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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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ostentativ in die Kamera, so als müssten sie mit den Ringen etwas beweisen.
    Das Portrait wirkte komponiert. Ein starkes Bild. Jedes Mal, wenn Maja das Foto ansah, spürte sie ein vertrautes Kribbeln. Sie fühlte sich Elisa in diesem Foto nah.
    Dennoch hatte Keanu recht mit seinem gestrigen Kommentar. Das Foto verfolgt einen bestimmten Zweck. So sah es auch aus.
    Das Datum war der Zeitpunkt kurz vor Elisas gemeinsamem Verschwinden mit Kelii im Meer. Enthielt es eine Botschaft, die es zu entschlüsseln galt? Keanu hatte es gestern vermutet.
    Â»So etwas wäre einfach typisch Kahuna! Immer Rätsel hinterlassen … die nächsten Generationen auf Trab halten. Eine geheime Botschaft, theatralisch und natürlich über die Maßen schwer zu entschlüsseln!«
    Aber wie kam diese neue Fotobotschaft zu Maja? Vielleicht hatten doch Mai und Sabji das Päckchen hingelegt. Zu den verrückten Tutus würde es passen, meinte Keanu gestern.
    Â»Zufällig weiß ich, dass die beiden alten Schwestern lange Zeit nach einem Vermächtnis von Elisa gesucht haben, das ihnen angeblich versprochen worden war. Als Kinder sollen sie dabei gewesen sein, als Elisa mit Kelii ins Meer hinausschwamm, um niemals zurückzukehren.«
    Maja wurde hellhörig.
    Â»Denken sie womöglich, dass ich ihnen dabei helfen kann, Elisas Vermächtnis zu finden?«
    Â»Na ja, schließlich träumst du manchmal von ihr … Du hast doch irgendwie einen Draht zu Elisa, oder wie würdest du es nennen? Eine Art Nebel-Pflanzen-Schnur?«
    Keanu nahm ihr Leben auf der Baustelle zurzeit mit einer Art von Humor, mit dem Maja nicht sehr gut zurechtkam. Alles war irgendwie in Ordnung, für ihn zumindest. Für sie weniger.
    Â»Müssen sie mir deshalb meinen Lieblingsring stehlen?«
    Â»Das meinen Mai und Sabji nicht böse … es ist eher eine Art Liebesbeweis. Außerdem ist Sabji manchmal ein wenig sonderbar und dadurch, dass sie stumm ist, sucht sie sich bisweilen eigenartige Wege, um jemanden kennenzulernen. Aber sie meint es nie böse!««
    Maja blieb skeptisch, wollte aber Keanu zuliebe zumindest versuchen, gute Miene zum undurchsichtigen Spiel der Schwestern zu machen.
    Â»Du meinst, ich sollte es irgendwie als Einladung und Willkommensgruß sehen, wenn die alten Frauen mir zuerst meinen Ring entwenden, um dann mehr als vorher zurückzugeben?«
    Â»Meine Leute sind teils schräge Vögel, vor allem die alten Tanten. Tutus dürfen das bei uns, sie dürfen wild sein und ein wenig pupule … Mai und Sabji wollen dich kennenlernen, sie prüfen deinen Humor. Jetzt ist es nur eine Frage der Zeit, bald werden sie dich genauso lieben wie ich …«
    Liebe war der entscheidende Gedanke. Davon wollte Maja so viel wie möglich. Und Keanu ging es ebenso. Ihr gestriger Abend war deshalb wunderschön gewesen. Erst hatte ihr Liebster sie bekocht, was ihm selbst in ihrer provisorischen Küche problemlos gelang. Vorspeise aus gefüllten Avocados, dann Mangohuhn mit verschiedenen Beilagen.
    Nach dem Schokoladendessert gab es eine gegenseitige Massage. Doch dann hatte er die Streicheleinheiten an eine Bedingung geknüpft.
    Â»Du lernst jetzt meine Sprache …«
    Das war kein Witz. Ihr Liebster hatte es sich in den Kopf gesetzt, Maja seine Sprache beizubringen. Es war ein komplexes Unterfangen, denn es gab auf den hawaiischen Inseln allein mehr als zwanzig Worte für Regen. Sie musste sie endlos wiederholen, bis sich ihr einige eingeprägt hatten. Regen aus schwarzen Wolken, Regen mit Windböen oder die sanfte lauwarme Regendusche am Abend in Kombination mit Blütenduft … Eine Absurdität, mit der sie aufwachte. Eigentlich wollte sie seine Sprache gar nicht lernen. Englisch war anstrengend genug.
    Maja wollte ihren Liebsten an diesem Morgen nicht wecken, weil sie nachdenken musste, das ging am besten alleine. Sie wusste, wie viel es Keanu bedeutete, dass sie seine Sprache lernte, aber vieles in Maja sperrte sich dagegen. Tagaus tagein Englisch zu sprechen, war Umstellung genug, doch sie mochte Englisch. Keanu nicht. Den Hawaiianern war Englisch als Amtssprache aufgezwungen worden. Bei der kleinen, auserwählten Elite von Königstreuen gehörte es zum guten Ton, die ursprüngliche Sprache zu pflegen, so hatte Keanu es ihr mit charmantem Lächeln erklärt. Diese Königstreuen waren aber die gleichen Hawaiianer, die sich noch heute gegen Mischehen

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