Insel der schwarzen Perlen
Vaters, der in der Folge zu feige war, sich zu seiner Affäre in Honolulu zu bekennen, und ihre Mutter belog, indem er ihr irgendein Kind aus Hawaii aufschwatzte, das dringend adoptiert werden musste. Malia wollte auch in diesem Fall kein Kind, doch das wäre logischer, da Maja in diesem Fall nicht vom Haifischmann gezeugt worden wäre. Ihr Vater Max wollte Maja zumindest, war aber ein feiger Lügner und zudem ein mieser Fremdgänger.
Fall C war ihr am liebsten. In diesem Fall kannte Majas Mutter die ganze Geschichte, auch von der Affäre ihres Mannes hatte sie erfahren. Aus irgendwelchen Gründen hatte sie der Adoption nur unter der Bedingung zugestimmt, es Maja nie zu erzählen.
Dann gab es noch den Rubinring, den Maja jetzt an ihrem kleinen Finger hin und her drehte. Er hatte wahrscheinlich Frauen auf Hawaii und in Deutschland geschmückt, von denen einige längst tot waren. Der Ring könnte ihr mehr von der Wahrheit verraten, wenn er sprechen könnte.
Maja stellte einen Krug mit frischer Zitronenlimonade, Gläser und eine Schale mit Obst auf den Tisch. Ihr Vater würde sicher etwas Frisches wollen. Es war ein besonders heiÃer, geradezu klebriger Tag gewesen. Auch würde das vor ihnen liegende Gespräch ihm bestimmt nicht leichtfallen. Aber die Ungeheuerlichkeit ihrer Herkunft fraà nun schon seit Tagen an Majas Seele, und sie brauchte mehr Klarheit. Von Mai hatte sie bereits ein paar Informationen bekommen. Mai wusste, dass ihre Nichte Malia vor zweieinhalb Jahrzehnten ein Kind geboren hatte, denn das Sozialamt in Honolulu hatte sich zunächst in dem Gefängnis gemeldet, in dem Sabji ihre Strafe verbüÃte. Dort hatte das Amt angefragt, ob es weitere Verwandte gäbe, die das neugeborene Mädchen vielleicht groÃziehen wollten, denn Sabjis Tochter sei dazu nicht imstande.
Auf diese Weise hatte Sabji von der Geburt des Kindes erfahren. Ihre Freude war laut Mai zunächst groÃ. Zum einen gab es nach vielen Jahren der Unsicherheit endlich wieder ein Lebenszeichen ihrer Tochter Malia. Und dann war Sabji von nun an eine Tutu, was bei den Hawaiianern viel galt. Im Gefängnis lieà Sabji sich deswegen die rote Hibiskusblüte auf den Arm tätowieren. Darunter stand nicht nur Tutu, sondern auch das Geburtsjahr ihrer ersten Enkeltochter, Majas Geburtsjahr.
Mai hatte bei diesen Worten ihre Hand auf die von Maja gelegt. Zum ersten Mal begriff Maja die Intensität, die sie immer dann gespürt hatte, wenn die beiden alten Frauen in den Raum kamen, vor allem auch im Roten Haus.
»Meine Schwester hat auf dich gewartet, seit vielen Jahren ⦠Eines Tages, verstehst du, würde sie ihre Enkeltochter in den Armen halten dürfen. Das machte Sabji stark und glücklich ⦠Du warst und bist Hoffnung! Da konnte sie doch nicht zulassen, dass der Haifischmann dir etwas tut, oder?«
»Aber warum sollte er mir etwas tun wollen? Nur, weil ich das Produkt eines Seitensprungs bin?«
Mai hatte ihren Kopf geschüttelt.
»Es ist komplizierter. In deinem Geburtsjahr, nachdem ich davon erfahren habe, dass es dieses kleine Mädchen gibt, das ein Zuhause braucht, machte ich mich auf nach Honolulu. Ich fand das Mutter-und-Kind-Heim, doch Malias Mann, der Haifischmann, war vor mir dort gewesen ⦠du warst verschwunden. All die Jahre danach hörte Sabji nie wieder ein Wort von Malia, weder Karte noch Anruf, auch nicht, nachdem die Haftstrafe abgebüÃt war ⦠Wir wussten, es war etwas Schreckliches geschehen â¦Â«
Auch die Beziehung zwischen Sabji und Malia war Maja ein Rätsel. Wie konnte diese Frau, die auf dem Foto so schön und zart aussah, ihrer eigenen Mutter gegenüber so hartherzig sein?
Ein weiteres groÃes Warum. Was geschah wirklich in der Nacht, in der Sabji verhaftet wurde, weil sie ihren Mann erschoss? Und war dieser Mann wirklich Malias Vater? Mai hatte ihr ein Foto von Sabjis Mann gezeigt. Er sah so ganz anders aus als Malia. Mai hatte betrübt ihren Kopf geschüttelt.
»Ich weià es nicht, Kind ⦠Sabji behielt immer schon ihre Geheimnisse für sich, nach Art der Kahuna. Und dann verlor meine Schwester nach dieser schrecklichen Nacht ihre Stimme â¦Â«
»Sie hätte die Wahrheit aufschreiben können.«
»WeiÃt du, was ich glaube, warum sie es für sich behalten wollte und selbst mir das Fragen verbot?« Mai fixierte Maja bei diesen Worten wie eine Schlange, bevor sie ein
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