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Ins Eis: Roman (German Edition)

Ins Eis: Roman (German Edition)

Titel: Ins Eis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Nieberg
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verspüren, sobald sie in die Mine einfuhren, solle er oder sie es gleich mitteilen. Es würde sehr eng, dunkel, kalt und auch etwas stickig und staubig werden. Sie würden kilometerweit in den Berg einfahren, oft schon seien Touristen nahe am Zusammenbruch gewesen, weil sie so tief im Berg das Gefühl bekamen, im Gestein gefangen zu sein und zermalmt zu werden.
    Kopfschüttelnd drehte sich Kirsten zu Peter. »Hat der Mann gerade tatsächlich ›gefangen‹ und ›zermalmt‹ gesagt?«
    »Wahrscheinlich hat ihm Fredrik den Text für seine Ansprache diktiert. Erquicklich, nicht wahr?«
    Erland wurde eine Führung durch die Gebäude angeboten, der Rest der Gruppe wurde zu einem Lastwagen geleitet, der sie ins Innere des Berges brachte. Es dauerte nicht lange, bis das Licht des Tunneleingangs hinter ihnen verschwand. Rohre und Leitungen liefen entlang der Decke, rechts und links davon verlor sich das Licht in ultimativer Nacht.
    Das Kohleflöz in Grube 7 sei recht dünn, erfuhren sie während der Fahrt, lediglich etwa eineinhalb Meter im Schnitt. Bis zu einem Dutzend Mann konnten gleichzeitig in der Grube arbeiten: Sie schnitten die Kohle – heutzutage mit Maschinen, nicht mehr manuell wie früher – und brachten sie mit Lastwagen zu den Transportbändern. Andere sicherten indes den Tunnel mithilfe von Bolzen und Stützelementen, die das Herabkommen der Decke auf die Arbeiter verhindern sollten. Ein großer Anteil der Kohle wurde nach Deutschland exportiert, ein Drittel lieferte Energie vor Ort. Vor einigen Jahren hatte die Grube kurze Berühmtheit erlangt, als fossile Fußspuren eines 60 Millionen Jahre alten Ur-Säugetiers, eines Pantodonden, gefunden wurden – sechs Kilometer tief im Berg, die Gesteinsdecke darüber vierhundert Meter dick.
    Nachdem Kirsten diesen Teil der Erläuterungen für Monika und Jonas ins Deutsche übersetzt hatte, wollte Jonas wissen, ob es in dem Berg noch immer Dinosaurier gäbe. Tobias streckte daraufhin einen zitternden Zeigefinger aus und zitierte:
    Ich spüre Kälte, tödliche Kälte.
    Jener Ort dort, Tobias imitierte die knorrige Sprechweise des alten Jedi-Meisters Yoda aus »Star Wars« täuschend echt, von der Dunklen Seite der Macht ist er erfüllt, dem Reich des Bösen gehört er an. Dorthin musst du.
    Was werde ich dort finden?
    Nur was du mit dir nimmst.
    Jonas starrte Tobias verständnislos an. Monika, deren Gesicht hinter einem dicken roten Schal verschwand, applaudierte, die Männer lachten. Elisabeth musste sich erkundigen, was da zitiert worden sei. Nur Kirsten sah nach vorne, wo der Schlund der Erde kein Ende finden wollte, und spürte, wie sich die Härchen in ihrem Nacken aufrichteten.
    Während der Fahrt rückte die Decke beängstigend nahe, streifte fast das Dach des Wagens. Schließlich mussten sie das Gefährt wechseln. Diesmal konnte von Auto keine Rede mehr sein, gerade einen Meter hoch und ohne Dach mussten sie darin mit angewinkelten Beinen liegen, Mund und Nase von Staubmasken geschützt. Kirsten lag hinter Elisabeth und Fredrik und konnte daher beobachten, wie sich Elisabeth während der Fahrt an ihren Mann drängte, ein rarer Ausdruck der Intimität zwischen den beiden.
    Eine im Vergleich zu draußen milde, dem Permafrost geschuldete Dauerkälte zupfte an den wenigen Stellen ungeschützter Haut, kroch schleichend durch die zu großen Arbeiterhandschuhe in Kirstens Fingerspitzen, aber diesmal war die Fahrt nicht lang, weil die Stollen schon bald selbst für diesen flachen Wagen zu klein wurden. Also ging es zu Fuß weiter, gebückt, zwischendurch beinahe kriechend. Einzig der vor lauter Spannung ausnahmsweise schweigsame Jonas konnte unbeschwert aufrecht laufen.
    Die Gruppe blieb immer wieder stehen, während der Führer ihnen Einzelheiten der Grube und des Abbaus des Kohleflözes erläuterte. Die Decken drückten von oben herab, veränderten den Hall der Stimmen, die Luft war kalt, aber ohne die Frische, die sonst mit Kälte einherging, sondern staubig und transportierte den Geschmack von Kohle. Jonas war im Handumdrehen schwarz im Gesicht, er war sich weder des Gewichts des Berges über sich bewusst noch der Tatsache, dass selbst Gestein Vergänglichkeit kannte. Als Kirsten nach ihm greifen wollte, entwand er sich ihr und sprang nach vorne an die Spitze der Gruppe. Dort, direkt vor ihnen, hantierte ein Arbeiter mit einer staubbedeckten Maschine, die Bolzen in die Decke bohrte, während so etwas wie ein kleiner Hebearm das hängende Gestein stützte. Der

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