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Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Titel: Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller
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engagieren, das Sie pünktlich aus dem Land der Träume holt!«
    Zurück im Zimmer, kleidete Pippa sich an und packte ihren Koffer aus. Sie hängte den Morgenmantel sowie ihre Hüte und Mützen an die altmodischen Kleiderhaken neben dem Schrank. Mit ihren Büchern neben dem Bett trug der Raum sofort ihre Handschrift. Ob noch genug Zeit war, ihre Eltern in Berlin anzurufen? Ihr Vater machte sich schnell Sorgen, wenn er nicht hörte, dass sie gut untergebracht war. Sie sah auf die Uhr. Jetzt war er vielleicht schon auf dem Weg in Ede Glassbrenners Wohnung, die endlich barrierefrei werden sollte. Als Hausmeister der Transvaalstraße 55 übernahm Bertie Bolle derlei Umbauten gerne selbst. Kurz entschlossen griff sie zum Telefon. Vielleicht konnte sie wenigstens kurz mit ihrer Mutter oder Großmutter …
    In diesem Moment klopfte es an der Tür.
    »Frau Bolle? Sind Sie wach?«, fragte Melitta Wiek leise.
    »Ich komme«, antwortete Pippa und stellte das Telefon zurück in die Ladestation.
    Eine solche Küche hatte Pippa nicht erwartet: Die eine Hälfte des riesigen Raums war hochmodern und nach dem neuesten Stand der Technik ausgestattet, während die andere Hälfte beherrscht wurde von einer Kombination aus gemütlicher Eckbank und großem Holztisch sowie mehreren Küchenstühlen, die ebenso antik waren wie die Möbel in ihrem Zimmer. Die Fenster gingen zum Dorfplatz hinaus. Das angrenzende Esszimmer, von dem aus man durch zwei große Flügeltüren aus Glas auf die Terrasse treten konnte, war modern eingerichtet.
    Pippa sah sich die Küchengeräte an, die eines Profis würdig waren, und fragte sich, in welcher Weise hier ihre Fähigkeiten gefordert sein würden.
    Melitta Wiek verstand sofort.
    »Frau Gerstenknecht erwartet von Ihnen nicht, dass Sie kochen«, sagte sie beruhigend. »Es ist alles geregelt. Das Mittagessen kommt direkt aus Hildas Küche. Sie bereiten lediglich das Frühstück zu und bringen es auf einem Tablett zu Frau Gerstenknecht nach oben. Sie frühstückt im Bett, während Sie ihr vorlesen.« Melitta Wiek lächelte. »Und das kann dauern. Sie sollten also schon etwas im Magen haben, wenn Sie nicht wollen, dass das Magenknurren Ihre Stimme übertönt. Danach helfen Sie der Chefin beim Waschen und Anziehen. Sie schätzt es, wenn Sie die Kleidung schon am Abend bereitlegen.«
    »Die Herrschaft schlief noch, aber die Zofe zog die Vorhänge zurück und öffnete die Fenster, um frische Luft hereinzulassen«, murmelte Pippa.
    »Oh, da haben Sie vollkommen recht – die Vorhänge habe ich vergessen«, sagte Melitta Wiek, ohne eine Miene zu verziehen.
    Sie öffnete die Tür des großen Kühlschranks, der reich gefüllt war.
    »Abends begnügt Frau Gerstenknecht sich mit kalter Küche – ein paar belegte Brote reichen völlig aus. Ehrlich gesagt finde ich, dass sie viel zu wenig isst. Achten Sie bitte darauf, dass sie wenigstens ausreichend trinkt.«
    Pippa deutete auf die perfekt ausgestattete Küchenzeile. »Hier kann man mühelos die Gäste eines ganzen Restaurants bekochen«, sagte sie.
    »Frau Gerstenknecht lädt gern ein.« Melitta Wiek lächelte. »Dann ist sie selbst hier aktiv.«
    Pippa konnte sie nur stumm anstaunen, und die Haushälterin fuhr fort: »Alle haben schon mit einer Schürze vor dem Bauch an dieser Arbeitsplatte gestanden: Geschäftspartner, Angestellte, Bürgermeister oder der alte Heinrich, ganz egal. Frau Gerstenknecht thront auf der Eckbank und delegiert – und die Gäste schnippeln, schneiden und schälen. Während die anderen dann den Tisch decken und einen Aperitif nehmen, der natürlich alkoholfrei ist, zaubert sie ein Menü, nach dem man sich alle zehn Finger leckt. In dieser Küche wurden beim Kartoffelschälen und Möhrenraspeln schon internationale Verträge geschlossen.«
    »Und ich wette, keiner der Vertragspartner hat das je vergessen«, mutmaßte Pippa amüsiert.
    »Frau Gerstenknechts Strategie funktioniert – wir liefern mittlerweile nach Japan und Australien, die USA und Argentinien.«
    Der Stolz in Melitta Wieks Stimme war nicht zu überhören, und dass sie in diesem Zusammenhang das Wort wir benutzte, zeigte, wie sehr die Haushälterin sich Christabel Gerstenknecht und ihrer Fabrik verbunden fühlte.
    »Hat Frau Gerstenknecht die Firma zu dem gemacht, was sie heute ist?«
    »Lüttmann senior leitete einen der wenigen privaten Handwerksbetriebe der DDR, kam dann aber mit der Wende nicht zurecht. Der Firma ging es gar nicht gut. Und dann starb auch noch seine erste

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