszön.«
»Nein, nicht obszön, sondern sinnlich«, widersprach Tinka. »Und stell dir nur vor, wenn du dazu
auch noch auf deine magische Weise singen würdest...«
Orb kicherte und errötete bis unter die Haarspitzen. »So liederlich werde ich wohl nie
sein!«
»Ein kleines bißchen Verworfenheit ist dir aber nicht fremd, nicht wahr? Wie käme

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