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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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denken, die Malachi auf der Straße angegriffen hatte. Er, als Mazikin, gehörte zu ihnen.
    »Äh, du siehst aus wie jeder andere hier.«
    »Weil wir wie jeder andere hier
sind
. Aber wir werden fliehen.«
    »Malachi sagt, ihr hättet fünf Wächter ermordet.«
    Sil nickte. »Die Wächter verstehen uns einfach nicht. Wir kommen von einem schrecklichen Ort und enden an einem schrecklichen Ort. Das ist die Hölle, Kleines. Alles, was wir wollen, ist frei sein. Aber der Captain und die Wächter finden, dass Mazikin dieses Glück nicht verdient haben.« Er schniefte und legte das Gesichtin Falten, als würde er seine Tränen unterdrücken. »Sie tun uns schreckliche Dinge an. Sie töten uns endgültig. Ein für alle mal.« Er hob den Kopf. Seine dunklen Augen sahen mich über den Rand des Maulkorbs hinweg an. »Wir versuchen uns zu wehren. Manchmal gewinnen wir. Aber sie sind gnadenlos.«
    Also waren die Mazikin eine Art Widerstandsbewegung. Das ergab Sinn, wenn ich an Malachis Kampf mit Ibram und den anderen dachte. Ich musterte Sil von oben bis unten. Er wirkte völlig harmlos. Und die Wächter mit ihren Rüstungen und Waffen … Das war unfair. Nun warf ich einen Blick auf Lutfi, der mit dem Kopf auf dem Tisch lag, sein Krummschwert neben sich. Ich zitterte. Sil hatte es wohl bemerkt. »Mädchen. Lela. Ich muss hier raus. Wenn du mir hilfst, nehme ich dich mit.«
    Flucht. Das klang gut. Ich würde in die Stadt verschwinden. Jetzt wusste ich, wie ich den Wächtern aus dem Weg gehen konnte. Ich würde viel vorsichtiger sein. Und wenn ich Nadia erst gefunden hatte, würde ich Malachi Lügen strafen.
    »Du kannst auf mich zählen, aber es muss sofort sein. Er will mich bald abholen.«
    »Glaubst du, du könntest meine Handschuhe abmachen?«
    »Na klar«, antwortete ich mit klopfendem Herz. Ich beobachtete Lutfi genau, aber er lag laut schnarchend im Tiefschlaf. Meine Hand war schmal genug, um durch die Öffnung zu passen, und Sil hielt seine Hände davor. Er flüsterte Anweisungen, während ich die Schnallen löste. Nach einigen Minuten war Sils Hand frei und er streifte auch den anderen Fäustling ab. Mit freien Händen schnallte er sich den Maulkorb ab und riss ihn hektisch von seinem Gesicht.
    Er warf den Kopf zurück und atmete tief und befreit ein. »Danke.«
    Dann nahm er den Maulkorb in einem unglaublichen Tempo auseinander und hatte bald verschiedene Metallstücke vor sich liegen. »Ich glaube, ich war früher Ingenieur«, kommentierte er bei der Arbeit, was mir eine seltsame Aussage schien. Vergaßen die Leute ihr Leben, wenn sie lange genug hier waren? Sein fiebriger Blick fiel wieder auf mich. »Kannst du den Wächter aus dem Zimmer lotsen?«
    »Meinst du das im Ernst?«
    Sil nickte entschieden. »Ja. Du trägst keinen Maulkorb. Du wirst als Gefangene besser behandelt als ich. Und du wirkst anziehend auf sie. Sie haben vorhin darüber gesprochen.«
Wuäh, ekelhaft.
»Und du bist kleiner als ich. Du stellst für ihn keine Bedrohung dar. Sag ihm, du musst zur Toilette. Die Wächter haben eine im Korridor.«
    Das klang schon wie ein saumäßig schlechter Plan, aber die Verzweiflung machte mir Mut. »Was hast du vor?«
    Lächelnd begutachtete er die Teile des zerlegten Maulkorbs. »Du wirst schon sehen. Keine Sorge. Niemand wird verletzt und wir sind schnell hier weg. Einen Augenblick.«
    Ich sah zu, wie er Maulkorb und Handschuhe wieder anlegte. Offensichtlich wollte er, dass Lutfi dachte, er wäre noch gefesselt. Sil legte sich auf die Pritsche. »Jetzt.«
    Ich räusperte mich.
Dann mal los.
»Ähm, Lutfi?«
    Lutfi kam mit einem Grunzen wieder zu Bewusstsein. »Hä?«
    »Tut mir sehr leid, dass ich dich aufwecke«, sagte ich in meiner hilflosesten Stimme. »Es ist nur … ähm, es gibt keine Toilette in der Zelle … und ich muss mal.«
    »Oh.« Die Schamesröte auf seinen dicken Backen ließ ihn sofort weniger bedrohlich aussehen. »Natürlich. Versprichst du, keine Dummheit zu machen? Brich mir nicht die Nase oder so, Kleine.« Er lachte in sich hinein, als ob die Vorstellung albern wäre.
    Er nahm den Schlüsselbund vom Brett an der Wand und schloss die Zelle auf. Dann zog er die Tür auf, die Schlüssel befestigte er an seinem Gürtel. Ich ging vor ihm her, seine Pranke ruhte auf meiner Schulter. Er war viel netter als Amid.
    Durch die mittlere Tür, rechts entlang, dann links, einen Gang aus Naturstein hinunter, die dritte Tür auf der linken Seite. Das Gebäude war genauso ein verdammtes Labyrinth wie

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