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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Weg zum Zauberer
pfiff. Doch als er schließlich in der Smaragd-Stadt ankam, war der Zauberer noch nicht wieder zurück.
    Wield wartete auf ihn. Dem zerklüfteten Gesicht des Sergeant irgendwelche Gefühlsregungen abzulesen war unmöglich, aber seine Körpersprache war ein einziger Vorwurf.
    »Tut mir leid, Wieldy. Ist was passiert?«
    »Nichts, das ich nicht mit Drohungen, Versprechungen oder ein paar saftigen Lügen in den Griff kriegen konnte«, sagte Wieldy. »Das einzig Erfreuliche war, daß Jack vom Schwarzen Bullen mir eine Extraportion Fritten gegeben hat, als ich ihm sagte, daß weder du noch Mr. Dalziel heute kommen würden.«
    »Du hast also zu Mittag gegessen? Glückspilz«, sagte Pascoe.
    »Ich war im Dienst. Ich war deinetwegen dort«, sagte Wield und zog sein Notizbuch hervor.
    »Was? Ach, die Sache in Harrogate. Bist du fündig geworden?«
    Der Sergeant blätterte in seinem Notizbuch.
    »Ich habe drei Halbe, eine Steak-und-Nieren-Pastete und zwei Portionen Schwarzwälder bezahlt. Von wem kriege ich das Geld wieder?«
    »Nun sei mal nicht so geldgeil«, warf Pascoe ihm scheinheilig vor. »Wer war überhaupt der Prasser?«
    »Freund vom Rathaus. Er hat einen Freund in Harrogate.«
    Wields Blick fiel auf das Buch
Im Birnbaum,
das Pascoe auf seinen Schreibtisch gelegt hatte. Er öffnete es vorsichtig und las die Widmung.
    »Freund von dir, was? Wußte gar nicht, daß du dich in so betuchten Kreisen rumtreibst.«
    Er klang leicht irritiert, und Pascoe ertappte sich dabei, wie er mit gleicher Münze zurückgab: »Hast du was dagegen?«
    »Dein Bier.«
    »Aber du meinst, weil er ein Lord und ein Konservativer ist, muß man einen großen Bogen um ihn machen? Ich hätte gedacht, daß ausgerechnet du dich vor Pauschalurteilen hüten würdest.«
    Es war ein Schlag unter die Gürtellinie, aber Wieldy zuckte mit den Schultern und tat unbeteiligt.
    »Was weiß schon ich? Es ist eine andere Welt.«
    »Nun übertreib mal nicht. Es ist auch unsere Welt, er ist ein Mann des öffentlichen Lebens«, sagte Pascoe, der sich wegen seiner eigenen Gereiztheit gezwungen sah, Partridge zu verteidigen. »Er tut eine Menge Gutes.«
    »Wohltätigkeit, meinst du? Ja, ich habe ihn im Radio reden hören. Es ging um die Heime für behinderte Kinder von der Carlake-Stiftung. Ich hab sogar was hingeschickt. Aber von der Aufzeichnung eines fünfminütigen Gesprächs bis zu Mutter Teresa ist es noch ein weiter Weg, findest du nicht?«
    »Er tut mehr als das«, sagte Pascoe mit der Expertise des Klappentextlesers. »Er ist einer der Direktoren. Und seine Einnahmen aus dem Buch fließen in die Stiftung.«
    »Wahrscheinlich kann er sich das leisten«, sagte Wield. »Jemand, der Mietverträge zu 250 Pfund die Woche für seine Wohnungen austeilt, dem kann es nicht an Kleingeld fehlen.«
    Pascoe versuchte dahinterzukommen, warum Wield so gereizt war, und das lenkte ihn davon ab, nach dem Grund für seine eigene Gereiztheit zu suchen.
    »Was hast du da eben gesagt?«
    »Die Wohnung, nach der du gefragt hast. Ein Hausverwalter sieht nach dem Haus, und dahinter steht eine Immobiliengesellschaft namens Millgarth Estates. Und weißt du, wer der Hauptaktionär ist? Richtig. Dein Lieblingsautor, Lord Partridge.«
    »Du hast gesagt ›Mietverträge austeilt‹ …?«
    »Ja. Die Frau wohnt da, zahlt keine Miete, keine Verwaltergebühren, nichts. Wer ist sie? Sein kleines Privatvergnügen?«
    Da dämmerte Pascoe, daß sie beide aus demselben Grund gereizt waren. Wield, weil man ihn nicht einweihte, und er, weil er im verborgenen arbeiten mußte.
    Er sagte: »Nein, sie ist das alte Kindermädchen der Familie.«
    Wield pfiff und sagte: »Kein schlechter Job, wenn man ihn kriegt. Was hat das mit uns zu tun?«
    Gute Frage. Noch besser wäre gewesen: Was hat das alles mit Ralph Mickledore zu tun? Mit Pam Westropp? Mit Cissy Kohler?
    Müde erwiderte er: »Das weiß nur Gott allein, und der ist heute nicht da.«
    Manchmal war es gar nicht so schlecht, im dunkeln zu tappen.

Sechs
    »Um Gottes willen, sprecht mir nicht von Freiheit, wir haben davon vollkommen genug!«
    E rst als sie die Boeing 747 in Heathrow bestieg, wurde Cissy Kohler klar, daß sie das Raumfahrtzeitalter verpaßt hatte. Fernsehen, Bücher und Zeitungen fütterten die Menschen mit einem Frikassee aus Fakten und Phantasie, bis Apollo 11 und
Star Wars
letztendlich ununterscheidbar waren. Im Gefängnis hatte die Zeit stillgestanden. Die Ereignisse des kurzen Zeitraums seit ihrer Entlassung

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