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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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sich der Margarite-
    no.
    »Wenn Kapitän Jacare Jack weiter in der Karibik
    Schiffe überfällt, wird keiner ihn mit einem reichen Mann aus Westindien in Verbindung bringen, der
    nach Aberdeen zurückgekehrt ist. Und wenn sie dich eines schlechten Tages erwischen, wird keiner auf die Idee kommen, daß ein bartloses Jüngelchen Jacare Jack sein könnte, der seit über zwanzig Jahren die Meere unsicher macht.«
    »Ganz schön raffiniert!«
    »Dieses Schiff ist für Seitenwinde wie geschaffen.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Wind von achtern hilft allen in gleicher Weise,
    doch alle Winde auszunutzen gelingt nur den
    Schlauen.« Er sah ihn von der Seite an. »Wo be-
    wahrst du deine Perlen auf?«
    »Auf der Insel.«
    »Wir können dort haltmachen, um sie zu holen, und dann läßt du mich in England von Bord. Ab dann
    gehört das Schiff dir.«
    »In England?« entgegnete Sebastian schockiert.
    »Aber das liegt doch…!«
    »Südlich von Schottland«, unterbrach ihn Kapitän
    Jack belustigt. »Nichts ist perfekt. Nicht einmal meine Heimat…« Er streckte ihm die Hand entgegen, in die Sebastian kräftig einschlug, und schloß:
    »Also abgemacht, aber das bleibt für den Augen-
    blick lieber unter uns. Einigen wirst du gar nicht gefallen.«
    »Und wer sind die?«
    »Das mußt du selber rausfinden, und zwar lieber
    früher als später…«Jacare Jack nickte ihm zum Ab-
    schied zu. »Und jetzt sag Lucas, daß er Kurs auf die Insel nehmen soll, und laß mich ausruhen. Jetzt wo ich weiß, daß ich bald zu Hause sein werde, kann ich ja vielleicht etwas schlafen.«
    »Habt Ihr noch ein Haus in Aberdeen?«
    Traurig schüttelte der Schotte den Kopf.
    »Ich bin auf der Straße aufgewachsen und mit
    zwölf auf mein erstes Schiff gegangen. Jedes Haus, das ich mir dort kaufe, wird mein Haus sein, doch gibt es da eines, unter dessen Portal ich manche
    Nacht geschlafen habe, von dem habe ich immer
    geträumt.« Er lächelte bitter. »Dafür brauche ich deine Perlen.«
    Wieder zurück an Deck, suchte Sebastián Lucas
    Castafio, um ihm den Befehl des Schotten zu über-
    bringen. Der Panamese verzog den Mund zu einem
    spöttischen Lächeln.
    »Gehen wir deine Perlen holen?«
    »Möglich.«
    »Das heißt, daß wir bald einen neuen Kapitän kriegen.«
    Der Angesprochene zuckte fast unmerklich mit den
    Schultern.
    »Auch möglich.«
    »Gratuliere, Junge!« lautete die ehrliche Antwort des Adjutanten, während er Sebastian herzlich auf die Schultern klopfte. »Und alles Glück der Welt.
    Du wirst es brauchen…«
    Als hielte er damit einen bedeutenden Abschnitt im Leben des Schiffs für beendet, fuhr er den wachha-benden Steuermann an:
    »He, du verdammter Maure! Kurs Nordost!« Und
    zu den zwei Männern gewandt, die auf Deck in einer Ecke Karten spielten: »Und ihr zwei, kümmert euch um das Manöver!«
    »Was soll denn jetzt diese Kursänderung?« wollte
    einer von ihnen wissen, der sich nur unwillig aus einem Spiel reißen ließ.
    »Hier befiehlt der Kapitän und kein Hurensohn…
    Noch Fragen?«
    Es gab keine Fragen mehr, denn schließlich war es ziemlich egal, welchen Kurs sie steuerten, solange das Meer ruhig, die Winde günstig waren und sich
    kein Segel am Horizont zeigte.
    Die meisten Schiffe brachen von einem Hafen auf
    und fuhren irgendwo hin, daher war dort das Leben an Bord von der Notwendigkeit bestimmt, früher
    oder später das Ziel zu erreichen. Die flüchtige jacare dagegen vagabundierte von einem Ort zum ande-
    ren, stets bereit, sich auf ein ahnungsloses Opfer zu stürzen oder eine schnelle Flucht zu unternehmen, wenn der Feind zu mächtig war. Das bloße Segeln
    war daher eine monotone Lebensweise ohne große
    Überraschungen.
    Ein Überfall war eine Angelegenheit von Stunden,
    doch eine Beute konnte Wochen, ja Monate auf sich warten lassen. Daher hatte sich die Besatzung der Jacare daran gewöhnt, das schnittige Schiff als ihren heimatlichen Herd anzusehen, und die Geduld als
    ihre Verbündete.
    Man aß, schlief, schrubbte die Decks, schwatzte
    oder spielte Karten, wohl wissend, daß das harte
    Geschäft der Piraten in erster Linie langweilige Rou-tine bedeutete. Aufgrund der langen Mußestunden
    erinnerte die verwahrloste Besatzung eher an eine Bande von Vagabunden als an eine schlagkräftige
    Truppe von Halunken, die in der Lage war, eine
    ganze Flotte zu versenken.
    Sebastián Heredia fing an, jeden einzelnen unter
    die Lupe zu nehmen, um herauszufinden, wer von
    ihnen auf die verlockende Idee kommen könnte, ihm

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