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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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einen grünen Daumen. Ich werde mich gern erkundigen, ob es noch ähnlich erfahrene Leute unter den Sträflingen gibt.«
            Daraufhin wandte sich Tom Flood an den Gouverneur. »Ich kann mich für Mr. Warboys Mann verbürgen, Euer Exzellenz. Als Nachbar habe ich mir die Arbeiten angesehen und muss sagen, dass es ein prächtiger Garten wird.«
            Das höre ich von ihm zum ersten Mal, dachte Barnaby, als er dem überraschenden Lob seines Nachbarn lauschte und sich fragte, warum der Mann sich in etwas einmischte, von dem er nichts verstand. Auf seinem eigenen Boden hatte er bis auf wenige Bäume alles gerodet, um Ackerland zu gewinnen.
            »Das freut mich zu hören«, erwiderte der Gouverneur. »Endlich erfahre ich, dass in der Kolonie auch gute Arbeit geleistet wird. Gut gemacht, Mr. Warboy!«
            »Vielen Dank, aber ich hatte auch Glück. Der Mann ist ein Künstler unter den Landschaftsgärtnern. Ich habe übrigens nicht gefragt, wie er in diese missliche Lage geraten ist.«
            »Das ist auch ratsam«, stimmte Lady Franklin zu. Und Tom Flood pflichtete ihr bei. »Dann hätten Sie also nichts dagegen, einen Burschen wie Zack Herring zu beschäftigen?«
            »Guter Gott, nein.«
            Flood grinste. »Ihre Chance, Mr. Warboy.«
            »Welche Chance?«, fragte Barnaby verwirrt.
            »Lady Franklin Ihren Meister der Botanik zur Verfügung zu stellen und ihn den wichtigsten Garten der Kolonie anlegen zu lassen!«
            Barnaby kratzte sich am Ohr und rückte die Brille zurecht. »Herring soll das machen?« Er hoffte, er hätte sich verhört.
            »Für den Unglücklichen wäre es eine große Ehre und von Ihrer Seite eine mehr als großzügige Geste, Warboy. Was meinen Sie, Lady Franklin?«
            »Dieses Angebot könnte ich nicht ablehnen. Was hältst du davon, mein Lieber?«, fragte sie ihren Mann.
            »Problem gelöst«, meinte er geistesabwesend und wischte sich mit einem Taschentuch den kahlen Kopf. Sein hoher Kragen saß sehr eng, und die prachtvolle Galauniform war dem Klima kaum angemessen.
            Barnaby verpasste die Gelegenheit, sich aus der Affäre zu ziehen, und nun gratulierte Mrs. Bird ihm auch noch zu seiner Entscheidung.
            »Es ist reizend, dass es noch Herren gibt, die sich zu benehmen wissen.«
            Miss Skinner klopfte ihm mit dem Fächer auf den Arm.
            »Ich würde mir Ihren zauberhaften Garten gern einmal ansehen, Mr. Warboy.«
            »Das sollen Sie auch, Miss Skinner.«
            »Natürlich müssen wir Herring zum Gartenmeister befördern und ihn umgehend die Pläne zeichnen lassen.«
            Begriff denn niemand, dass er Zack Herring selbst brauchte? Die Arbeit hatte kaum begonnen, und der Plan diente Herring nur als Leitfaden, den er nach und nach noch verbessern würde. Das Endergebnis hing vom Gedeihen der vielen unterschiedlichen Pflanzen ab und würde womöglich anders als geplant aussehen, falls der Sommer zu trocken würde. Aber sie würden das schon hinkriegen, hatte Herring zuversichtlich erklärt.
            »Ja, sicher, befördern Sie ihn. Das ist für ein so großes Unternehmen sicher nötig. Einverstanden«, hörte er sich sagen.
            Im Stillen aber fragte er sich, ob ihm jemand die bittere Enttäuschung anmerkte. Er konnte sich nicht überwinden, Flood anzusehen und den Triumph in seinen Augen zu lesen. Seine Gespräche mit Herring, der sich mittlerweile recht liebenswürdig zeigte, waren der schönste Teil des Tages. Die Vorstellung, nicht mehr mit ihm zu plaudern und alle neuen Schösslinge und Knospen einzeln zu begutachten, stimmte ihn traurig.
            Er hatte noch die herzlichen Dankesworte seiner Gastgeber im Ohr, als er niedergeschlagen in seinen Buggy stieg und das Pferd nach Hause lenkte.
             
            Shanahan war ebenso erzürnt wie er.
            »Es hat keinen Sinn, sich zu beschweren, Herring muss gehen. Sein Werk wird uns vermutlich alle überdauern.«
            »Konnten die nicht jemand anderen nehmen?«, fragte Shanahan missmutig.
            »Nein. Tom Flood hat ihn dem Gouverneur praktisch auf dem Silbertablett serviert. Meinen Gärtner! Es war alles seine Idee, elender Kerl. Natürlich ist er bloß eifersüchtig, sonst nichts, aber ich konnte schlecht ablehnen.«
           

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