Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
zusehends auf, und Pippa wollte die Gelegenheit nutzen, etwas mehr über Storchwinkel zu erfahren. »Das war eine beeindruckende Darbietung vorhin auf dem Friedhof. Der Trompeter ist wirklich gut. Hat der Tote sich die Fanfare gewünscht?«
»Nein – das ganze Dorf.«
Pippa und Mandy sahen sich an, und Pippa musste lachen.
Auch Mandy kicherte unterdrückt. »Glauben Sie mir, das ist das erste Mal, dass mich irgendetwas im Zusammenhang mit Bornwasser zum Lachen reizt.«
»So schlimm?«
»Schlimmer. Jeder hier kannte den Mann, und jeder hätte mit Freuden darauf verzichtet.«
»Gerichtsvollzieher sind traditionell nicht sehr beliebt.«
Mandy Klöppel zuckte nur mit den Schultern und schwieg wieder unergründlich.
Vor dem Café drängten sich die Menschen und ließen sich Kaffee und Kuchen schmecken. Sie standen um Bistrotische, die nicht aussahen, als würden sie im Gastronomiebedarf angeboten: Ihre Beine waren hohe, ineinander verschobene Xe, auf denen eine runde Naturholzplatte lag.
Die sehen ja aus, als hätte …, dachte Pippa, wurde aber in ihrem Gedankengang unterbrochen, als eine Kellnerin mit einem großen Tablett voller Köstlichkeiten vor ihr auftauchte. Genau wie Mandy Klöppel ließ sie Lucies Hand los, um sich zu bedienen, und sofort machte sich die Kleine zu neuen Abenteuern auf.
Einen Teller mit einem Stück Baumkuchen in der Hand, bewunderte Pippa das schmucke Haus, vor dem sie standen. Die Fassade war sonnengelb gestrichen, und über die gesamte Breite prangte in verschnörkelten Lettern: Echter Storchwinkeler Baumkuchen . Die beiden Schaufenster waren liebevoll mit der Spezialität des Hauses in zahlreichen Variationen dekoriert: von in Zellophan verpackten halben Ringen mit verschiedenen Glasuren bis hin zu einem beeindruckend hohen Hochzeits-Baumkuchen, der verschwenderisch mit Marzipanblumen geschmückt war. Ein Metallschild in Form eines Baumkuchens verriet den Namen des Cafés: Hildas Ade-Bar .
Störche sind hier wirklich allgegenwärtig, dachte Pippa und bewunderte den Humor der Cafébesitzerin.
Während Mandy Klöppel neben ihr die Ankunft eines Taxis beobachtete, las Pippa die Anschlagtafel neben der Eingangstür des Cafés: Täglich wechselnder Mittagstisch – Kaffee und Kuchen – Eigene Baumkuchenherstellung – Frisch gepresste Säfte – 3L-Gutscheine werden eingelöst.
Bevor Pippa fragen konnte, was sie unter 3L-Gutscheinen zu verstehen habe, sagte Mandy Klöppel: »Die Ade-Bar ist absolut empfehlenswert, das Essen ist sehr gut. Aber: Es ist ein echter Saftladen.«
Pippa stutzte kurz, dann verstand sie. »Kein Alkohol!«
»Genau! Obwohl der steife Kaffee das dreimal wettmacht. Der kann buchstäblich Tote zum Leben erwecken.« Nach einer Pause fuhr sie fort: »Pech für Harry Bornwasser, dass er niemals hier war.«
Auf Pippas fragenden Blick hin erklärte sie: »Bei Hilda Krause war für ihn nichts zu holen.«
Mit sattem Knall schlug die Tür des Taxis zu. Gabriele Pallkötter war ausgestiegen und ließ ihren strengen Blick über die Versammlung schweifen.
»Verdammt, die Palle. Die oberste moralische Instanz des Storchendreiecks.« Mandy Klöppel zuckte leicht zusammen. »Ich hätte es ahnen müssen.« Sie blickte sich hektisch um. »Wo ist Lucie? Das gibt nur wieder Ärger, wenn Frau Pallkötter merkt, dass die Kleine allein unterwegs ist.«
Auch Pippa konnte das kleine Mädchen nirgends entdecken.
»Ich kann sie schon hören! Allein, wie sie meinen Namen ausspricht, macht mich rasend«, sagte Mandy Klöppel zunehmend panisch. » Na, Frau Klöppel, ist Ihre Kleine wieder unbeaufsichtigt? Haben Sie sie wieder allein gelassen? « Trotz ihrer Besorgnis gelang der jungen Frau eine erstaunlich lebensechte Imitation der gefürchteten Jugendamtsleiterin.
»Lucie kann nicht weit sein«, begann Pippa, aber bevor sie den Vorschlag machen konnte, gemeinsam nach ihr zu suchen, stand Gabriele Pallkötter schon vor ihnen.
Na, da haben sich ja die beiden Richtigen gefunden, sagte der Blick der Dame. Dann sagte sie: »Ein glücklicher Zufall, dass ich Sie hier treffe, Frau Klöppel, dann muss ich Sie nicht suchen. Ich wünsche, Sie morgen auf dem Jugendamt zu sehen.«
»Hat das nicht Zeit bis nach Ostern?«, bat Mandy Klöppel.
Gabriele Pallkötter schüttelte den Kopf. »Gemeindeverwaltung Storchentramm. Morgen früh, zehn Uhr. Ich habe mich heute in Wolfsburg noch einmal umfassend erkundigt – auch was das Erbrecht angeht –, und ich würde das Ergebnis gerne mit Ihnen
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