Ins Eis: Roman (German Edition)
haben die beiden nicht allzu viel zu sagen; Fredrik ist der Chef, und die Anteile sind zu weit gestreut. Die Familie Warthenberg genießt nicht mehr den Einfluss, den sie einst unter Elisabeths Vater und Großvater hatte, als sie noch über fünfzig Prozent hielt. Du kannst dir selbst überlegen, ob ihr die Anteile, die bei Fredriks Tod an Jonas fallen werden, behalten oder ob ihr sie an Elisabeth verkaufen würdet, wenn sie euch ein anständiges Angebot macht.«
Kirsten gab zu, dass sie wahrscheinlich verkaufen und das Geld für Jonas anderweitig anlegen würde. Die Bank interessierte sie nicht, und die Zeit, bis Jonas alt genug wäre, um selbst über sein Erbe entscheiden zu können, war lang.
»Eben. Ein drittes Kind, noch dazu eine Fremde wie Ingrid Solberg, würde alles noch verkomplizieren. Abgesehen davon, dass sich der Erbanteil der Kinder dritteln würde. Deshalb geht es auch dich und Jonas etwas an: Teilt sich die Erbmasse der Kinder bei Fredriks Tod durch zwei oder durch drei?«
Kirsten ließ sich auf einen Stuhl fallen. Der Kellner hatte ihnen eine angebrochene Flasche Champagner stehen lassen, mit ihr füllte sie nun ihr Glas nach. Monika blieb an ihrem Platz am Fenster stehen und beobachtete, wie Kirsten den Champagner im Glas kreisen ließ.
»Darüber habe ich überhaupt noch nicht nachgedacht«, bekannte Kirsten.
»Solltest du vielleicht. Elisabeth tut es schließlich auch. Und deine Schonzeit als junge Witwe ist, fürchte ich, vorbei.«
»Soll heißen, ab jetzt darf wieder auf mich geschossen werden? Übertreibst du da nicht ein wenig?«
»Du bist nicht so nahe an ihnen dran wie ich, Kirsten. Die räumliche Entfernung hat dich bislang beschützt, plus die Tatsache, dass ihr nichts mit der Bank zu tun hattet.«
Kirsten schnaubte. Monika berührte sie am Arm. »Wie geht es dir eigentlich?«
»Wie sehe ich denn aus?«
»Schwer zu beschreiben. Aktiv?«
»Aktiv? Was heißt das? Ist das ein neuer Euphemismus für angespannt?«
»Nein, das meine ich nicht. Fühlst du dich angespannt? Ich dachte, auf andere Gedanken zu kommen, wieder etwas zu erleben, das wäre der Grund für diesen Urlaub, aber du klingst so, als würde dich etwas beschäftigen. Was ist es? Kristoffer? Die Familie? Fredrik? Jonas’ Magen?«
Kirsten betrachtete die Luftperlen, die vom Boden ihres Glases nach oben strebten. Ein gutes Symbol für die Erkenntnisse der letzten Tage fand sie, Dinge, die an die Oberfläche stiegen. Doch das konnte sie Monika nicht erzählen.
»Nichts«, sagte sie und leerte das Glas. Einen Moment lang prickelten die Bläschen in ihrem Mund und Hals. »Dies ist nur die erste Familienfeier ohne Kristoffer. Wie du schon sagst, früher stiegen wir selten, und wenn, dann zu zweit in diesen Ring. Ist dir aufgefallen, dass Elisabeth mich heute Abend am äußersten Rand der Tafel platziert hatte?«
»Ja, allerdings warst du am Anfang nicht da, als die Plätze eingenommen wurden.«
»Elisabeth hätte den Platz freigehalten, wenn sie mich woanders hätte sehen wollen.«
»Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass Elisabeth persönlich etwas gegen dich hat, ich hoffe, das hast du jetzt nicht falsch verstanden.« Monika schien ein wenig beunruhigt darüber, zu weit gegangen zu sein mit ihrer Warnung und ihrer Kritik an Fredriks Frau. Sie war die Letzte, die Unfrieden in der Familie stiften wollte.
Kirsten winkte ab. »Das habe ich schon verstanden, mach dir keine Gedanken. Ich denke bloß, es stimmt: Elisabeth schickt sich an, die Karten neu zu mischen. Und ja, auch darin hast du recht: Es ist bestimmt nichts Persönliches.«
Fredriks Geburtstag brachte Schneefall und stürmischen Wind. Der Schnee peitschte in Schleiern die Straßen entlang; Menschen liefen mit gesenkten Köpfen durch das tosende Weiß. Vom warmen Hotelinneren betrachtet bot das Wetter ein Schauspiel, bei dem sich die Faszination im Komfort des Betrachters begründete. Kirsten schlang die Finger um ihre Kaffeetasse und genoss die durch das Porzellan dringende wohlduftende Wärme. Sie war die Erste am Frühstückstisch gewesen; außer ihr zählte an diesem Morgen einzig Peter zu den Frühaufstehern. Jonas, dem es wieder besser ging, hatte sich nach einer halben Schüssel Cornflakes getrollt, um seine Tante Monika aus dem Schlaf zu reißen.
»Ist da etwas dran an Fredriks Anschuldigung?«, nutzte Kirsten die Gelegenheit, Peter über die familiären Zwistigkeiten auszufragen. »Hat Tobias tatsächlich Drogenprobleme?«
Peter saß mit
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