Insel, aus Traeumen geboren
einem Einwand von seiner Seite gerechnet. Umso erleichterter war sie, dass Jack sich zurückziehen wollte und sie ihr Zelt für sich allein hatte.
„Sind die Duschen schon aufgestellt?“, fragte sie.
„Noch nicht. Wir haben ja das Meer. Oh, ich habe ganz vergessen, dass du noch keinen Schwimmanzug hast.“
„Hast du denn eine Badehose dabei?“
„Nein. Aber ich habe auch kein übermäßig ausgeprägtes Schamgefühl.“
„Du besitzt überhaupt keins. Ich habe allerdings vorgesorgt und unsere Hotelbademäntel erstanden.“
„Gute Idee, Olivia. Dann hast du offenbar den gleichen Gedanken wie ich gehabt. Wir laufen in unseren Bademänteln zum Strand hinunter und legen sie dort ab.“
„Wirst du wegschauen, bis ich im Wasser bin?“
„Großes Ehrenwort.“
Dennoch zögerte sie. Olivia hatte sich geschworen, auf Distanz zu Jack zu bleiben. Aber das Meer war so verlockend warm. Außerdem war es stockdunkel. Was konnte schon passieren, wenn sie ein kurzes Bad nahm? Niemand würde es erfahren. Sie öffnete das Paket mit den Bademänteln und reichte Jack seinen. Nachdem er das Zelt verlassen hatte, damit sie sich umziehen konnte, verspürte sie plötzlich ein Kribbeln im Magen, und eine innere Stimme sagte ihr, dass ihr Vorhaben nicht so besonders toll war.
Bevor sie es sich jedoch wieder anders überlegen konnte, streifte sie ihre Kleidung ab und schlüpfte in den kuscheligen Frotteemantel. Wie konnte etwas, das ihr ein so wundervolles Gefühl vermittelte, ein Fehler sein?
Draußen stand Jack und spürte, wie ihm das Adrenalin durch die Adern schoss. Er hatte das Gefühl, im Lotto gewonnen zu haben oder zu träumen. Wie oft hatte er diesen Traum schon gehabt, in dem Olivia nackt und wie eine wunderschöne Meerjungfrau auf ihn zugekommen war – Olivia und er wieder miteinander vereint.
Verlor er etwa jetzt schon den Kopf? Es war doch nur ein mitternächtliches Bad im Meer. Doch es war immerhin ihre Idee gewesen und nicht seine. Die beste Idee seit Langem: ein romantisches Bad mit Olivia im warmen Ägäischen Meer!
Gut, er hatte ihr versprochen wegzuschauen, wenn sie den Bademantel abstreifte. Aber das würde sie doch nicht im Ernst von ihm erwarten?
Jack zog sich aus und legte seine Kleidung neben seinen Schlafsack, der etwa zehn Meter von Olivias Zelt entfernt ausgebreitet lag. Bevor er jedoch eine Chance hatte, sich in seinen Bademantel zu hüllen, kam Olivia auch schon heraus.
„Oh, du bist noch gar nicht fertig“, sagte sie und kehrte ihm augenblicklich den Rücken zu.
„Tut mir leid, ich … ich war mit meinen Gedanken bei den Ausgrabungen“, schwindelte er.
Sie sah in dem weißen Gewand und mit dem blonden Haar, das im Mondlicht silbrig schimmerte, atemberaubend aus. Langsam ging Jack auf sie zu und berührte mit seinem Finger sanft ihre Wange.
„Ich wollte nur sehen, ob du es wirklich bist.“
Ihr Lachen klang seltsam atemlos.
Ja, sie war es wirklich. Und wunderschön. So real und schön, dass sein Herz laut zu klopfen begann und er befürchtete, sie könnte es hören.
„Wir nehmen wohl besser eine Taschenlampe mit“, sagte er rau.
„Der Mond ist hell genug“, entgegnete sie.
Damit sie nicht stolperte, nahm er sie bei der Hand. Wobei es ihm nur recht gewesen wäre, wenn sie ihm – wie auf der Fähre – in die Arme gefallen wäre. Er wollte, dass sie sich an ihn schmiegte, weil sie ihn ebenso begehrte wie er sie. Dann wollte er sie küssen, bis sie in seinen Armen dahinschmolz, und sie für immer festhalten.
Dabei wusste er ganz genau, dass es heute Abend nicht geschehen würde, dazu war es zu früh. Wahrscheinlich würde er den ganzen Sommer brauchen, um Olivia zurückzugewinnen. Trotzdem konnte er es nicht erwarten, den Anfang zu machen. Mit ihrer Hand in seiner und dem silbrigen Mondlicht auf dem Wasser war zwischen ihnen alles möglich.
Als sie den Strand erreichten, hielt Jack sein Versprechen und drehte sich um, bis er das Wasser aufspritzen hörte. Dann warf er seinen Bademantel neben ihren und lief ebenfalls in die Fluten. Er tauchte ein paar Meter und kam dann neben Olivia wieder hoch.
„Das war eine gute Idee“, sagte er, während er Wasser trat und sie anschaute. Obwohl er vermutlich nicht viel gesehen hätte, vermied er es, den Blick zu ihren Brüsten schweifen zu lassen. Trotzdem hatte er deutlich vor Augen, wie sie von den mondbeschienenen Wellen umspült wurden.
Gemeinsam schwammen sie auf das ruhige Meer hinaus, bis Jack sich auf den Rücken drehte und zu
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