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Insel, aus Traeumen geboren

Insel, aus Traeumen geboren

Titel: Insel, aus Traeumen geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grace
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Olivenhain.
    „Denkst du, Einheimische würden herkommen und die Grabstätte plündern?“, fragte Olivia, als sie aus dem Jeep kletterte. Die Umgebung war so friedlich und idyllisch, dass es unsinnig erschien, sich um solche Dinge Sorgen zu machen.
    „Oder ein Team von einer anderen Universität“, erwiderte Jack. „Robbins hat zwar versucht, es geheim zu halten, dass wir die Erlaubnis zu neuen und letztmaligen Grabungen bekommen haben, aber es könnte trotzdem etwas durchgesickert sein. Du weißt, wie Archäologen sind.“
    „Erfolgshungrig, immer bereit, ihr Territorium zu verteidigen, und von ihrer Leidenschaft getrieben, meinst du?“
    Er lächelte sie frech an. „Auf meine Person trifft nur Letzteres zu.“
    Wieder hatte er es geschafft, ihren Puls zum Rasen zu bringen. Ein Blick oder eine Bemerkung von ihm genügten. Oh ja, von Leidenschaft getrieben wurde Jack ganz gewiss. Früher hatte er immer gesagt, sie würden den Neid der Götter erregen. Es kam alles wieder zurück, auch das Gefühl, seiner magischen Anziehungskraft hilflos zu erliegen.
    Er hievte den Picknickkorb aus dem Jeep. „Lass uns erst etwas essen, bevor wir uns in die Arbeit stürzen. Entgegen der allgemeinen Meinung bin ich nicht Mr. Superman und muss mich erst stärken. Danach lade ich unsere Sachen aus.“
    „Und was ist mit den anderen Leuten? Essen wir nicht alle zusammen?“, fragte Olivia nervös. Nach einem romantischen Picknick zu zweit war ihr ganz und gar nicht zumute. Das wäre kein guter Start für ihre Arbeit.
    „Siehst du hier irgendwelche Kollegen? Ich nicht. Also lass uns anfangen.“
    Olivia sah ein, dass sie sich schlecht länger dagegen sträuben konnte. Was sollte bei einem Picknick am helllichten Tag auch schon geschehen?
    Sie gingen über das Feld, wo noch die Spuren der früheren Grabungen zu sehen waren, die mit Steinen und Holzpfählen markiert waren. Dann blickten sie hinunter in eine große Grube, wo roh behauene Felsen eine uralte Ansiedlung mit Tempel und Begräbnisstätte markierten.
    „Das Grabgewölbe muss irgendwo dort unten sein“, sagte Olivia leise. „Ich weiß es genau.“
    „Wenn es da ist, dann finden wir es auch“, meinte Jack zuversichtlich. „Diesmal haben wir ein besseres Team, eine umfassendere Ausrüstung und tüchtige Arbeiter. Wir werden es finden. Es muss uns einfach gelingen.“
    Olivia nickte. Wenn es nichts weiter als reiner Willenskraft bedurfte, dann würden sie Erfolg haben.
    Auf der anderen Seite der Ausgrabungsstätte herrschte geschäftiges Treiben. Einige Männer in Overalls arbeiteten mit Pickeln und Schaufeln, während andere ein großes Zelt errichteten und darin Tische und Stühle aufstellten.
    „Alles ist größer und besser dieses Jahr“, stellte Olivia fest.
    „Richtig. Diesmal haben wir auch Toilettenhäuschen und eine Dusche. Zwar nur mit kaltem Wasser, aber letztes Mal konnten wir nur im Meer baden. Bist du froh, dass du mitgekommen bist?“
    „Natürlich“, erwiderte sie, was auch stimmte. Der Sommer war ihre liebste Jahreszeit. Da noch weitere Leute eintreffen würden, brauchte sie keine Angst vor Jacks Nähe zu haben. Er war auch nicht das Problem. Das Problem war sie selbst. Wenn sie doch nur halb so viel Willenskraft wie er besitzen würde!
    Automatisch schlugen sie den Weg zu einem kleinen Pinienwäldchen oberhalb der Klippen ein. Ob Jack sich noch daran erinnerte, dass hier oben ihr Lieblingsplatz gewesen war, wo sie oft gesessen und den Sonnenuntergang über dem Ägäischen Meer betrachtet hatten? Und dass sie unten im Ort eine Hängematte gekauft und an zwei Bäumen befestigt hatten? Sie war groß genug für zwei Personen gewesen und befand sich immer noch bei Olivia zu Hause im Schrank. Sie musste sich endlich davon trennen, um sich von der Vergangenheit zu lösen.
    Sie öffnete den Picknickkorb und breitete eine große karierte Tischdecke im Gras aus. Jack holte eine Flasche Rotwein hervor. Nachdem er sie geöffnet hatte, schenkte er zwei Pappbecher voll und reichte Olivia einen.
    „Auf einen erfolgreichen Sommer“, sagte er und prostete ihr zu. Wobei Olivia wieder schmerzlich bewusst wurde, dass es ihr letzter gemeinsamer Sommer sein würde.
    „Und darauf, dass wir die Grabstätte finden“, betonte sie. Nur nicht persönlich werden.
    „Auf dass wir alles finden, wonach wir suchen“, fügte er bedeutungsvoll hinzu und hielt ihren Blick fest, während Olivia überlegte, was er wohl damit hatte sagen wollen.
    Sie trank einen Schluck Wein.

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