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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ihre Harfe zu holen. »Ich
will für dich singen«, erklärte sie Tinka dann. »Ich kann dir zwar nichts versprechen, aber es
besteht immerhin eine Chance. Eine kleine vielleicht, aber immerhin...«
»Die Chance, daß ich ein eigenes Kind haben könnte!« keuchte die Zigeunerin.
»Wir können es zumindest versuchen.«
Sie spielte und sang und suchte dabei nach einem Teil des Llanos. Ihr starker Wunsch, der
Freundin zu helfen, kam ihr bei der Suche zustatten. Endlich spürte sie einen Aspekt der
gesuchten Melodie auf.
Sie konzentrierte sich darauf, bekam ihn in den Griff und spielte ihn. Die Magie und die Musik
strömten in Tinkas Leib.
»Ich fühle schon etwas!« rief die Zigeunerin.
Orb gab sich doppelte Mühe. »Natürlich«, warnte sie die Freundin, »muß dein Mann auch noch seinen
Teil dazu beitragen.«
»Das wird ihm keine Mühe bereiten!« freute sich Tinka. »Und wenn er nicht spurt, tanze ich ihm
dann Tanana vor!«
Orb lächelte bei der Vorstellung, daß Tinka sich ihrem Mann wie ein Succubus nähern würde, um ihn
an seine ehelichen Pflichten zu erinnern.
Später umarmten sie sich zum Abschied. »Ich denke, ich komme dich jetzt häufiger besuchen«,
versprach Orb. »Ich habe nämlich eine neue Reisemöglichkeit gefunden.«
Am meisten beschäftigte Orb jedoch die Fähigkeit, mit Hilfe des Llanos einen Sturm hervorzurufen.
Es war ihr gelungen, über der Farm von Betsys Eltern ein Gewitter zu erzeugen. Sie kehrte
regelmäßig zu diesem Ort zurück und erschuf dort neue Unwetter. Teils, um sich in dieser
Fähigkeit zu üben, und teils, um das Ackerland mit Regen zu versorgen. Dabei entdeckte sie, daß
ihr Lied, auch wenn es nur ein kleiner Teil des Llanos war, immer mehr an Kraft gewann. Sie
konnte zwar die Macht der Elemente wecken, aber konnte sie sie auch kontrollieren; war es nicht
vielmehr so, als ritte sie auf einem gefährlichen Drachen?
Sie lernte fleißig und zielstrebig. Stück für Stück vergrößerte sie ihre Macht über das Wetter.
Und eines Tages war sie in der Lage, die Schwere eines Regenfalls zu bestimmen, vom leichten
Nieseln bis zu einem ausgewachsenen Sturm. Doch mit ihren Variationsmöglichkeiten erhöhte sich
auch die Schwere der Fehler. Einmal war sie nur kurz unaufmerksam, und schon bildete sich ein
Tornado, der einen Schuppen dem Erdboden gleichmachte. Orb konnte noch von Glück sagen, daß
niemand bei diesem Wetter zu Schaden gekommen war.
Auch auf anderen Gebieten machte sie Fortschritte. Wenn sie mittels Ausdehnung und Schrumpfung
reiste, wurde davon niemand außer sie selbst betroffen. Wenn sie sich auf eine Person
konzentrierte, kam es zu keinen Verwechslungen oder Streuverlusten mehr. Auch wuchs ihre Gabe,
die Bandmitglieder zeitweise von ihrer Sucht zu befreien. Und Jezebel konnte sich jetzt schon in
einer gewissen Entfernung von Orb aufhalten, ohne dem Succubus-Drang zu verfallen. Dann hörte
Orb, daß Tinka tatsächlich schwanger geworden war. Sie konnte mit ihren Erfolgen also durchaus
zufrieden sein.
Nach ein paar Monaten hatte die Band wieder einmal einen Auftritt in der Region namens
Llano.
Orb glaubte, hier zum ersten Mal dem Zauberlied begegnet zu sein. Danach waren ihr Dinge möglich
gewesen, die sie vorher nie für möglich gehalten hätte. Früher war sie immer davon ausgegangen,
beim Llano handele es sich um ein einzelnes Lied, das man sich nur anzuhören brauchte, um es zu
kennen. Heute war sie gescheiter und wußte, daß das Erlernen des magischen Lieds unendlich viel
Mühe und Arbeit mit sich brachte. Selbst wenn sie jetzt das ganze Lied mit allen seinen Teilen
gehört hätte, wäre sie nur fähig gewesen, ein kleines Stück davon zu erfassen.
Jonas landete auf der Ebene, und Orb trat hinaus, wie sie es auch ein Jahr zuvor getan hatte. Sie
wollte allein gelassen werden und spazierte eine Weile über das Land. Sie sehnte sich nach dem
zauberkräftigen Lied wie nach dem wunderbarsten Geliebten. Das magische Lied verhieß ihr so
vieles, daß sie auch für Männer kein Interesse mehr hatte. Nach Mym war sie mit keinem Mann mehr
zusammengewesen, was sie auch keinesfalls bereute.
Beim Spazierengehen versetzte sie sich in eine Art Trance, in der sie die Umgebung nicht mehr
wahrnahm, dafür aber ihren Geist für alle Anzeichen des Llanos öffnete. Auf diese Weise hatte sie
vor einem Jahr Kontakt zu dem Lied gefunden.
Plötzlich tauchte eine Spinne vor ihr auf, die an einem unsichtbaren Faden direkt aus dem Himmel
zu kommen schien.

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