Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
Kreativteam habe ich allerdings nur Vitus Lohmeyer entdecken können.«
Christabel runzelte die Stirn. »Sehr richtig. Und das, obwohl ich allen den Konzertbesuch verordnet habe. Inklusive Überlassung der Eintrittskarte, versteht sich. Dennoch glänzen die Herren Bartels und Hollweg durch Abwesenheit.«
Dass Bartels nicht unter den Konzertbesuchern war, überraschte Pippa nicht, aber der Betriebsleiter?
Das wird den Kaufpreis für Lüttmanns Lütte Lüd in die Höhe treiben, Hollweg, dachte sie. Wenn ich einen eurer Zwerge zitieren darf: Dumm gelaufen!
Christabel deutete auf einen Mann, der an einer Laterne lehnte und sich in ihrem Licht Notizen machte. »Sehen Sie, Pippa: Sogar die Polizei ist heute Abend hier. Sehr eifrig, der junge Beamte. Ob er hofft, mit Hilfe von Überstunden seine Beförderung zu beschleunigen?« Als Pippa zögerte, fügte sie hinzu: »Gehen Sie schon, berichten Sie ihm die Neuigkeiten über Waltraut Heslich, von denen Sie mir auf der Herfahrt erzählt haben. Ich laufe Ihnen nicht weg.«
»Guten Abend, Kommissar Hartung. Sind Sie dienstlich hier?«, fragte Pippa.
Hartung verzog seinen Mund zu einem schmalen Lächeln. »Jede Gelegenheit wahrzunehmen, sich über den potentiellen Täterkreis zu informieren, zeichnet einen guten Ermittler aus, Frau Bolle«, entgegnete er knapp.
Besonders dann, wenn er keinen anderen Lebensinhalt zu haben scheint als amerikanische Krimiserien und deren Helden nacheifern möchte, dachte Pippa.
»Vielleicht habe ich etwas für Sie«, sagte sie und berichtete ihm von Waltraut Heslichs Plänen, ein neues Testament aufzusetzen. Als sie sich vergewissert hatte, dass Christabel außer Hörweite war, erzählte sie ihm auch von dem Drohbrief an der Terrassentür.
»Haben Sie den Brief bei sich?«, fragte Hartung beunruhigt. »Ich würde ihn mir gern ansehen.«
»Nein. Ich habe nicht damit gerechnet, Sie hier zu treffen.«
»Sie sollten die Drohung keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen. Ich komme mit nach Storchwinkel, ich möchte die Nachricht so schnell wie möglich …«
Pippa unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln. »Nicht heute, bitte. Kann das bis Dienstag warten? Frau Gerstenknecht weiß noch nichts davon, und sie hatte in den letzten Tagen genug Aufregung. Sie braucht dringend Ruhe. Ich will ihr heute nicht noch mehr zumuten.«
Er dachte kurz nach und nickte dann. »Einverstanden. Nach den Gesprächen mit Hollweg und Bartels wollte ich ohnehin nach Storchwinkel. Dann komme ich anschließend gleich bei Ihnen vorbei.«
Er ging mit Pippa zu Christabel hinüber.
»Guten Abend, Frau Gerstenknecht. Ich bin am Dienstagnachmittag dienstlich in Storchwinkel und würde dann auch gerne mit Ihnen und Ihrem Sohn Julius sprechen.«
»Ja, natürlich«, erwiderte Christabel abwesend, während sie sich umsah. »Ich frage mich, wo genau dieser Sohn so lange bleibt. Hat er das Auto in Storchwinkel geparkt?«
»Vielleicht wartet er an einem anderen Ausgang auf Sie? Rufen Sie ihn doch einfach an, ehe Sie hier noch weiter vergeblich warten«, schlug Hartung vor.
»Ich besitze kein Handy, junger Mann«, gab Christabel hoheitsvoll zurück.
»Meine Mutter dachte auch, sie könne nicht mit einem Mobiltelefon umgehen. Sie schreckte vor der Technik zurück.« Hartung lächelte milde. »Aber ich habe ihr ein Seniorengerät gekauft, mit besonders großen Tasten und ganz einfacher Bedienung. Jetzt ist sie immer erreichbar.«
In aller Ruhe zog Christabel ihre Handschuhe glatt. »Nur Diener müssen immer erreichbar sein, Herr Hartung. Ich erlaube mir den Luxus, andere nicht jederzeit in meine Tagesplanung hineinpfuschen zu lassen.«
»Man sollte sich vom Fortschritt nicht einschüchtern lassen, Frau Gerstenknecht. Man muss nur Leute finden, die einem helfen, Schritt zu halten.«
Ach du meine Güte, dachte Pippa, hin- und hergerissen zwischen Belustigung und ehrlicher Sorge um Hartung, jetzt hat sich unser Kommissar so weit aus dem Fenster gelehnt, dass er gleich kopfüber hinausfällt. Und die Landung wird alles andere als weich.
Christabel musterte den jungen Beamten ausdruckslos. »Mein erstes Auto habe ich 1946 über die Avus gejagt, meinen ersten Flug habe ich 1951 absolviert. Als ich zum ersten Mal an einem Computer saß, hat Ihre Mutter Ihnen noch die Windeln gewechselt. Und Sie glauben, ich habe Angst vor einem kleinen Telefon?«
Damit wandte sie ihren Blick ab und beobachtete eine Gruppe Menschen vor der Kirche, unter ihnen Gabriele Pallkötter.
Obwohl
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