Insel der schwarzen Perlen
den Spalt des angelehnten Fensterladens. Bis auf das wenige Licht, das von drauÃen durch die Lamellen der Holzläden fiel, war es im Inneren dunkel. Johannes trug seine Hose, sein Oberkörper war nackt. Von dem Mädchen, das sich auf dem Bett räkelte, sah Elisa zuerst die nackten langen Beine, die geöffnet aus dem weiÃen Unterrock ragten. Es lag auf dem Rücken und lachte vor Vergnügen, während es Johannesâ Kopf zwischen ihre Beine drückte. Das fröhliche Mädchen war Ulani.
18. Kapitel
Anelas Mutter, 2011
Maja wartete ungeduldig am Wohnzimmertisch, bis ihr Vater seine Sachen nach seiner Rückkehr von der Honolulureise nach oben ins Kinderzimmer gebracht hatte. Ihre Nerven waren zum ZerreiÃen gespannt. Sie hatte niemandem, nicht einmal Keanu, von ihrer Begegnung hinter dem Wasserfall erzählt, da Sabji von der Polizei gesucht wurde. Noch war der Haifischmann am Leben, doch hatte die Kugel mehr Schaden angerichtet als zunächst vermutet. Zwei Notoperationen musste er bereits über sich ergehen lassen. Sollte er sterben, wollte Maja versuchen, Sabji zu helfen. Vielleicht konnte Mais Schwester irgendwo untertauchen. Sollte sie wegen Mordes angeklagt werden, würde sich Sabji das Leben nehmen, das zumindest befürchtete ihre Schwester. Aber warum hatte sie geschossen?
Oben ging die Dusche an. Es würde noch ein wenig dauern, bis ihr Vater runterkam.
Wieder sah Maja sich das Automatenfoto an, das Sabji ihr mitgegeben hatte. Ihr Vater Max und Sabjis Tochter Malia mussten vor vielen Jahren sehr ineinander verliebt gewesen sein, das sah man. Malia war die Tochter, die in jungen Jahren nach dem Unglück, als ihre Mutter angeblich ihren Vater erstochen hatte, verschwand. Aber warum? Und warum hatte sie den Haifischmann geheiratet? Malia war bereits verheiratet, als sie sich in Max verliebte, sie trug auf dem Foto zwei Ringe. Malia gehörte auch einst der Rubinring, den Maja von ihrem Vater bekommen hatte. Sabji hatte den Ring sofort erkannt, denn einst hatte der Ring ihr gehört. Schloss sich hier der Kreis zwischen Elisa und Maja? War es der Ring, der sie verband?
Auf dem Foto waren beide Ringe zu sehen, allerdings nur schemenhaft, denn die Farben waren verblasst. Malia war auf diesem Foto für eine Frau von Mitte zwanzig sehr dünn, fast kindlich wirkten ihre nackten Arme, die aus einem hochgeschlossenen asiatischen Kleid ragten.
Malia hieà Maria, die Gottesmutter. Sabjis Tochter war jetzt fünfzig Jahre alt, genau doppelt so alt wie Maja. Doch wenn Malia überhaupt noch am Leben war, dann wollte sie nicht gefunden werden, weder von ihrer Mutter noch von ihrer Tante und wahrscheinlich auch nicht vom Haifischmann. Der Mann muss sehr lange wütend auf sie gewesen sein. So viel hatte Maja mit Sabji durch Zeichensprache und mithilfe von Papier und Stift herausbekommen. Hatte ihn Malias Ehebruch mit Folgen so zornig gemacht? Wusste er, wer Maja war?
Vieles nur ein Ahnen. Kein wirkliches Wissen. Einiges wäre zu ungeheuerlich, um wahr sein zu dürfen, dann müsste Maja sich komplett neu überdenken. Ihre Schlussfolgerungen könnten immer noch falsch sein, redete sie sich ein. Sabji und sie wären dann Wahl-Tutu und Wahl-Enkelin. Was bedeuteten schon Blutsbande? Sie weigerte sich ohnehin, in Blutsverwandtschaft so viel mehr zu sehen als in ihren Wahrverwandtschaften. Ihre Freundin Ina nannte sie Schwester, weil Maja sie liebte wie eine Schwester. Ina war ihr näher als ihre ältere Schwester, mit der sie noch nie sehr viel anfangen konnte. Dennoch lieà die Vorstellung, dass Sabji ihre »echte« GroÃmutter sein könnte, ihr Herz mit einem Mal schneller schlagen.
Die Frage der Verwandtschaft war nur ein Teil ihres Problems, sehr viel schwerer wog die in dem Foto sichtbar gewordene Lüge ihres Vaters. Falls Majas Vermutung stimmen würde, war Max ein gewaltiger Lügner, und ihre Mutter musste sich vielleicht gleich danebenstellen.
Maja hatte die möglichen Lügen im Detail analysiert und war zu einer Reihenfolge an ScheuÃlichkeiten gekommen:
Fall A: Maja war ein Adoptivkind. Ihre Eltern hatten es ihr bisher gemeinerweise verschwiegen. Sie wurde geboren in Hawaii, gezeugt von dem Haifischmann und Sabjis Tochter Malia, die aber kein Kind wollte, und war dann irgendwie nach Deutschland gekommen. Seit es etwas zu erben gab, war der Haifischmann hinter ihr her, warum auch immer.
Fall B: Sie war ein Fehltritt ihres
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