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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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Männer.
    Paul kam zuletzt.
    »Wo bleibst du denn?«, empfing ihn Martin unfreundlich. »Hast du verpennt?«
    »Nein, Chef. Ich habe gearbeitet. Ich habe mich schon in aller Herrgottsfrühe über diese Medikamente informiert.«
    »Na, dann! Lass hören!«
    »Es gibt tatsächlich Medikamente, die dieses Colchicin beinhalten. Sie sind alle verschreibungspflichtig. Wie Dieter schon gesagt hat, nimmt man sie zur Behandlung von Gicht. Allerdings werden sie nicht gerne eingesetzt, weil sie so giftig sind, wenn man sie falsch dosiert. Das Zeug gibt’s als Tablette oder Lösung. Ich hab mal ausgerechnet, wie viel man davon in die Pralinen hätte füllen müssen, um Stadler umzubringen. Fünfzig Tropfen entsprechen einem Milligramm Colchicin. Das bedeutet, dass tausendsiebenhundertfünfzig Tropfen in den Pralinen sein müssten. Total unrealistisch. Das ist viel zu viel Flüssigkeit. Bei den Tabletten ist das ähnlich. Man hätte über siebzig Tabletten gebraucht. Steck die mal in die Pralinen.«
    »Und wie kommt das Zeug dann da rein?«
    »Es gibt ein Verfahren, aus den Samen der Pflanze Pulver herzustellen. Das kann man im Internet prima nachlesen.«
    »Kann man das auch prima nachmachen?«, fragte Michael skeptisch. »Ich meine, ist das für jeden ohne Kenntnisse problemlos umzusetzen?«
    »Ich hab einen Chemiker gefragt. Und der meint, man muss schon gewisse Grundkenntnisse haben, um die aufwendige Prozedur durchführen zu können. Aber man muss kein Profi sein. Und was man an Apparaturen dazu braucht, ist leicht zu beschaffen. Allerdings wäre es viel einfacher, das Zeug fertig zu kaufen. Da gibt’s jede Menge Firmen, die vertreiben alle möglichen chemischen Substanzen online. Bei einigen kann jeder kaufen. Und da bekommt man hundert Milligramm Colchicin für ungefähr zwölf Euro im Durchschnitt.«
    »Oh, Gott«, stöhnte Michael. »Wir können doch jetzt nicht bei allen Firmen nachfragen, welcher Kunde Colchicin gekauft hat.«
    »Theoretisch schon, aber ich hab da was ganz anderes im Kopf.«
    »Ich wusste gleich, als ich dich heute Morgen gesehen habe, dass mit dir was nicht stimmt«, sagte Dieter. »Du siehst so gehetzt aus.«
    »Liegt vielleicht am Schlafmangel.«
    »Oder am Jagdfieber?« Dieter musterte Martin aus zusammengekniffenen Augen. »Also, was ist es?«
    »Folgende Vermutung: Wenn wir uns die Opfer ansehen: Was haben alle gemeinsam? Sie haben alle mit diesem Nierenhandel zu tun. Zumindest Schulte und Stadler. Inwieweit die Wellner involviert war, können wir bisher nur vermuten. Aber auch ihre Beteiligung in irgendeiner Form liegt nahe. Angefangen hat alles mit Bielmanns Tod, der wahrscheinlich ein Unfall war. Was liegt da näher, als dass jemand alle, die zu seinem Tod beigetragen haben und an diesem Nierenhandel beteiligt waren, ausschalten will?«
    »Rache also«, brachte Michael es auf den Punkt.
    »Und wer kommt da infrage?« Martin blickte fragend in die Runde.
    »Nur eine Person, würde ich sagen«, kam die Antwort von Dieter. »Katrin Buhr.«
    »Die Einzige, der man Rachegefühle unterstellen kann.«
    »Aber sie hat für den Mord an der Wellner ein Alibi«, wandte Paul ein.
    »Was nochmal genauestens zu überprüfen wäre.« Martin kramte in der Akte und suchte die Verhörprotokolle von ihr heraus. »Dieter, schau dir das bitte nochmal an.« Er reichte ihm die Papiere und fuhr fort: »Für die Buhr spricht auch, dass alle vergiftet wurden, was, wenn man der Statistik glauben kann, eher eine Frau als Täter vermuten lässt.«
    »Ich dachte, du hältst nichts von Statistik«, lächelte Dieter.
    »Nur, wenn sie meine Theorie untermauert. Außerdem scheint mir die Buhr aufgrund ihrer beruflichen Kenntnisse zusätzlich verdächtig zu sein.«
    »Mein Gott, ja!«, rief Dieter. »Die ist doch Floristin. Wenn die nicht über die Giftpflanzen Bescheid weiß, wer dann?«
    »Ich glaube, ich hab mich beim letzten Gespräch von ihr ein bisschen blenden lassen.« Martin machte einen zerknirschten Eindruck. »Sie war plötzlich so zugänglich und nach der Geschichte aus ihrer Kindheit hatte ich mehr Verständnis entwickelt als ich sollte. Total unprofessionell.«
    »Du merkst doch sonst immer, wenn was faul ist oder wenn einer lügt.« Paul hielt viel von Martins Fähigkeit, Körpersprache zu deuten, und fragte sich, warum er Katrin Buhr nichts angemerkt hatte.
    »Ja, vielleicht sollte ich mir darüber Sorgen machen.«
    »Ach, was«, sagte Dieter. »Es gibt Menschen, die können so gut schauspielern, dass man

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