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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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trotzdem grüßte.
            »Tag, Doc. Du auch wieder da, Shanahan? Was hat er vor, Doc? Treibt sich in letzter Zeit ständig am Hafen rum.«
            »Von wegen, stimmt doch gar nicht«, meinte Shanahan grinsend.
            »Und ob. Sobald ein Schiff kommt, rennst du herbei wie die Kuppler.«
            »Wer ist das?«, wollte Allyn wissen, nachdem der Fremde in der Menge verschwunden war.
            »Bailey. Ein Nachrichtenhändler, könnte man sagen.«
            Shanahan war unvermittelt stehen geblieben, sein Gesicht wirkte grau. »Hier sind Ihre Sachen, gehen Sie jetzt an Bord.«
            Er pfiff einen Seemann herbei, der Allyns Gepäck übernahm, und tauchte in der Menge unter.
            Allyn fand einen Platz an der Reling und sah sich um, weil er wissen wollte, warum Shanahan plötzlich so schroff geworden war.
            Eine lange Reihe von Sträflingen, die an den Füßen zusammengekettet waren, schlurfte über den Kai zum Schiff. Die armen Kerle wirkten so elend, dass Allyn sie schon als künftige Patienten sah und einen Moment die Flucht vom Schiff erwog.
            Dann bemerkte er, dass das Treiben am Kai beinahe zum Stillstand gekommen war. Die meisten Arbeiter und einige Frauen standen reglos da und zwangen Seeleute und Soldaten, um sie herum zu laufen.
            Auch Shanahan stand still, als sich die Kettensträflinge näherten, und Allyn begriff, dass es sich um eine Solidaritätsbekundung für die Kameraden handelte.
            »Ungeheuerlich!«, bemerkte ein stattlicher Gentleman neben ihm.
            Und dann sah Allyn, wie Shanahan vortrat, um einem Sträfling die Hand zu schütteln, doch ein Aufseher ging dazwischen und stieß ihn weg.
            Als die letzten Gefangenen an Bord getaumelt waren, nahm das Leben am Kai seinen gewohnten Gang, als wäre nichts geschehen. Shanahan ging zum Wagen, drehte sich noch einmal um und winkte Allyn zu.
            »Denken Sie an Pitcairn!«
             
            Sean hatte den Anwalt keineswegs vergessen. Der Vorschlag, Sekretär zu werden, hatte ihn belustigt, war aber gut gemeint. Jedenfalls hatte er fürs Erste Geld in der Tasche und eine Menge zu erledigen. Er würde zu Mr. Baggott gehen, der sich, wie es hieß, mit den Anträgen von Sträflingen bestens auskannte.
            Unterwegs jedoch überlegte er es sich noch einmal. Warum nicht dieser Mr. Pitcairn? Wenn er so scharfsichtig war und das Übel der Deportationen erkannte, würde er sich womöglich auch für Angus einsetzen.
            Andererseits sollte er nicht glauben, Sean benutze Angus’ Elend als Hintertür, um sich eine Stelle in seiner Kanzlei zu besorgen.
            Er entschloss sich, doch bei seinem ursprünglichen Plan zu bleiben, und wartete eine Stunde und siebzehn Minuten, bis ihn der große Mann endlich empfing. In dieser Zeit beobachtete er den Sekretär, der mit den Papierbergen auf seinem Schreibtisch kämpfte, und die Klienten, die im Flüsterton Gespräche führten.
            Als Baggott endlich erschien, rief der Sekretär Seans Namen auf, und der Ire erhob sich.
            »Kommen Sie doch herein, Mr. Shanahan. Nehmen Sie Platz. Was kann ich für Sie tun?«
            Während Sean seine Ansichten darlegte, unterbrach ihn Baggott. »Einen Augenblick, Mr. Shanahan. Falls Sie Mr. Warboy an dieser unglücklichen Situation die Schuld geben wollen, kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen. Er ist mein Klient.«
            »Das ist mir bekannt. Und es heißt, Sie hätten sich für James Forbes eingesetzt, was sehr freundlich von Ihnen war. Ich will Mr. Warboy auch gar nicht die Schuld geben. Aber das Urteil kam übereilt, das Wort Vergewaltigung hat eine ungeheure Spannung erzeugt. Ein Wort, bei dem Männer und Frauen große Wut empfinden, auch wenn die Tat im Grunde selten bestraft wird. Wir haben hier also eine Frau, die vergewaltigt wurde. Keine Frau, eher ein junges Mädchen, bei dem es sich leider um die Enkelin von Mr. Warboy handelt …«
            »Ja, ja«, unterbrach ihn der Anwalt, »das hat alles in der Zeitung gestanden.«
            »Was nie hätte passieren dürfen. Es hat allen geschadet, Angus McLeod, Mr. Warboy und dem jungen Mädchen, das nicht gerade mit geistigen Gaben gesegnet ist.«
            »Immer halblang, Mr. Shanahan. Sie sollten keine wilden Behauptungen äußern, immerhin geht es um das

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